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Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Titel: Abgeferkelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Hackenberg
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getraut haben, sie während ihres Telefonats anzusprechen. Kati lächelte dem Kleinen zu und stellte erfreut fest, dass er sofort näher kam.
    »Hallo, was machst du denn hier?«, fragte sie.
    »Wir fahren zum Schnuckengucken in die Heide«, kam prompt die Antwort. »Aber vorher essen wir noch was.« Benny setzte sich neben sie, schlug lässig die Beine übereinander und sah sie vorwurfsvoll an. »Ich dachte, du wolltest mein Bild in die Zeitung bringen?«
    Sie schluckte schuldbewusst. »Das wollte ich auch. Ehrlich. Aber …«
    »Ja?«
    Sollte sie ihm jetzt etwa sagen, dass sein eigener Vater die Fotos ausgetauscht hatte? Sicher nicht. »Weißt du, da gab es so eine Art Abstimmung bei uns in der Konferenz«, redete Kati sich heraus. »Das wusste ich vorher nicht.«
    »Was war das denn für eine Abstimmung?«
    »Na ja, wir haben uns überlegt, was besser ist: ein Bild mit nur einem Kind zu zeigen und damit alle anderen Mädchen und Jungen zu enttäuschen, die sonst noch mitgemacht haben. Oder aber ein Bild zu nehmen, wo gleich mehrere Kinder drauf sind. Und die Mehrheit hat sich dann für Letzteres entschieden. Es tut mir wirklich leid, Benny.«
    »Macht nichts. Mein Papa will sowieso nie, dass wir in der Zeitung sind.«
    »Du meinst deine Schwestern und dich?«
    Der Junge nickte. »Papa sagt, das gibt nur böses Gerede bei den Leuten.«
    »Ich wusste nicht, dass du der Sohn von meinem Chef bist, als ich dich auf dem Sportplatz getroffen habe. Das war eine Riesenüberraschung für mich.«
    »Du weißt aber ganz schön viel nicht.«
    Sie lachte. »Stimmt. Aber so lange bin ich ja auch noch nicht bei der Zeitung.«
    »Wie lange denn?«
    »Eine Woche. Und soll ich dir was verraten? Ich hab total Heimweh nach zu Hause.«
    »Wo ist denn dein Zuhause?«
    In diesem Moment kam ein etwa zwölfjähriges Mädchen mit braunen Zöpfen angelaufen. »Hey – du solltest uns doch einen freien Tisch suchen!«, fauchte sie Benny an.
    »Ich unterhalte mich gerade«, entgegnete er altklug. »Siehste doch.«
    »Mit wem?« Die skeptischen grauen Augen, die sich nun auf sie richteten, kamen Kati irgendwie bekannt vor.
    »Hallo, ich bin Kati«, sagte sie und schenkte dem Kind ein Lächeln, das nicht erwidert wurde.
    »Wir kennen uns vom Sport«, fügte Benny wichtig hinzu. »Wo sind Papa und die anderen?«
    »Im Zeitungsladen. Die suchen noch was zu lesen für die Busfahrt nachher.« Der Blick des Mädchens fiel auf Katis papayafarbene Chinos und das kornblumenblaue T-Shirt, das sie lässig über der Hüfte trug, aber mit einem neongrünen Gürtel auf Taille gebracht hatte. »Du hast ja komische Sachen an.«
    »Findest du?«
    »So bunt. Und deine Schuhe …« Sie deutete auf Katis flache, mit Glitter bestäubte Römersandalen.
    »Was ist damit?«
    »Die sehen so aus, als ob man sie nur abends trägt. Zu einem Kleid oder so.«
    »Stimmt eigentlich auch, aber der Reiz liegt im Kontrast.«
    »Hä?«
    »Ich hab mich extra so angezogen, um die Lässigkeit von Hose und T-Shirt mit der Eleganz der Schuhe zu brechen – verstehst du?«
    »Nein«, antwortete die Kleine. »Und ich glaub, ich find das doof.«
    Ganz der Vater, das arme Kind, dachte Kati.
    »Ich musste neulich auch mal brechen«, meldete sich Benny zu Wort. »Wegen dem Fischbrötchen, das ich gegessen hab. Also, das war extrem doof.«
    Kati stutzte für den Bruchteil einer Sekunde, doch dann lachte sie auf. »Vielen Dank, Benny. Mein Appetit auf Pommes hat sich gerade wie von selbst verflüchtigt.«
    *
    Dieses Lachen. Jonas, der jetzt mit seinen Zwillingstöchtern näher kam, hörte es zum ersten Mal. Hell, klar und überhaupt nicht schrill. Voller Wärme. Und so ansteckend, dass er sich gleich viel weniger gestresst fühlte – obwohl er nichts so sehr hasste wie Bahnhofshektik an einem Samstagvormittag. Aber das Bild, das sich ihm nun bot, traf ihn völlig unerwartet: Da saß Katharina Margold in trauter Eintracht mit seinem Sohn an einem Tisch, und die sonst eher schüchterne Sophie stand dabei, als sei das die normalste Sache auf der Welt.
    »Nee, oder?«, platzte seine 16-jährige Tochter Louisa neben ihm heraus, die seinem Blick gefolgt war. »Das ist doch tatsächlich eine Bottega-Veneta-Handtasche!«
    »Eine Bottega – was? Wo denn?«, fragte er verständnislos.
    »Da drüben bei der Frau, die neben Benny sitzt.«
    »Aha. Und was genau ist eine Bottega-Dingsda … na, ihr wisst schon?«
    »Mensch, Paps – das ist die Mutter aller Handtaschen!« Hanna, der fünf Minuten

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