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Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Titel: Abgeferkelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Hackenberg
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Drohung. Trotzdem wollte Kati sich nicht erpressen lassen. Außerdem musste sie mit dem geneigten Leser nun wirklich nicht darüber diskutieren, ob die Fotos in Farbe abgedruckt werden sollten oder nicht. »Ich würde mich freuen, wenn Sie sich das mit dem Abo noch einmal überlegen«, erwiderte sie und hoffte, dieses bizarre Gespräch endlich beenden zu können. »Denken Sie nur daran, wie viele Informationen Ihnen jeden Tag entgehen würden.«
    »Ach, das steht doch eh alles im Internet. Und was da nicht steht, kommt im Radio oder im Fernsehen.«
    »Wie Sie meinen. Ich danke Ihnen jedenfalls für Ihre Anregungen und den Anruf, Herr Westphal.«
    »Ich melde mich wieder, wenn mir etwas auffällt«, kündigte er an.
    »Tun Sie das. Wir freuen uns immer über ein Feedback unserer Leser.«
    »Na, dann: Wiederhören«, meinte er und hängte ein.
    »Seit wann freuen wir uns über ein Feedback unserer Leser?«, erkundigte sich Guido, kaum dass Kati aufgelegt hatte.
    »Hätte ich ihm sagen sollen, dass er seine kleinkarierten Kommentare aufschreiben und ins Klo spülen kann?«
    »Zum Beispiel. Wer war das denn?«
    »Irgendein Irrer aus Wittgenborstel, der sich darüber aufregt, dass wir den Blumenstrauß der Landfrauen-Vorsitzenden nicht in Farbe abgedruckt haben.«
    »Ach, das klingt nach Herrn Westphal.« Hinter seinem Computerbildschirm gluckste Heinz in sich hinein. »Unser treuester Leser im ganzen Landkreis.«
    »Er hat damit gedroht, sein Abo abzubestellen.«
    »Das tut er immer und macht’s dann doch nie.« Guido winkte ab. »Das Meckern über die Grümmsteiner Zeitung ist schließlich sein einziger Lebensinhalt.«
    »Wie traurig«, fand Kati. »Deshalb meinte er wohl auch, dass er sich wieder meldet, sobald ihm etwas auffällt.«
    »Das ist allerdings eine Drohung, die er ganz bestimmt wahr macht. Kannste dich schon mal drauf einstellen.«
    »Wie sieht’s mit den Kurzmeldungen aus?«, schaltete sich Manolo nun ein, der die ganze Zeit in einem Affentempo auf seiner Tastatur herumgetippt hatte.
    »Bin fast fertig.«
    »Mach voran. Ich will Jonas gleich in der Konferenz keine halbleeren Seiten präsentieren müssen.«
    Kati biss die Zähne zusammen und schrieb in der nächsten halben Stunde eine Meldung nach der anderen: Skat-Turnier in der Vereins-Gaststätte »Zum blauen Wunder«, Flohmarkt auf dem Parkplatz eines Discounters und ein Aufruf zum Blutspenden durch das Deutsche Rote Kreuz. Am Wochenende schien im Landkreis Grümmstein eine Menge los zu sein. Doch während sie ihre Texte ins fertige Layout der Seiten kopierte, fragte sie sich mit einem unguten Gefühl in der Magengegend, wie sie diese beiden freien Tage überstehen sollte. Zuerst hatte sie vorgehabt, nach Frankfurt zu fahren. Doch ihre Eltern hatten gemeinsam mit Freunden einen Ausflug ins Elsass geplant, und auch Micha war unterwegs. Vor die Wahl gestellt, in Grümmstein oder Frankfurt allein zu sein, hatte Kati sich dafür entschieden, einfach im Norden zu bleiben. Dabei hoffte sie inständig, dass ihr die Decke nicht vollends auf den Kopf fallen würde.
    Pünktlich zur Schluss-Konferenz hingen alle Seiten an der Pinnwand im Flur, vor der sich die Redakteure wie gewohnt versammelten. Jonas erschien in letzter Sekunde und hängte noch ein paar Fotos dazu. Seit der unangenehmen Auseinandersetzung um ihren Text war Kati ihm, so gut es ging, aus dem Weg gegangen, und auch er hatte keinerlei Anstalten gemacht, das Gespräch mit ihr zu suchen. Jetzt baute er sich vor der Redaktion auf und sagte: »Lasst uns das hier zügig hinter uns bringen, Leute. Ich muss für meine Kinder heute Abend noch den Grill anwerfen.« Doch bevor er sich wieder den Zeitungsseiten zuwandte, blieb sein Blick an Katis neongelben Leggings mit Leoparden-Aufdruck hängen, zu denen sie hochhackige Pumps und ein pinkfarbenes Shirt trug. »Ist schon wieder Karneval?«, fragte er verblüfft.
    Demonstrativ hielt sie seinem Blick stand. »Nein, warum?«
    »Vergessen Sie’s.« Ohne sie weiter zu beachten, machte er im Schnelldurchgang einige Anmerkungen zu den einzelnen Artikeln, regte hier und da an, ein Foto anders zu plazieren, und drehte sich dann fragend um. »Wer hat Wochenenddienst?«
    »Ich mal wieder«, sagte Guido mit einer Miene, als hätte er in eine saure Zitrone gebissen.
    »Und womit machst du den Lokalteil auf?«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich mit einer Feuerwehrübung, bei der zu Trainingszwecken ein Altenheim evakuiert wird. Von da erhoffe ich mir spektakuläre

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