Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abgeschaltet

Abgeschaltet

Titel: Abgeschaltet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Winterhagen
Vom Netzwerk:
Abfall bei weitem nicht so konsequent getrennt wie bei uns. Selbst wenn der Mischmasch-Müll in einer Verbrennungsanlage landet, muss der feuchte Biomassenanteil zuvor aufwändig abgetrennt oder getrocknet werden – was Energie kostet. Als ein kleiner, aber wichtiger Baustein kann die konsequente energetische Verwertung von Abfällen einen Beitrag leisten, zumal uns sowohl Müllverbrennungs- als auch Biogasanlagen unabhängig von Wind und Sonnenschein beliefern. Nicht einmal eigene Kraftwerke sind zwingend: Mit Hilfe neuer technischer Verfahren, genannt »mechanisch-thermische Stabilisierung«, kann der Abfall von Haushalten und Gewerbebetrieben so behandeltwerden, dass er in modernen Kohlekraftwerken mitverbrannt wird und dort die Kohlendioxid-Bilanz zumindest geringfügig verbessert.
    Einen kleinen Beitrag liefern auch die Forscher am Fraunhofer Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik. Sie untersuchen, wie man die Reststoffe aus der südeuropäischen Olivenölproduktion energetisch verwerten kann. Aktuelles Zwischenfazit: Es funktioniert. Würde alles, was bei der Herstellung von jährlich zwei Millionen Tonnen Olivenöl übrig bleibt, zu Biogas vergoren, entspräche die entstehende Bioenergie einer Maisanbauflüche von 2800 Quadratkilometern, mehr als die Fläche des Saarlandes.
HINAUS AUFS MEER?
    Aber müssen Energiepflanzen überhaupt an Land angebaut werden? Seit längerem wird intensiv an der Nutzung von Algen geforscht. Die Öffentlichkeit nimmt in Europa nicht viel davon wahr, weil die Versuche der großen Ölkonzerne in weiter Ferne erfolgen. So forscht Shell auf Hawaii, Exxon hat sich mit dem amerikanischen Gentechnik-Pionier Greg Venter zusammengeschlossen. Experimentiert wird aber auch in kleinen deutschen Firmenneugründungen und im Forschungszentrum Jülich.
    Die meisten Forschungsansätze gehen dabei keineswegs von Algenfarmen auf dem Meer aus, sondern eher von durchsichtigen Tanks, oft in Kapillarform. Solche Behältnisse könnte man in Gebiete mit sehr hoher Sonneneinstrahlung stellen, wo die »Anbaufläche« nicht mit der klassischen Landwirtschaft konkurrieren würde. Manche Forscher gehen davon aus, dass man das Kohlendioxid, das Algen ohnehin für ihr Wachstum benötigen, nicht indirekt aus der Luft, sondern direkt aus den Abscheideanlagen von Kraftwerken gewinnen kann.
    Die Energieproduktion müsste bei Algen nicht indirekt über die Verwertung der Biomasse erfolgen. Es wird intensiv daran gearbeitet, die Algen gentechnisch so zu modifizieren, dass sie Kohlenwasserstoffe als Ausscheideprodukt selbst produzieren. Die Gentechnik wird notwendig werden, weil sich die natürlich vorkommenden Algen nicht so verhalten, wie es sich der Mensch wünscht: Blaualgen – die eigentlich Bakterien sind – wachsen zwar schnell, produzieren dabei aber zu wenig Öl, bei den Grünalgen verhält es sich genau andersherum. Kieselalgen besitzen zwar beide Eigenschaften,bilden in ihrer Körperhülle jedoch, wie der Name verrät, Silizium, das den Verarbeitungsprozess stört. Sollte die Forschung voranschreiten, steht mit Sicherheit, zumindest in Deutschland, eine weitere technikethische Debatte ins Haus: Wollen wir Nahrungsmittel ohne Gentechnik, Energiepflanzen aber mit ihr erzeugen? Aus Platzgründen können wir diesen spannenden Gedanken hier nicht ausführen.
    Auch wenn die Algennutzung zur Kraftstoffgewinnung noch ganz am Anfang steht, so scheint nach den bisherigen Ergebnissen doch gesichert, dass sie in der Regel mit deutlich höheren Wirkungsgraden arbeitet als auf Mais oder Rüben basierende Verfahren. Optimistischen Schätzungen zufolge wird man je Hektar genutztem Land sechsmal mehr Kraftstoff gewinnen können als beim Maisanbau. Vermutlich wären außerdem die nachgelagerten Umwandlungsprozesse weitaus weniger energieintensiv.
    Ob maßgeschneiderte Kraftstoffe oder Algen, es scheint noch ein langer Weg hin zu echtem Biosprit. Das Elektroauto scheint hingegen fast serienreif, ungeachtet der Einschränkungen, die wir in diesem Kapitel schon kennengelernt haben. Zeit für eine Exkursion nach Münster, wo man nicht nur viel Fahrrad fährt, sondern auch an der Zukunft des Elektroautos forscht.

GIB STROM: KOMMT DAS ELEKTROAUTO?
    »Ich bin überzeugt, dass in weniger als 20 Jahren die Mehrheit aller Neuwagen E-Autos sein werden.«
    Elon Musk, Chef des Elektrofahrzeugherstellers Tesla, der von 2008 bis 2011 rund 2000 Autos verkaufte.
    Keine Technik ist »alternativlos«. Statt Autos mit

Weitere Kostenlose Bücher