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Abgehakt

Abgehakt

Titel: Abgehakt Kostenlos Bücher Online Lesen
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Carsten Martins Büro. Dieser hatte ihm eine Nachricht zukommen lassen, dass er ihn dringend sprechen wolle.
    »Hallo, Kollege!«, begrüßte er ihn lächelnd. »Wie geht’s deiner Schutzbefohlenen?«
    »Hallo, Martin!« Carsten setzte sich ihm gegenüber. »Anne geht es nicht wirklich gut, aber sie schlägt sich tapfer.«
    »Dann wird es ihr gleich bessergehen, wenn du ihr sagen kannst, dass wir den Fall gelöst haben.«
    »Was?«
    »Ja! So, wie die Sache liegt, ist ihre Nachbarin Daniela Böhmer die Täterin.«
    »Also, tatsächlich eine Frau. Unglaublich!«
    »Und nur durch Anne Degeners Vermutung haben wir sie gekriegt.«
    »Und ihr seid ganz sicher?« Carsten wollte sichergehen.
    »Ganz sicher!« Erleichterung schwang in Martins Stimme mit.
    »Erzähl mal!«, forderte Carsten ihn auf.
    »Heute Vormittag habe ich alle Ergebnisse von der Durchsuchung bekommen. Wir haben das Gift gefunden, mit dem der Hund getötet wurde, dann die Perücke, von der wir ein Haar am Tatort von Marita Janz gefunden haben. Dass die Böhmer sie aufgehabt hat, beweisen ihre Haare auf der Innenseite der Perücke.« Martin legte ihm die Fotos der Beweisstücke vor. »Das ist aber noch nicht alles. In ihrem Papierkorb haben wir Zeitungsreste gefunden, bei denen auf mehreren Seiten die Buchstaben herausgeschnitten waren. Und dann, für mich der Beweis schlechthin, haben wir auf ihrem Computer Fotos gefunden.«
    »Was für Fotos?«
    »Hier!« Martin breitete weitere Bilder vor Carsten aus und tippte mit dem Finger darauf. »Silke Benning, Veronika Schnitzler, Marita Janz, Eva Klein und auch eins von Anne.«
    Carsten starrte kopfschüttelnd auf die Aufnahmen. »Wahnsinn!«
    »Ja, vor allem wenn man sich überlegt, dass wir nie im Leben auf sie gekommen wären, wenn Frau Degener nicht den Mut gehabt hätte, zur Polizei zu gehen. Man kann wohl mit Fug und Recht sagen: Kommissar Zufall hat hier zugeschlagen!«
    »Ich kann’s kaum glauben.«
    »Tja, so geht’s mir beinahe auch. Angesichts der vielen Indizien habe ich mich tatsächlich gefragt, ob das nicht ein bisschen zu viel des Guten ist. Aber letztlich muss man wohl sagen, dass wir einfach Glück gehabt haben.«
    »Man muss ja auch mal Glück haben. Hast ja lange genug nach dieser Irren gesucht.« Carsten lehnte sich zurück und freute sich jetzt schon, Anne die gute Nachricht zu überbringen. Er würde gleich zu ihr fahren. »Hat sie schon gestanden?«
    »Nein, sie streitet nach wie vor alles ab und erzählt uns immer wieder von dem großen Unbekannten, der ihr alles untergeschoben haben soll. Aber das ist nicht weiter ungewöhnlich. Solche Serienmörder geben sich nie selbst die Schuld. Es sind immer andere.«
    »Und das Motiv? Kann man aus ihren Äußerungen was raushören?«
    »Dazu schweigt sie sich aus. Möglicherweise ist der Grund für die Taten in ihrer Kindheit zu suchen. Ihre Eltern ließen sich scheiden als sie elf war. Das hat sie wohl nicht verkraftet. Das Erlebnis könnte bei ihr zu ständig krisenhaften Lebenssituationen geführt haben, die in ihrem Fall Sadismus ausgelöst haben, der wiederum in den Morden ausgelebt wurde. So in etwa die Kurzanalyse, der noch ein ausführliches psychologisches Gutachten folgen wird.«
    »Warum hat sie den ganzen belastenden Kram nicht entsorgt, als sie befürchten musste, dass Anne sie anzeigt? Wie blöd ist die Frau?«
    »Dazu habe ich die Hansen auch schon befragt. Sie sagt, dass zum Beispiel die Perücke als Requisit zu einem festen Ritual bei den Morden gehört und sie sie deshalb nicht vernichtet hat. Und die Fotos auf dem Computer waren sozusagen eine Trophäensammlung und zugleich eine Möglichkeit, die Taten im Geiste immer wieder genüsslich durchzuspielen.«
    »Mann, du glaubst gar nicht, wie erleichtert ich bin. Endlich ist der Spuk vorbei. Allerdings   …«, Carsten blickte Martin nachdenklich an. »Die zwei Typen vom Überfall machen mir noch ein bisschen Sorgen. Gibt’s da was Neues?«
    »Auch dazu schweigt sich Frau Böhmer aus. Und die DNA-Probe wird erst morgen fertig ausgewertet sein, wenn man sie überhaupt gebrauchen kann. Aber ich denke, wir können davon ausgehen, dass die Böhmer die alleinige Täterin ist und die Jungs nur angeheuert hat.«
    »Also, keine echten Komplizen?«
    »Das ist nicht ganz auszuschließen, aber ich glaube es nicht. Auf jeden Fall sag ich dir gleich Bescheid, sobald ich was weiß.«
     
    Anne hielt sich immer noch in Carstens Haus auf, wo sie auf seine Rückkehr aus dem Präsidium wartete.

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