Abgehakt
ärgern, oder nicht?« Katja Milster legte ihren Kopf schief und betrachtete ihn neugierig.
»Das haben Sie gut erkannt. Aber wenn wir am Ende siegreich sind, soll’s mir recht sein.«
»Sie klingen nicht so, als glaubten Sie wirklich an einen Sieg.«
»Sein Sie sicher, ich tue mein Bestes.«
»Davon bin ich überzeugt, und ich hoffe wirklich, Sie werden auch diesmal so erfolgreich sein wie sonst, damit der Gerechtigkeit Genüge getan wird. Aber jetzt muss ich los«, sagte sie und streckte ihm die Hand entgegen. »Wir sehen uns sicher bald wieder. Bis dann!«
»Einen schönen Abend wünsch ich!«
Sie winkte und ging hinüber zum Eingang. Martin blickte ihr noch einen Augenblick nach. Es fiel ihm immer schwer, diese Frau einzuordnen. Sie war sympathisch und nett, keine Frage. Er mochte ihr pfiffiges Lächeln. Doch ihre Art sich zu bewegen, ließ sie eher affektiert und unnahbar wirken. Stets hielt sie sich extrem gerade und hatte den Kopf leicht angehoben. Und Martin fragte sich auch diesmal wieder, ob sie nur sehr selbstbewusst oder tatsächlich eingebildet war. Er schüttelte den Kopf und wandte sich zum Gehen. Über was dachte er da nach? Hatte er sich nicht ganz andere Gedanken zu machen?
Als er wenig später zu Hause war, rief er Carsten endlich an und verabredete sich mit ihm für den morgigen Abend im Beck’s am Bäckerbrunnen. Karla würde ebenfalls mit einer Freundin ausgehen, sodass er die Gelegenheit für das Treffen mit dem Freund nutzen wollte.
Pünktlich um sieben saßen sich die beiden Männer am nächsten Abend gegenüber. Bei einem Weizenbier und einem großen Salatteller sprachen sie über Politik und entspannten sich, eingehüllt in die Geräuschkulisse des Kneipenlokals. Im Lauf des Abends erkundigte sich Carsten nach dem Stand der Ermittlungen in Martins Fall. Dieser berichtete von den neusten Überprüfungen und von dem Einbruch bei Eva Klein. Er erwähnte die Drohbriefe, die Marita Janz bekommen hatte, und das Motiv, das sich dadurch ergeben hatte.
»Drohbriefe?« Carsten wurde hellhörig. »Was für Drohbriefe?«
Martin erzählte und gab den ungefähren Wortlaut wieder.
»Ach, du Scheiße!«, rief Carsten aufgebracht.
»Ja, nicht gerade die Sorte von Briefen, die man bekommen möchte. Aber was regst du dich so auf?« Martin musterte den Freund stirnrunzelnd.
»Die Frau, von der ich dir erzählt habe, die bekommt auch Drohbriefe.« Carsten berichtete ihm von Anne.
»Das gibt’s doch gar nicht! Das kann doch kein Zufall sein.« Nun war auch Martins Puls in die Höhe geschnellt.
»Nein, das glaube ich auch nicht.« Carsten griff in seine Jackentasche und zog das Handy heraus. »Ich ruf’ sie an.«
»Sag ihr, wir kommen zu ihr.«
Während Carsten auf eine Verbindung wartete, winkte Martin die Bedienung heran und bezahlte. Er hörte, dass der Freund nur die Mailbox erreichte, auf der er eine Nachricht hinterließ und darum bat, ihn sofort zurückzurufen.
»Ich hol’ mir am Tresen ein Telefonbuch. Ich versuch’ sie zu Hause zu erreichen.« Aber auch hier hatte er kein Glück. Erneut sprach er seine Nachricht auf ihren Anrufbeantworter. »Sie arbeitet oft lange«, überlegte er laut. »Vielleicht ist sie noch im Büro.« Wieder blätterte er im Telefonbuch und suchte nach der Nummer. Doch auch hier war niemand mehr zu erreichen. »Das gefällt mir nicht. Ich hab’ kein gutes Gefühl.«
»Immer langsam. Nur weil du jetzt von dieser Parallele weißt, muss nicht gleich was passiert sein.« Martin merkte, dass er wenig überzeugend klang.
»Ich versuche noch, bei diesem Mark anzurufen. Möglicherweise hat sie es sich überlegt und spricht gerade mit ihm über die Briefe.«
Zwar erreichte er Mark, aber Anne war nicht bei ihm.
»Komm, lass uns fahren. Wir sehen erst im Büro nach, dann zu Hause.«
Anne hatte gegen acht Feierabend gemacht und war wie immer zu der Unterführung gegangen, die zum Parkplatz führte. Schnell hastete sie die Stufen hinunter, als sie hinter sich eine Gestalt aus dem Dunkel treten sah. Folgte ihr etwa jemand? Oder bildete sie sich das vor lauter Angst nur ein? Anne ging noch etwas schneller. Als sie sich nach dem vermeintlichen Verfolger umsah, lief sie fast in einen Mann hinein, der wie aus dem Nichts plötzlich vor ihr aufgetaucht war.
»Hallo, schöne Frau. Wohin so schnell?«
Anne starrte einen großen, muskelbepackten Mann mit einer Strumpfmaske über dem Gesicht an. Einen Augenblick später realisierte sie, dass das kein zufälliges
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