Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Titel: Abgeferkelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Hackenberg
Vom Netzwerk:
ihren ursprünglichen Gedanken wieder auf. »Nur deshalb hat er sich vorhin so für mich ins Zeug gelegt.«
    »Ich merk schon, für Romantik bist du so empfänglich wie eine Schachtel Büroklammern«, entgegnete Charlotte.
    »Erwartest du allen Ernstes, dass ich für unseren Chef romantische Gefühle entwickle?«
    »Wieso denn nicht? Er ist Single, sieht gut aus, hat einen respektablen Beruf und steht auf dich.«
    »Er ist immer noch verheiratet, schaut neunzig Prozent des Tages verkniffen aus der Wäsche und kann mich nicht leiden«, korrigierte Kati. »Außerdem hat er Kinder.«
    »Ich dachte, du magst Kinder?«
    »Schon, aber gleich vier auf einmal, die nicht von mir sind?«
    »Figurfreundlicher kommst du niemals an eine Großfamilie«, erwiderte Charlotte mit kaum zu überbietendem Pragmatismus. »Ich finde, du solltest der Sache eine Chance geben.«
    »Ich werd mich hüten.«
    »Schade eigentlich.«
    Und damit war das Thema vorerst beendet.

19.
    F euerwehrübungen in der Damen-Sauna. Stadtratssitzungen. Straßensanierungsarbeiten. Und ein Fußballturnier mit dem Titel »Hamlet gegen Omelett«, bei dem das Team der Grümmsteiner Gastronomie 4:0 gegen das Ensemble der örtlichen Senioren-Theatergruppe verlor. Kati, die geglaubt hatte, damit sämtliche Höhepunkte lokaler Berichterstattung erlebt zu haben, wurde schnell eines Besseren belehrt.
    »Wir haben heute einen supertollen Termin für dich«, sagte Manolo an einem sonnigen Freitagmorgen Ende August.
    »Kann ich den auch ablehnen?«, fragte sie. Seit der Rutschmeisterschaft weckten als »supertoll« angepriesene Sonderaufgaben reflexartig ihr Misstrauen.
    »Na ja«, erwiderte Manolo. »Wenn du heute Abend mit mir ausgehst, würde ich noch mal mit mir reden lassen.«
    »Okay, gib mir den Termin, egal, was es ist.«
    »Hey, du musst dich nicht sofort entscheiden …«
    »Vergiss es.«
    »Also bitte, du hast es nicht anders gewollt.« Er knallte ihr eine Einladung auf den Tisch. »Das Grümmsteiner Stadtschützenfest bricht demnächst über uns herein, und die hiesigen Bewegungsschwestern schicken ihren König an den Schießstand. Amüsier dich.«
    »Bitte was ist los?!«
    »Hast du was gegen schwule Schützen?«
    Verblüfft schüttelte Kati den Kopf. »Ich wusste ja nicht mal, dass es davon überhaupt welche gibt …«
    »Oh, bei uns schon. Eine ganze Menge sogar: Die Scharfen Schützen Grümmstein e.V. haben sich zwar erst vor kurzem zusammengeschlossen, können aber trotzdem schon mit Fahnenträgern, Uniformen und Hofstaat aufwarten.«
    »Und was wollen die jetzt auf dem Stadtfest?«
    »Na, was wohl – den Titel einheimsen.« Manolo sah sie fragend an. »Du bist im Bilde, was das bedeutet?«
    »Nö, woher?«
    »Soll das heißen, du warst noch nie auf einem Schützenfest?«
    »Bisher war mein Leben auch so schon ausgefüllt genug.«
    »Okay, dann kommen hier die Grundlagen.« Manolo holte tief Luft. »In Grümmstein haben wir vier Schützenvereine, die alle mehr oder weniger ihr Ding durchziehen: Jeder veranstaltet jährlich sein eigenes kleines Schützenfest, und jeder schießt seinen eigenen Schützenkönig aus. Alle drei Jahre aber wird es spannend, denn da laden die Vereine gemeinsam zum Stadtschützenfest ein.«
    Guido, der bislang verbissen auf seine Computertastatur eingehämmert hatte, hielt inne und fügte hinzu: »Vergiss alles, was du vom Kölner Karneval, dem Oktoberfest in München oder den Schaumpartys auf Mallorca gehört hast. Beim Grümmsteiner Stadtschützenfest fliegt ultimativ die Kuh.«
    »In welcher Form?«, fragte Kati alarmiert, die sich schon schunkelnd und mit einem Bierkrug in der Hand bis zur Hüfte im Schaum versinken sah.
    »Es fängt in aller Frühe mit einem Platzkonzert vor dem städtischen Altersheim an, geht nahtlos in einen Sternmarsch der Kompanien quer durch die Stadt über und mündet schließlich im großen Vogelschießen«, erklärte Manolo. »Da treten die amtierenden Schützenkönige mitsamt ihren Rittern gegeneinander an – auf dass der Beste gewinnen möge.«
    »Wer den Vogel abschießt, ist Stadtkönig«, fasste Guido zusammen. »Und hat dann für die nächsten drei Jahre das zweifelhafte Vergnügen, Grümmstein bei jedem Dorf-Bums repräsentieren zu dürfen.«
    »Was bitte schön ist ein Dorf-Bums?«, fragte Kati.
    »Ein beliebiger Anlass, sich um ein Fass Bier zu versammeln. Der Stadtkönig gibt dazu den Grüß-August.«
    »Aha. Und wieso sollte man das wollen?«
    »Na, überleg doch mal«, sagte Manolo.

Weitere Kostenlose Bücher