Abgehakt
alles, was?« Anne war es peinlich, dass sie Gegenstand einer Unterhaltung der beiden gewesen war. Und außerdem: Wer so ein gutes Verhältnis zu seiner Frau hatte, würde vielleicht doch nicht …?
»So ziemlich«, antwortete Mark ehrlich. »Ich halte das für die Grundlage einer guten Beziehung. Jeder hat natürlich auch seine kleinen Geheimnisse, aber –«
»Ach ja?«, unterbrach sie ihn. »Die da wären?«
»Ich würde ihr zum Beispiel nicht erzählen, dass du mich gestern geküsst hast.« Herausforderung lag in seinem Blick.
»Ach das! Das war ja nichts weiter.« Sie tat den Kuss mit einer Handbewegung als Lappalie ab, konnte ihm dabei aber nicht in die Augen sehen.
»Tatsächlich? Das habe ich ganz anders empfunden.« Er suchte ihren Blick.
Sie antwortete nicht, sondern fragte sich, wo ihre Schlagfertigkeit geblieben war. Sie griff nach ihrem Glas. Er beobachtete sie, wie sie rasch ein paar Schlucke trank, stand auf und holte das Knabberzeug aus dem Schrank. Die Situation entspannte sich und sie sprachen über berufliche Dinge. Mark erzählte von Thomas Beltz, sodass Anne sich ein Bild von ihm machen konnte. Als sie die Sektflasche geleert hatten, fühlte sich Anne völlig entspannt. Sie wechselten das Thema, und interessiert hörte sie den Geschichten aus Marks Teenagerzeit zu.
»Ich glaube, ich sollte jetzt fahren«, sagte sie nach einiger Zeit und legte ihre Hand auf seine Schulter.
»Ich glaube, du solltest noch bleiben«, entgegnete er und legte seinen Arm auf ihre Rückenlehne.
»Warum sollte ich?« Fragend wandte sie sich ihm zu und sah im direkt in die grünen Augen. Sein intensiver Blick versprühte Erotik.
»Da gibt es gleich mehrere Gründe. Zum Beispiel: Es ist noch nicht spät, es ist schön mit dir hier zu sitzen, und du hast zu viel getrunken, um noch selbst zu fahren.«
Jetzt war es Zeit, einen Schritt nach vorn zu machen. »Trotzdem denke ich, es ist besser zu gehen.«
»Aus welchem Grund? Hast du noch was vor?« Er strich ihr über den Rücken.
»Nein«, sagte sie langsam, »ich habe nichts mehr vor. Aber ich habe das Gefühl, dass zwischen uns … wie soll ich sagen? … eine gewisse Spannung, ein Knistern liegt. Sag mir, wenn ich mich irre.«
»Du irrst dich«, er beugte sich zu ihr hinab und flüsterte, »nicht!«
Anne nickte. Noch einen Schritt vor. Sie strich ihm über die Wange, um gleich darauf aufzustehen.
»Warte!« Er hielt ihren Arm fest, und stand im nächsten Moment direkt vor ihr. Sie sah die Unentschlossenheit in seinen Augen. Vorsichtig legte sie ihre Lippen auf seinen Mund. Langsam erwiderte er ihren Kuss, während er seine Arme um sie legte. Anne fühlte sich wie ein Teenager. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und sie gab sich dem fast unerträglich schönen Gefühl hin, das der Kuss in ihr hervorrief. Als sie sich voneinander lösten, starrten sie sich ein paar Sekunden lang schweigend an. Mark sah aus, als könne er kaum glauben, was gerade geschehen war.
»Warum bist du heute gekommen?«, durchbrach er irgendwann die Stille.
»Weil ich mich riesig über deine Hilfe gefreut habe und weil du sagtest, ich solle dir danken, wenn aus der Sache mit Beltz etwas wird.«
»Aber es ist ja noch nichts geworden.«
»Aber … Sag mal, worauf willst du hinaus?«
»Ich frage mich, ob du gekommen bist, um mich zu sehen. Ich meine allein. Du wusstest doch, dass Saskia nicht da sein würde.«
»Daran hatte ich überhaupt nicht mehr gedacht.« Ob er ihr die Lüge abnehmen würde? »Aber spielt das eine Rolle?«
»Im Grunde nicht.« Zärtlich strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
»Ich sollte jetzt wirklich gehen. Und wir sollten das eben am besten vergessen. Schließlich bist du glücklich verheiratet, oder etwa nicht?«
»Du hast ja recht.«
»Hast du Saskia eigentlich schon mal betrogen?«
War das hier vielleicht der Moment der Wahrheit? Neugierde lag in ihrem Blick.
»Nein.« Er klang ehrlich.
»Würdest du?«
»Ist das eine Frage oder eine Bitte?« Ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.
»Nehmen wir an, es ist eine Frage.«
»Gut, dann würde ich sagen: wahrscheinlich nicht.«
»Wahrscheinlich?«
»Wer kann schon hundertprozentig sicher sein?«
»Na gut. Aber was, wenn es eine Bitte wäre?« Ihr Herz klopfte immer noch bis zum Hals.
»Du meinst«, er nahm sie wieder in die Arme, »eine Bitte von dir?«
Sie nickte nur. Statt einer Antwort küsste er sie leidenschaftlich.
»Ist das als ein Ja zu deuten?«, fragte
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