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Abgeschaltet

Abgeschaltet

Titel: Abgeschaltet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Winterhagen
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fossilen Reserven für die anderen länger und werden billiger.«
    »Von der Tendenz her stimmt das. Deshalb brauchen wir auch internationale Abkommen.«
    »Wie wollen Sie die aufstrebenden Nationen China und Indien in ein solches Abkommen einbinden?«
    »Mein Eindruck ist, dass wir diese stark wachstumsorientierten Nationen nicht über grüne Appelle ins Boot bekommen. China wird keinem Abkommen zustimmen, das seine wirtschaftliche Entwicklung bremst. Aber auch dort macht man sich Gedanken über die dauerhafte Versorgungssicherheit. Denn die Endlichkeit fossiler Reserven ist ein Fakt, den man auch in China zur Kenntnis nimmt.«
    »Sie beraten Ihre Mitgliedsländer nicht nur in energiepolitischer Hinsicht, sondern geben auch technische Empfehlungen. Was sind die Technologien, an denen international am intensivsten weiterentwickelt werden sollte?«
    »Ganz sicher spielt die Kohlendioxidabtrennung und -speicherung eine große Rolle. Große Fortschritte macht außerdem die Solarenergie. Darüber hinaus ist es bei einem steigenden Anteil regenerativer Energien wichtig, dass der Transport und die Speicherung elektrischer Energie effektiver werden. Europa ist mit seiner Planung transnationaler Stromtrassen auf einem guten Weg, denn damit wird das einzelne Land unabhängiger von aktuellen Schwankungen, zum Beispiel bei der Belieferung mit Erdgas. Ein Vorgehen, das wir übrigens auch Japan empfohlen haben . . .«
    ». . . dort aber wegen der Insellage deutlich schwieriger zu realisieren sein dürfte.«
    »Nun, zumindest könnten die Inseln untereinander besser verbunden werden. Wir haben zwischen den Hauptinseln heute nur eine Übertragungsleistung von einem Gigawatt, was die Kompensation der Zerstörungen nach dem Tsunami deutlich erschwert. Außerdem betreibt Japan seine Netze aus historischen Gründen nach wie vor mit zwei unterschiedlichen Wechselspannungsfrequenzen.«
    »Wird die Forschung an der Kernfusion Ihrer Meinung nach international intensiv genug unterstützt?«
    »Hier wird international kooperiert, aber wir wissen alle, dass die Kernfusion zur Energiewende nichts beitragen kann, wahrscheinlich nicht vor 2050. Wir müssen deutlich rascher handeln.«
    »In Ihrem Welt-Energieausblick 2010 verweisen Sie darauf, dass der Verzicht auf die Subvention fossiler Brennstoffe die effektivste Klimaschutzmaßnahme wäre. Wie optimistisch sind Sie, dass Sie gehört werden?«
    »Diese Subventionen werden ja vor allem in ärmeren Ländern gewährt, die damit den Lebensstandard ihrer Bevölkerung heben wollen. Aber die Regierungen sollten das Geld den Menschen direkt auszahlen und nicht den Ölpreis künstlich niedrig halten. Damit fördern sie nur die Verschwendung und nicht Energieeffizienz.«
    Die Internationale Energieagentur ist in einer Energiekrise geboren worden, deren Bedrohlichkeit uns heute unwirklich erscheint. Ein Tempolimit von 100 Kilometern pro Stunde auf Autobahnen, Daimler schaltete die Beleuchtung des Mercedes-Sterns ab, Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein beendete seinen Kommentar »Not lehrt treten« zur Ölkrise 1973 mit den Worten: »Wir müssen für möglich halten, dass unsere Gesellschaften künftig den Mangel verwalten.« Es kam anders, nach den schwierigen siebziger Jahren mit zwei Rezessionen hat sich die Wirtschaft Deutschlands erholt, ist gewachsen. Während Bruttosozialprodukt und Primärenergieverbrauch in den sechziger Jahren im Gleichschritt jährlich um fast fünf Prozent wuchsen, ist mittlerweile eine Entkoppelung beider Kennziffern gelungen. Vor dem Hintergrund der globalen Perspektive wird aber auch deutlich: Sparen allein ist maximal die eine Hälfte der Medaille. So sahen es auch die Spiegel-Redakteure. Dasgroße Geld, so schrieben sie, werde nicht nur »eine Technologie finanzieren, die den knapp gewordenen Energiehaushalt besser nutzt«, sondern in die Entwicklung neuer Energien fließen. Als Beispiele dienten Ölbohrungen, Kohle-, Teersand- und Ölschieferaufbereitung sowie Atomkraft. An dieser Stelle stehen heute die erneuerbaren Energien.
    Deshalb wollen wir uns diesen Technologien nun im Detail zuwenden. Nicht aber ohne darauf hinzuweisen, dass ich den Begriff »erneuerbare Energie« verwende, weil er sich so eingebürgert hat. In Wirklichkeit, das wissen wir seit Julius Robert von Mayer, gibt es keine neue Energie, sondern lediglich verschiedene Formen, in denen Energie für eine bestimmte Zeit zwischengespeichert wird. Wenn wir von erneuerbaren oder regenerativen Energien

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