Abgehakt
zu.
»Um was sollen wir wetten?« Kelly war die Freude über ihr Vorhaben anzusehen.
»Keine Ahnung.« Anne zuckte mit den Schultern.
»Wie wär’s mit einem Wohlfühlwochenende auf einer Beautyfarm für uns beide. Wer verliert bezahlt.«
»Nette Aussichten. Okay, die Wette gilt.«
»Eins noch. Wir sollten die Wette zeitlich begrenzen. Was hältst du für angemessen? Wie lange braucht eine Frau, um einen Mann rumzukriegen?«
»Ich glaube, wenn es nach drei Wochen nicht geklappt hat, dann wird nichts mehr daraus«, überlegte Anne.
»Also, sagen wir, du hast drei Wochen Zeit, um zu verlieren.«
»Zu gewinnen!«
Beide waren siegessicher, lachten und prosteten sich zu.
Am nächsten Morgen trat Anne auf die Straße. Sie schloss für einen Moment die Augen und sog die frische Morgenluft ein. Die gelben Rosen, die über dem Eingang rankten, versprühten einen süßen Duft, und die Sonne strahlte vom wolkenlosen Himmel. Es versprach, ein wunderschöner Tag zu werden.
Mit den bereits erwarteten Kopfschmerzen war sie viel zu früh aufgewacht, hatte eine Aspirin eingeworfen und beschlossen, einen kleinen Spaziergang durch den nahegelegenen Wald zu machen. Der Sonntag gehörte wie immer ganz alleine ihr, die Arbeit musste an diesem Tag warten.
Während sie die Stille genoss, schweiften ihre Gedanken zurück zum gestrigen Abend. Sie hatte sich gut amüsiert, seit langem mal wieder. Die Leute, die sie kennengelernt hatte, waren durchweg nett gewesen. Besonders dieser Bernd Castor hatte ihr gut gefallen. Rein äußerlich war er vielleicht nicht unbedingt ihr Typ, aber er schien geheimnisvoll und interessant zu sein. Ob er wohl anrufen würde? Laut Kelly sollte er doch ein Typ zum Spaßhaben sein. Vielleicht wäre so eine lockere Beziehung auch für sie das Richtige?
Bei dem Stichwort Beziehung kam ihr die Wette, die sie mit Kelly geschlossen hatte, in den Sinn, und sie lächelte vor sich hin. Wie albern! Sie konnte Mark doch unmöglich verführen, nur um zu beweisen, dass er kein treuer Ehemann war, und damit möglicherweise sogar seine Ehe gefährden. Andererseits würde sie ihn Saskia nicht wegnehmen. Es würde ja vielleicht reichen, ihn im geeigneten Moment zu fragen, ob er mit ihr schlafen würde. Ob er schon einmal etwas mit anderen Frauen gehabt hatte, würde er ihr sicher nicht erzählen. Sie dachte eine Weile darüber nach. Die Herausforderung lockte sie. Letztlich siegte die Aussicht auf Abwechslung, und sie begann, sich einen Plan zurechtzulegen.
4
Martin Sandor verbrachte den Sonntagvormittag im Büro, zusammen mit einer Schachtel Zigaretten. Er rauchte nur selten, vor allem dann, wenn er einen neuen Fall bekam. Und dieser neue Fall machte ihn besonders nervös. Nicht allzu häufig hatte er es mit einem Serienmörder zu tun. Zumindest nahm er an, dass es sich um einen handelte, und er war sicher, dass die Untersuchungen der nächsten Tage das bestätigen würden.
Obwohl der Mord erst sechsunddreißig Stunden zurücklag, drängte sich ihm die Frage auf, ob und wann der Mörder wohl wieder zuschlagen würde. Zudem hatte er jetzt schon das Gefühl, dass ihm die Zeit davonrannte. In diesem neuen Fall fehlte es überall an Ansatzpunkten. Martin wusste, dass es wichtig war, den Freund der Toten ausfindig zu machen. Also bestellte er Maritas Kollegin aufs Dezernat zu den Kollegen des Erkennungsdienstes, um ein Phantombild von dem Mann zu erstellen. Das war das einzige, was ihm im Augenblick zu tun blieb.
Anschließend ging er die Akten der beiden alten Mordfälle Schnitzler und Benning durch. Er wusste selbst nicht, wonach er suchen sollte. Die Akten kannte er bis ins letzte Detail. Aber vielleicht gab es irgendeine Parallele, etwas, das ihm bisher nicht aufgefallen war. Er hatte das schon so oft getan. Immer, wenn er in einem Fall nicht weiterkam, las er die Akten wieder und wieder. Jedes Mal entdeckte er etwas Neues. Oft waren es nur Kleinigkeiten, und so hoffte er auch diesmal, dass er jetzt einen Zusammenhang zu dem neuen Fall erkennen würde.
Veronika Schnitzler war am 3. August letzten Jahres gestorben. Sie wurde in ihrer Wohnung in Dotzenheim, einem Vorort von Wiesbaden, mit einem Telefonkabel erdrosselt. Sie hatte ein Jahr in dem Wohnblock gelebt, nachdem sie aus Hamburg hierher gezogen war. Sie war Erzieherin in einer Kindertagesstätte gewesen. Der Mörder hatte ihr mit ihrem eigenen Blut, das von Schlagverletzungen im Gesicht stammte, den Haken auf die Brust gemalt. Dass es sich
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