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Abgehakt

Abgehakt

Titel: Abgehakt Kostenlos Bücher Online Lesen
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denken, mehrere Freunde hatte«, stellte Paul fest. »Sie waren eifersüchtig. Und dann erzählen Sie uns, dass Sie ihr dennoch einen Liebesdienst erwiesen haben. Sie müssen zugeben, das klingt nicht sehr glaubwürdig.«
    »Es war aber so«, schrie Daniela.
    »Und warum werden Sie dann rot?«
    Daniela sah die beiden einen Moment schweigend an, während sie nervös an einem ihrer abgekauten Fingernägel nagte. »Er hat mir zweihundert Euro gegeben«, gab sie kleinlaut zu.
    »Zweihundert Euro?« Martin machte ein erstauntes Gesicht. »Eine hübsche Summe für einen kleinen Gefallen. Kann ich fast verstehen, dass man da nicht Nein sagt. Können Sie den Mann beschreiben?«
    »Er war dunkelhaarig und schlank, nicht besonders groß. Könnte ein Ausländer gewesen sein, und er hatte einen Bart.«
    »Irgendetwas Auffälliges? Welche Augenfarbe hatte er?«
    »Wenn’s ein Ausländer war, sprach er gut deutsch. Und die Augen hab’ ich nicht gesehen. Er hat ’ne Sonnenbrille aufgehabt.«
    »Der große Unbekannte also.«
    »Genau! Also, was wollen Sie von mir?« Sie verschränkte die Arme und sah die Männer provozierend an.
    »Haben Sie gesehen, ob der Mann mit einem Auto gekommen ist?«
    »Glauben Sie, ich beobachte den auch noch?«
    »Genau das. Wir wissen, dass Sie gern hinter der Gardine lauern. Also, sagen Sie schon.«
    Daniela fixierte Martin aus zusammengekniffenen Augen und versuchte, ihre Wut unter Kontrolle zu bekommen. »Ja, er war mit dem Auto da«, sagte sie schließlich. »Er hat nicht direkt vorm Eingang geparkt.«
    »Welche Marke?«
    »Ein Mercedes. Ich glaub’ dunkelblau oder schwarz.«
    »Das Kennzeichen haben Sie nicht auch noch zufällig?«
    »Nein, aber hätte ich gewusst, dass Sie es jetzt brauchen, hätte ich es natürlich aufgeschrieben.« Sie verzog abfällig das Gesicht.
    »Herr Sandor!« Ein Beamter streckte den Kopf auf den Flur hinaus. »Kommen Sie bitte mal.«
    Martin verließ den Raum und folgte dem Kollegen, während Daniela Paul fragte: »Was glauben Sie eigentlich hier zu finden?«
    »Indizien, die beweisen, dass Sie in die Mordfälle verwickelt sind.«
    »Mord? Sie sind ja irre. Ich bring’ doch niemanden um.«
    »Na, dann brauchen Sie ja keine Sorge zu haben, dass wir bei Ihnen etwas in der Richtung finden.«
    Paul befragte sie gerade nach Beruf und Familie, als Martin zurückkam. »Frau Böhmer, wir haben in Ihrer Toilettenspülung eine Flasche mit Pflanzenschutzmittel gefunden. Und wie ich eben erfahren habe, ist es das gleiche Mittel, mit dem der Hund, den Frau Degener in Pflege hatte, vergiftet worden ist.«
    »So ein Blödsinn! Ich hab’ keinen Hund vergiftet und auch kein Pflanzengift im Klo.«
    »Letzteres können Sie kaum leugnen.«
    »Von mir ist das aber nicht!«
    »Wer hat denn außer Ihnen noch Zugang zu Ihrer Toilette?«
    »Na, alle, die mich besuchen.«
    »Dann hätten wir gern eine Liste dieser Leute.«
    Die Männer beobachteten, wie sie angestrengt überlegte und erneut an ihren Nägeln kaute. »Das muss dieser Typ gewesen sein. Ja, genau! Dieser Fremde, der war noch bei mir auf dem Klo. Der hat das bestimmt da reingelegt.« Erwartungsvoll blickte Daniela die Beamten an.
    »Davon haben Sie aber eben nichts gesagt. Glauben Sie, der große Unbekannte lässt sich endlos strapazieren?«
    »Es gibt ihn wirklich. Er war da.«
    Ein zweites Mal wurde Martin gerufen, um gleich darauf mit einer Plastiktüte in der Hand zurückzukommen, in der sich eine schwarze Perücke befand.
    »Ich nehme an, die gehört auch dem großen Unbekannten?«, fragte er Daniela.
    »Was ist das? Ich kenn’ das Ding nicht.«
    »Umso erstaunlicher, dass wir es bei Ihnen im Kleiderschrank gefunden haben. Es ist eine Damenperücke.«
    »Die ist nicht von mir, und ich weiß auch nicht, wie die da reinkommt.«
    »Hat außer Ihnen noch jemand einen Schlüssel zu Ihrer Wohnung?«
    »Nein.«
    »Frau Böhmer«, sagte Martin in ruhigem Ton, »wir werden Sie jetzt mit aufs Präsidium nehmen. Sie stehen unter Mordverdacht.«
    »Nein!« Daniela war aufgesprungen. »Das können Sie nicht. Ich hab’ nichts getan.«
    »Das wird sich noch herausstellen. Vorerst kommen Sie mit.«
    »Haben Sie denn einen Haftbefehl?«
    »Nein, aber ich kann Sie auch ohne vierundzwanzig Stunden festhalten. Und das werde ich jetzt auch tun. Danach werden wir weitersehen.« Er griff sie am Oberarm und führte sie zum Wagen hinaus, während die Kollegen die Durchsuchung fortsetzten.

43

     
     
    Am nächsten Tag um die Mittagszeit betrat

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