Abgehakt
ergänzte Martin.
»Ja. Ulf ist verheiratet, wissen Sie. Deswegen gingen die beiden auch nie aus.«
»Hatten Sie irgendwann einmal den Eindruck, dass Frau Janz ihren Ulf lieber für sich alleine gehabt hätte?«
»Nein, überhaupt nicht. Ihre Freiheit wollte sie unter keinen Umständen aufgeben. Sie sagte mal: ›Diese Beziehung ist perfekt, weil wir das gleiche Ziel haben.‹«
»Verstehe!« Martin nickte. »Können Sie uns vielleicht sagen, wo dieser Ulf wohnt oder arbeitet oder welchen Wagen er fährt? Es wäre schon ziemlich wichtig für uns, mit ihm zu sprechen. Vielleicht war er der Letzte, der Frau Janz lebend gesehen hat.«
»Lassen Sie mich mal überlegen.« Jasmin zog nachdenklich die Stirn in Falten. »Marita sagte mal, dass Ulf irgendwas mit Finanzen macht und dass er in der Nähe arbeitet. Wo er wohnt … keine Ahnung. Tja, und der Wagen … ich kann mich nicht erinnern, ihn mal im Auto gesehen zu haben. Da kann ich Ihnen nicht helfen.« Entschuldigend zuckte sie mit den Schultern.
»Dann wissen Sie auch nicht sicher, ob er mit einem Wagen oder zu Fuß kam?«
»Nein. Aber ich hatte den Eindruck, dass er mit dem Auto kam, denn er hatte manchmal Schlüssel in der Hand, wenn ich ihn im Haus traf. Es können natürlich auch Hausschlüssel gewesen sein.«
»Na, das ist schon mal ein Anfang. Könnten Sie uns noch sagen, wie dieser Ulf aussieht?«
»Er ist nicht allzu groß. Vielleicht eins siebzig. Er ist schlank, blond. Die Haare trägt er ganz kurz, und bis jetzt habe ich ihn immer nur im Anzug gesehen.«
»Könnte es dieser Mann hier sein?« Martin nahm das Phantombild, das nach den Angaben von Maritas Kollegin erstellt worden war, aus der Akte und reichte es Jasmin. Sie besah es sich genau.
»Mit etwas Fantasie schon. Ulfs Nase ist aber viel schmaler, genau wie sein Gesicht. Augen und Mund würden passen, auch die Haare.«
»Wie oft haben Sie Ulf gesehen?«
Sie wiegte den Kopf hin und her. »Ich kann es nicht so genau sagen, vielleicht fünfzehn Mal.«
»Okay. Wären Sie so nett und würden den Kollegen vom Erkennungsdienst helfen, ein genaueres Bild von Ulf zu erstellen?«
»Ja, gern, wenn Ihnen das hilft.«
Martin nahm den Hörer ab und beorderte einen Mitarbeiter des Erkennungsdienstes in sein Büro, um Jasmin abzuholen. »Gut, Frau Festner«, wandte er sich wieder ihr zu. »Das sollte fürs Erste genügen. Ich möchte Sie nur bitten, sich weiterhin zu unserer Verfügung zu halten. Wir haben bestimmt noch die ein oder andere Frage.«
»Kein Problem!« Jasmin lächelte traurig. »Es wäre schön, wenn Sie den, der das getan hat, bald kriegen würden.«
»Frau Festner, da bin ich ganz Ihrer Meinung und tue mein Bestes.« Martin erhob sich und verabschiedete sich von ihr. Nachdem Jasmin abgeholt worden war, wandte er sich an Paul: »Wann kriegen wir den Autopsiebericht?«
»Gegen zehn.«
»Gut. Dann sag bitte den anderen Bescheid, dass sie zur Besprechung um zehn Uhr dreißig kommen sollen.«
Bis dahin blieb Martin noch eine Stunde, die er unter anderem damit verbrachte, sich beim Bundeskriminalamt zu erkundigen, ob irgendwo ein ähnlicher Mordfall bekannt geworden war. Doch das war nicht der Fall, weder in Deutschland, noch in Europa.
Der Autopsiebericht lag wie angekündigt um zehn Uhr auf seinem Schreibtisch. Martin las ihn sorgfältig durch, um das Wesentliche gleich weitergeben zu können. Wie nicht anders zu erwarten, enthielt er keine neuen Erkenntnisse. Seufzend schloss Martin die Akte, stand auf und ging ins Besprechungszimmer, wo seine Kollegen bereits auf ihn warteten.
Martin reichte zunächst Fotos aller drei Opfer des Serienmörders herum. »Ich denke, wir alle hier können uns noch an die Fälle erinnern.« Er blickte in die Runde, die aus drei Mitarbeitern und seinem Chef bestand. Gegenüber von Paul Fischer, seinem engsten Mitarbeiter, den man schon von Weitem an seinem dunklen Bürstenhaarschnitt erkannte, saß Michael Pichlbauer. Der Vierzigjährige hatte einen Dreitagebart und war modisch gekleidet.
»Sieht ganz nach einem Psychopathen aus«, bemerkte Michael, während er sich ein Foto der toten Marita Janz ansah.
»Nur drei Prozent aller Mörder sind Psychopathen«, belehrte ihn Dieter Hinz vom anderen Ende des Tisches. Der unscheinbare, gut zehn Jahre ältere Kollege mit der Nickelbrille auf der spitzen Nase hatte stets realistische Fakten parat, schlug aber gerne einen oberlehrerhaften Ton an. Er hatte sich damit bei einigen Kollegen den Ruf eines
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