Abgehakt
sowieso mit ihm sprechen. Aber alle zusammen macht noch mehr Sinn. Ich würde sagen, wir machen eine Pause, und ich schicke Paul, um ihn zu holen.«
»Es muss sein!«, versuchte Carsten Anne zu erklären. »Wenn –«
»Ist schon gut«, unterbrach sie ihn. »Ich verstehe das. Und da meine Versuche, mich von ihm fernzuhalten, nicht viel genutzt haben, ist es ohnehin egal.«
Während sie auf ihn warteten, bat Anne, dass man in Marks Gegenwart die Wette möglichst nicht erwähnen sollte. Martin versprach es ihr, da er den Grund für das Zustandekommen der Affäre für irrelevant hielt.
Eine halbe Stunde später wurde Mark von Paul hereingeführt. Während der Fahrt zum Präsidium hatte ihn der Polizist bereits über das Wichtigste in Kenntnis gesetzt.
»Anne!« Er ging direkt auf sie zu und nahm sie ohne Umschweife in den Arm. »Warum hast du mir nie was gesagt?«
»Ich wollte dich nicht mit hineinziehen, außerdem hatte ich Angst.«
»Das Ganze ist einfach unfassbar. Wer tut so was?« Mark wirkte völlig durcheinander.
»Um diese Frage zu klären, sind wir alle hier.« Martin reichte ihm die Hand und stellte sich und alle Anwesenden vor. »Setzen Sie sich, bitte.«
Auf die Frage nach den Mitwissern der Affäre, fielen nun die Namen von Bernd, Kelly und Daniela.
»Was ist mit Ihrer Frau, Herr Linn?«
»Meine Frau?« Erstaunt hob er die Augenbrauen. »Nein. Die wusste sicher nichts davon. Sie hätte mir das sofort gesagt und mich zur Rede gestellt. Da bin ich ganz sicher. Sie würde nie zu solchen Mitteln greifen.«
»Nehmen wir das im Augenblick mal so hin. Wir werden Ihren Freund Bernd allerdings befragen müssen, und für diese Daniela Böhmer beschaffen wir uns sofort einen Durchsuchungsbefehl. Paul, kannst du das bitte in die Wege leiten?«
Martin sah zu seinem Kollegen hinüber, der nachdenklich auf die Tischplatte starrte und Martins Worte offensichtlich nicht gehört hatte.
»He, Paul!«, rief er etwas lauter.
»Was?« Aufgetaucht aus seinen Gedanken, blickte er Martin jetzt fragend an.
»Was ist los?« Verständnislos schüttelte Martin den Kopf. »Es wäre hilfreich, wenn du das Träumen auf die Nacht verschieben würdest.«
»Sorry. Ich hatte nur gerade so einen Gedanken –«
»– und ich hatte nur gerade so eine Bitte an dich.« Er wiederholte den Arbeitsauftrag, woraufhin Paul den Raum verließ, um mit dem Staatsanwalt zu sprechen.
Mark und Anne wurden nach den Opfern und nach Namen befragt. Sie sahen sich die Fotos an, erkannten aber niemanden. Es ließ sich keine Verbindung zwischen den Fällen herstellen.
»Das bestätigt mal wieder meine Theorie«, folgerte Martin schließlich, »dass es sich beim Täter um einen Fremden handelt, der seine Opfer zuvor nicht kannte.«
»Das würde ich so nicht sagen.« Barbara blickte von einem zum anderen. »Ich bin sicher, dass der Täter die Opfer insoweit kannte, als er einiges von ihnen wusste. All das, was er durch Beobachten und Nachspionieren herausfinden konnte. Dieses Verhalten, sich Informationen anzueignen, die er dann für sich nutzt, und gleichzeitig zu wissen, dass die Opfer ihn überhaupt nicht kennen, ist auch ein Teil von Machtausübung.«
42
Wenig später lösten sie die Sitzung auf. Paul hatte beim Staatsanwalt größere Überzeugungsarbeit leisten müssen, um den Durchsuchungsbefehl zu bekommen. Aber jetzt waren er und Martin mit einem Team auf dem Weg zu Daniela Böhmer.
Kurz darauf öffnete sie den Beamten erstaunt die Tür. Martin klärte sie im Flur über den Sachverhalt auf, während die Kollegen sich auf alle Räume verteilten und mit ihrer Arbeit begannen.
»Dann hat Anne mich tatsächlich angezeigt?«, fragte Daniela ungläubig.
»Nein, das brauchte sie nicht. Unsere Ermittlungen haben ergeben, dass Sie etwas mit der Sache zu tun haben könnten. Schließlich haben Sie ihr einen Drohbrief auf das Kopfkissen gelegt.«
»Ich hab’ ihr doch schon erklärt, dass ich das für einen ihrer Lover gemacht habe«, erklärte sie Martin aufgebracht. »Der Typ kam zu mir und bat mich, das als Überraschung zu machen. Darum bin ich in Annes Wohnung, während er in ihrem Flur gewartet hat.«
»Kannten Sie den Mann denn?«
»Nein, hab’ ich noch nie vorher gesehen.«
»Und trotzdem öffnen Sie ihm einfach so Frau Degeners Tür?«
»Man will halt nett sein.« Den Männern entging nicht, dass ihr die Röte ins Gesicht stieg.
»Ihnen hat es nicht gefallen, dass ihre Nachbarin einen, oder wie Sie vielleicht
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