Abgehakt
Telefonat.
»Alles erledigt!«, hörte sie den Mann sagen.
»Wunderbar. Gab’s Komplikationen?«
»Nein. Lief alles wie am Schnürchen. Und wie verabredet haben wir einen Teil von ihr als Beweis in das Schließfach gelegt.«
»Gut, dann könnt ihr euch die Belohnung, wie besprochen, morgen in dem Schließfach holen.«
»Alles klar!«
»Ihr habt mir einen riesigen Gefallen getan.«
»Jederzeit wieder!«
Die Frau drückte das Gespräch weg und lächelte vor sich hin.
Carsten konnte von der Straße aus nur das Dach des Hauses sehen. Es lag verborgen hinter einer Reihe von Kirschlorbeerbüschen. Die Männer stiegen aus und gingen zum Eingang. Patrik und Kelly Schwab stand auf der Klingel. Die Rollläden waren alle halb heruntergelassen. Im Innern war kein Licht zu sehen. Carsten lief auch hier wieder um das Haus herum, während Martin beim Nachbarhaus klingelte. Er erkundigte sich nach den Schwabs und erfuhr, dass sie tatsächlich in Südafrika waren. Also waren sie hier zwar an der richtigen Adresse, von Anne Degener aber keine Spur.
»Was jetzt?«, wollte Martin wissen.
»Wir können jetzt nur noch zu ihr nach Hause fahren und hoffen, dass sie da ist. Vielleicht hat sie einfach vergessen ihren Anrufbeantworter abzustellen.«
Schweigend fuhren die beiden los. Als sie in die Eichenwaldstraße einbogen, sahen sie die Polizeistreife vor der Nummer 3 stehen.
Carstens braungebranntes Gesicht wurde beim Anblick des Polizeiwagens aschfahl. »Nein! Das darf nicht sein!« Er stoppte den Wagen abrupt und sprang heraus. Martin folgte ihm. Vor dem Haus kam ihnen ein junger Polizist mit trauriger Miene entgegen. Carsten lief an ihm vorbei auf den Eingang zu, während Martin stehenblieb, um mit dem Kollegen zu sprechen.
Die Türen waren nur angelehnt, und Carsten atmete noch einmal tief durch, ehe er die Wohnungstür aufstieß. Er hatte selten Angst, aber jetzt und hier graute ihm vor dem, was er vielleicht gleich sehen würde. Er hörte eine Männerstimme, die aus dem Wohnzimmer zu ihm in den Flur drang. »Für uns gibt es hier nichts mehr zu tun. Wir fahren also dann.«
Carsten erkannte beim Nähertreten einen Kollegen, der sofort auf ihn zukam, als er ihn sah. »Was wollen Sie hier?«, fragte er in scharfem Ton.
Carsten wies sich aus. »Was ist passiert?« fragte er, wusste aber nicht, ob er die Antwort hören wollte. Er drängte sich an dem Kollegen vorbei und trat ins Wohnzimmer. Anne saß auf dem Sofa. »Oh, mein Gott!«
Carsten betrachtete sie einen Moment, dann ging er auf sie zu. Die Erleichterung, sie hier sitzen zu sehen, lebend, stand ihm sichtbar ins Gesicht geschrieben. Sie blickte ihn nur mit großen, traurigen Augen an. Was war bloß geschehen? Auf ihren Wangen hatte sie blutige Kratzer und ihr langes Haar … war abgeschnitten, aber offensichtlich nicht von einem Friseur. Er setzte sich zu ihr und nahm ihre Hände in die seinen.
»Ich bin so froh, dich zu sehen. Ich hab’ dich überall gesucht.«
»Warum?«, fragte sie leise.
»Ich wusste, dass du in Gefahr bist.«
Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter und schloss die Augen für einen Moment.
Martin war inzwischen hereingekommen, die anderen Polizisten hatten sich verabschiedet.
»Anne, darf ich dir meinen Freund und Kollegen Martin Sandor vorstellen?«
»Guten Abend, Frau Degener!«
Anne nickte nur, und Martin wandte sich an Carsten. »Kann ich dich kurz sprechen?«
»Sicher!« Und zu Anne gewandt: »Bin gleich wieder da.«
Die beiden Männer gingen zurück in den Flur, wo Martin den Freund davon in Kenntnis setzte, was mit Anne geschehen war, soweit er es von seinen Kollegen wusste. Er endete mit den Worten: »Sie haben ihr ein leichtes Beruhigungsmittel gegeben. Ich denke, wir sollten sie jetzt nicht noch mehr aufregen mit dem, was wir wissen. Das hat im Augenblick Zeit.«
»Ich kümmere mich um sie. Wir dürfen sie nicht mehr aus den Augen lassen.«
»Gut. Du meldest dich morgen früh bei mir, ja?«
»Sicher!« Carsten schloss die Tür hinter Martin und kam zu Anne zurück. »Ich habe gehört, was passiert ist. Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Ich bin da.«
Es tat ihr gut, dass er lächelte. »Im Augenblick habe ich keine Angst, aber das liegt wohl an den Tabletten, die sie mir gegeben haben.« Sie blickte ihn schweigend an und fügte dann hinzu: »… und daran, dass du da bist. Das ist für mich eine große Hilfe.«
Er nickte. »Das mache ich gern, und dass du Hilfe brauchst, ist ziemlich sicher. Aber darüber
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