Abgeferkelt: Roman (German Edition)
jüngere Zwilling, rollte die Augen zur Decke. »Liest du eigentlich nie die Vogue?«
»Was gibt es denn da zu lesen? Das Heft besteht doch fast nur aus Bildern.«
»Stimmt genau«, meinte Louisa. »Und darauf sind Handtaschen abgebildet.«
»Da ich selten eine brauche, habe ich wohl nicht wirklich viel verpasst.«
»Wer ist die Frau?«, wollte Hanna nun wissen.
»Der Alptraum eines jeden Personalchefs«, brummte Jonas. Halbherzig ging er auf Kati zu, musterte ihr grelles Outfit und sagte: »Frau Margold. Welch Überraschung. Heute als Knallbonbon unterwegs?«
Zwei strahlend blaue Augen richteten sich missbilligend auf ihn. »Im Gegensatz zu Ihnen wechsele ich meine Klamotten gelegentlich«, entgegnete sie kühl. Tatsächlich trug Jonas Jeans und Hemd vom Vortag, nur das T-Shirt darunter und die Unterhose waren frisch, aber damit konnte er jetzt nicht punkten.
»Wenn Sie Ihre Hemden selber bügeln müssten, würden Sie auch sparsam damit umgehen«, verteidigte er sich.
»Auf die Gefahr hin, Ihr Weltbild zu erschüttern: Ich bügele meine Sachen selbst.«
»Klasse. Und wenn Sie jetzt noch lernen, Farben so zu kombinieren, dass Ihr Umfeld nicht geblendet wird, kommen Sie bestimmt prima klar.«
»Hören Sie nicht auf ihn«, mischte sich Louisa ein. »Papa weiß noch nicht mal, was eine Bottega-Veneta-Handtasche ist. Wo haben Sie die her?«
»Ach, die ist gebraucht. Hab ich relativ günstig im Internet ersteigert.«
»Echt? Wie cool ist das denn!«, meinte Hanna.
»Da war sogar ein kleiner Kosmetikbeutel mit dabei«, erzählte Kati und öffnete ihre Handtasche, um den Beutel herauszukramen. »Im Preis inklusive. Das hat sich wirklich gelohnt.«
»Super!« Bewundernd ließ Louisa ihre Finger über das weiche, geflochtene Leder gleiten. »So was will ich auch mal ersteigern.«
»Das wirst du schön bleibenlassen«, knurrte Jonas. »Das fehlt mir noch, dass ihr euer Taschengeld für so einen Unfug rausschmeißt.«
Die Zwillinge, zwei auffallend hübsche, schlaksige Teenager in Röhren-Jeans und engen Tops, tauschten einen vielsagenden Blick. Dann wandte sich Hanna an Kati. »Als die Mode erfunden wurde, hat Gott unseren Papa aufs Klo geschickt. Woher kennen Sie ihn?«
»Euren Vater? Nun, er ist mein Chef.«
»Wow. Müssen Sie immer tun, was er sagt?«
»Den ganzen Tag«, antwortete Jonas, sichtbar ungehalten über den Verlauf des Gesprächs. »Und anders als ihr hält sie sich auch daran.«
»Allerdings arbeite ich auch erst seit einer Woche für ihn«, entgegnete Kati und zwinkerte den Kindern zu. Das gesunde Selbstbewusstsein der Zwillinge überraschte sie. Angesichts der Chef-Allüren, die Jonas in der Redaktion an den Tag legte, hätte sie ihn eher für den autoritären Typ Vater gehalten. Ein Vorurteil, das sie nun korrigieren musste, was sie nicht gerne tat. Denn in Bezug auf Jonas Larsen war ihr kein Charakterzug düster genug, um den schlechten ersten Eindruck zu festigen, den sie von ihm gewonnen hatte.
»Wie sieht’s aus?«, fragte er jetzt und sah demonstrativ auf die Uhr. »Wollen wir noch was essen, oder hat hier keiner mehr Lust auf Pommes?«
»Doch!«, riefen Benny und Sophie wie aus einem Mund, während die Zwillinge nur die Augen zum Himmel rollten.
Dann wandte sich Louisa an Kati. »Setzen Sie sich zu uns?«
»Ich?« Vor Schreck fing sie an, zu stammeln. »Also, ich … äh … wollte zwar schon was essen, aber …«
»Das war, bevor Benny ihr von seinem ausgekotzten Fischbrötchen erzählt hat«, kam Sophie ihr zu Hilfe.
»Sauber, mein Sohn«, sagte Jonas. »Du weißt, wie man sich eine Frau vom Hals hält.«
Kati sah ihn an. Der betont spaßige Unterton seiner Bemerkung täuschte nicht darüber hinweg, wie wenig Wert er darauf legte, dass sie ihm und den Kindern Gesellschaft leistete. Und genau das weckte ihren Trotz. »Eigentlich eine nette Idee von euch«, hörte sie sich selbst sagen. »Ich esse nämlich nicht gern allein. Aber mein Tisch ist doch groß genug – warum setzt ihr euch nicht einfach zu mir?«
»Klasse, dann müssen Sie uns erzählen, wo Sie Ihre Klamotten herhaben«, bat Hanna und ließ sich auch schon auf den nächstbesten Stuhl fallen.
Die kleine Sophie nahm neben Louisa und Kati Platz und sah ihren Vater triumphierend an. »Das wird bestimmt nicht so langweilig wie mit dir, Papa.«
»Langweilig?« Jonas stemmte die Hände in die Hüften. »Wenn das so ist, kann Frau Margold ja den Ausflug mit euch machen, während ich mich zu Hause aufs Sofa fläze
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