Abgeferkelt: Roman (German Edition)
Fotos – Löschfahrzeuge, Atemmasken, Schnabeltassen, das ganze Programm.«
»Na, dann sind wir schon mal gespannt auf die Montagsausgabe. Schönes Wochenende allerseits.«
Als ihre Kollegen nun in ihre Büros zurückkehrten, um die Rechner herunterzufahren oder die Kaffeebecher in die Gemeinschaftsküche zu tragen, fühlte sich Kati merkwürdig miserabel. Abgesehen davon, dass sie noch immer an der Bemerkung von Jonas zu schlucken hatte – immerhin trug sie ein Original-Outfit eines skandinavischen Designerlabels –, schien jeder außer ihr etwas vorzuhaben und sich auf das Wochenende zu freuen. Plötzlich kamen ihr Zweifel, dass es ihr jemals gelingen würde, Freunde und einen neuen Partner zu finden, um sich ein Zuhause aufzubauen, das diesen Namen auch verdiente.
Bedrückt räumte sie ihren Arbeitsplatz auf, verabschiedete sich von den Kollegen und verließ das Verlagsgebäude. Draußen war es noch immer so sonnig und warm, dass sie sich am liebsten in einen Biergarten gesetzt hätte. Da sie aber nicht wusste, mit wem, beschloss sie, ihre Wochenendeinkäufe zu erledigen und sich selbst dabei irgendetwas Tröstliches zu spendieren.
Auf dem Parkplatz fuhr Jonas in seinem Kombi an ihr vorbei auf die Schranke zu. Kati hob automatisch die Hand und winkte zum Abschied, wie sie es bei Kollegen und Freunden zu tun pflegte, doch er starrte stur geradeaus und tat so, als ob er sie nicht gesehen hätte.
Sie blickte ihm nach und beneidete ihn glühend: Er würde bestimmt einen wunderschönen Abend auf seiner fraglos fabelhaften Terrasse im Kreis seiner zweifelsohne zauberhaften Kinder verbringen. Hatte er vorhin nicht etwas von Grillen gesagt? Mit einem Mal sah sie ihn vor sich, wie er mit Schürze und Grillbesteck in einem tipptopp gepflegten Garten stand und Würstchen wendete, während Benny mit seinen Schwestern um ihn herumtobte. Wie wunderbar musste es sein, eine Familie zu haben. Und wie frustrierend war es dagegen, vereinsamt mit einer Fertig-Lasagne vor dem Fernseher zu sitzen.
Da sie fand, dass sie wirklich etwas Aufmunterung nötig hatte, fuhr Kati zu dem großen Drogeriemarkt am Stadtrand. Den Fehler, sich Erna Ehlers ein weiteres Mal auszuliefern, würde sie erst dann wieder machen, wenn ihre Vorräte an Franzbranntwein aufgebraucht waren – und der Moment ließ noch eine ganze Weile auf sich warten. Sie kaufte sich ein schönes Badesalz und eine Haarkur mit Pfirsich-Duft, eilte nach Hause und ließ sich Wasser ein. Und als sie wenig später in ihrer Wanne saß, die Haarkur einwirken ließ und ihre Problemzonen mit einem Luffaschwamm bearbeitete, hellte sich ihre Stimmung tatsächlich etwas auf. Da klingelte das schnurlose Telefon, das sie neben sich auf einen Hocker gelegt hatte.
»Hey, ich bin’s.« Die ansteckend fröhliche Stimme ihrer ehemaligen Kollegin Rebekka klang so nah, als würde es die kilometerweite Entfernung zwischen ihnen gar nicht geben. »Wollte mal hören, wie es dir in deiner ersten Arbeitswoche unter all den Nordlichtern so ergangen ist. Was machst du gerade?«
»Eine Luffa-Massage, damit die Cellulite nicht ausartet.«
»Oje, dir geht’s nicht gut, was?«
»Nicht wirklich. Ich bin umgeben von Machos, Turbo-Schweinen und einem Chefredakteur, der sich einbildet, das heiße Wasser erfunden zu haben. Hinzu kommt, dass hier im näheren Umkreis keine anständige Parfümerie zu finden ist. Kannst du dir das vorstellen?«
»Klingt nach einem mittelschweren Alptraum. Aber jetzt erzähl erst mal der Reihe nach.«
Das ließ Kati sich nicht zweimal sagen und schilderte ihrer Freundin die Niederungen des Lokalreporter-Daseins in allen Facetten: angefangen bei den nervtötenden Überlandfahrten bis hin zum Fehlen einer Mittagspause. Sie berichtete von den Schweinezüchtern, dem Schwan, dem Sponsoren-Lauf und dem Alkoholtest.
Rebekka hörte geduldig zu und stellte dann die wichtigste Frage zuerst: »Hast du deine Klamotten nach der Landung im Schlamm wieder sauber bekommen?«
»Einigermaßen. Ich hab die Jeans eine Nacht lang eingeweicht und dann gewaschen. Die Bluse ist noch in der Reinigung.«
»Das würde ich aber schleunigst deinem Verlag in Rechnung stellen«, sagte Rebekka, die nichts von Katis Erbe wusste. »Schließlich war das ja ein Arbeitsunfall.«
»Mal sehen. Was gibt’s Neues aus der Redaktion?«
»Oh, ich hab heute ein Super-Paket von Clinique zugeschickt bekommen, randvoll mit Make-up. Außerdem hatte ich diese Woche einen tollen Termin im Hotel Hilton, auf
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