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Abgehakt

Abgehakt

Titel: Abgehakt Kostenlos Bücher Online Lesen
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mit dem Handrücken ab, atmete tief durch und fuhr fort.
    »Der Kerl begrapschte meine Brüste und stöhnte, sodass ich dachte, er überlegt es sich vielleicht und fällt doch noch über mich her. Aber er hat nur gesagt, dass er mich vielleicht mal besuchen kommt, in der Eichenwaldstraße.« Sie hatte die ganze Zeit ins Feuer gesehen, während sie erzählte. Doch jetzt wandte sie sich Carsten zu. »Er weiß, wo ich wohne«, rief sie und man konnte die Angst in ihren Augen sehen. Wieder nahm Carsten sie in den Arm.
    »Dir wird nichts passieren. Ich passe auf dich auf.«
    Beide schwiegen eine Weile, und Anne erinnerte sich, wie die Männer sich gegenseitig auf die Schultern geklopft und im Fortgehen »Bye, bye, Süße!« gerufen hatten. Sie hatte sie mit den Augen verfolgt, bis sie verschwunden waren. Dann war sie an der kalten Wand entlang nach unten gerutscht, bis sie auf dem Boden gesessen hatte.
    Du musst dich beruhigen!, hatte sie sich in Gedanken zugerufen und tief Luft geholt. Den Gestank von Urin und der widerlichen Socke würde sie nie mehr im Leben vergessen können. Irgendwie musste sie dieses Ding aus ihrem Mund bekommen. Sie zog an ihren Fesseln, konnte sich aber nicht befreien, so sehr sie es auch versuchte. Die Schnur schnitt ihr nur immer tiefer ins Fleisch. So hatte sie sich zusammengekrümmt und versucht, die Socke zwischen ihre Füße zu klemmen, um daran ziehen zu können. Es glückte ihr nicht sofort, und sie hatte sich gewünscht, gelenkiger zu sein. Doch endlich hatte sie das stinkende Ding ausspucken können und sich gleich darauf übergeben.
    Nachdem sie wieder zu Atem gekommen war, hatte sie sich zitternd vor Kälte und Angst aufgerappelt. Langsam und mit dem Gefühl, dass ihre Beine jeden Augenblick den Dienst versagen würden, war sie zu ihrer Handtasche gegangen. Ihr einziger Hoffnungsschimmer! Sie hatte hinter ihrem Rücken darin herumgekramt, auf der Suche nach einem Werkzeug, mit dem sie die Fesseln durchtrennen könnte. Sie hatte aber nichts Passendes gefunden.
    Stattdessen hatte sie die Innentasche ihrer Handtasche geöffnet und ihr Bürohandy herausgeholt. Wie gut, dass die Männer nicht genau nachgesehen hatten. Obwohl sie »keine Polizei!« gesagt hatten, schien es Anne die einzige Möglichkeit zu sein, sich aus ihrer Lage zu befreien. Kurz hatte sie an Carsten gedacht, und sich gewünscht, sie wüsste seine Nummer auswendig. Blind hatte sie die Nummer der Polizei eingetippt und den Überfall gemeldet. Dann war sie in sich zusammengesunken und hatte laut losgeschluchzt. Es war das einzige Geräusch, das in der Unterführung zu hören war und das von den Wänden wie unwirklich widerhallte.
    Sie war nicht sicher, wie viel Zeit vergangen war, bis sie Schritte gehört und verängstigt aufgeblickt hatte. Zwei Polizeibeamte waren auf sie zugekommen. »Sind sie Anne Degener?«, hatten sie gefragt. Anne hatte nur genickt.
    Carsten brach das Schweigen, das sich ausgebreitet hatte, nachdem Anne fertig erzählt hatte, als Erster. »Glaubst du, du kannst schlafen?«
    »Ich denke schon. Im Grunde bin ich hundemüde.« Sie leerte ihr Weinglas in einem Zug. »Ich benutze mal dein Bad, und dann kannst du mich ins Bett bringen.« Sie lächelte ihn müde an.
    Normalerweise hätte er darauf mit einem lockeren Spruch geantwortet, doch jetzt nickte er nur. Als sie im Pyjama zurückkam, hatte er das Sofa bereits zum Bett umfunktioniert.
    »Wenn du heute Nacht irgendwas brauchst, rufst du einfach. Ich bin gleich nebenan.«

40

     
     
    Anne lief mit Carsten durch die Unterführung. Tatortbegehung nannte er das. Sie blieb an der Stelle stehen, wo immer noch ihr zerbrochenes Handy am Boden lag. Plötzlich tauchten die beiden maskierten Männer wieder auf. Der Muskelbepackte ging schnurstracks auf Carsten zu und schlug ihn ohne Vorwarnung mit der Faust ins Gesicht und anschließend in den Magen, sodass er schmerzverzerrt in sich zusammensank. Der andere packte Anne und warf sie zu Boden. Er riss ihr den Pullover vom Leib und holte das schon bekannte Messer heraus.
    »Du hast die Polizei gerufen. Ein folgenschwerer Fehler! Und wie du siehst, kann die dich auch nicht retten.« Er blickte in Carstens Richtung, wo der andere damit beschäftigt war, dem Polizisten ununterbrochen in den Bauch zu treten.
    »Nein!«, schrie sie. »Lasst ihn!«
    »Gleich, Süße!«, hörte sie den Mann, der nun rittlings auf ihren Hüften saß, sagen. »Erst werde ich dir noch den Rest deiner Haarpracht nehmen.« Er setzte ihr das

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