Abgeschaltet
wären Supraleitungen eine prima Sache, sondern auch für die Stromerzeugung. Nahezu jede Stromgewinnung außer der Photovoltaik funktioniert mit Generatoren, die eine mechanische Drehbewegung in elektrische Energie verwandeln. Zwar haben heutige Generatoren sehr hohe Wirkungsgrade von durchschnittlich 95 Prozent, doch ihre Verluste resultieren fast ausschließlich aus dem Innenwiderstand der in ihnen verbauten Kupferdrähte. Ein supraleitender Generator würde fast verlustfrei arbeiten. Und den Weltstromverbrauch um nur zwei bis drei Prozent abzusenken, das wäre schon eine große Ingenieursleistung.
Da es viel leichter ist, einen räumlich abgeschlossenen Generator mit Flüssigstickstoff zu kühlen als ein über viele Kilometer führendes Stromkabel, gibt es mittlerweile mehrere Firmen, die solche Generatoren für verschiedene Anwendungen anbieten. 2010 wurde erstmals ein supraleitender Generator in ein Wasserkraftwerk eingebaut. Im oberfränkischen Hirschaid wurde ein Generator in einem bestehenden Laufwasserkraftwerk ausgetauscht. Neben dem guten Wirkungsgrad von 98,5 Prozent ist der Generator recht kompakt, so dass der neue Energiewandler ein Drittel mehr Leistung bringt, ohne mehr Platz zu brauchen – der wäre nämlich vor Ort nicht vorhanden gewesen. Vor allem für ältere Wasserkraftanlagen scheint diese Technik einen Hebel zu einer besseren Energieausbeute ohne Umwelteingriffe zu sein.
Eine saubere, hochveredelte Form der Energie wie Strom rund um den Globus zu schicken, ist auf jeden Fall eine schöne Vision, an der noch einige Forschergenerationen arbeiten müssen. Mich erstaunt insbesondere, wie wenig diese Vision Leitbild ist. Nur wenige formulieren so klar wie der Wissenschaftsjournalist Ulrich Eberl: »Die Welt wächst elektrisch zusammen.« Stattdessen wird viel in Autarkie kleiner Energieinseln gedacht, während die Realität eine andere ist: Weltweit transportiert wird vor allem Erdöl.
ERDÖL: DAS DICKE ENDE KOMMT NOCH
»On the basis of the present estimates of the ultimate reserves of petroleum and natural gas, it appears that the culmination of world production of these products should occure within half a century.«
M. King Hubbert, Vordenker der Peak-Oil-Theorie, in einem Vortrag am American Petroleum Institute im März 1956
Seit der ersten Ölkrise 1973 spekuliert die Welt darüber, wann das Erdöl zur Neige geht. Dass es eines Tages so sein wird, daran besteht kein Zweifel: Pro Tag verbraucht die Menschheit rund 12 Millionen Tonnen Rohöl, Tendenz steigend. Nun entsteht auch heute noch neues Rohöl aus abgestorbenen, luftdicht unter der Erde verschlossenen Pflanzen. Allerdings ist diese natürliche Produktion auf etwa 100 Tonnen pro Jahr weltweit begrenzt.
Noch wichtiger könnte sein, zu welchem Zeitpunkt das weltweite Fördermaximum erreicht sein wird. Ab diesem Zeitpunkt, »Peak Oil« genannt, kommt es zu starken Preissteigerungen, so dass die Nachfrage allmählich zurückgeht. Der Geologe Dr. Volker Steinbach, der bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften die Abteilung Energierohstoffe verantwortet, hat keine Zweifel daran, dass das Fördermaximum in wenigen Jahren erreicht sein wird: »Die Menschheit hat seit Beginn der Erdölförderung etwa die Hälfte des vorhandenen Erdöls verbraucht.« Spätestens 2030 wird, so seine Prognose, die maximale Förderung der Ölvorräte erreicht sein. Eine optimistische Aussage angesichts der Tatsache, dass die konventionellen, also leicht zu fördernden Vorräte wahrscheinlich schon 2020 ihr Fördermaximum erreichen.
Außerhalb der OPEC-Staaten ist die Fördermenge schon seit 2004 konstant, trotz dramatisch gestiegener Ölpreise. Auch wennes spektakuläre Einzelfunde gab, zuletzt vor der norwegischen Küste, ist die Fördermenge aus der Nordsee seit 1999 rückläufig. In den Vereinigten Staaten, einst der größte Ölproduzent der Welt, schrumpft die geförderte Menge sogar seit 1970. Damit wächst die Abhängigkeit von politisch instabilen Regionen. Als Reaktion darauf wird in den USA der Ruf nach einer verstärkten einheimischen Erdölförderung laut. In einer Videobotschaft stellte US-Präsident Barack Obama im April 2011 allerdings klar: »Verstärkte heimische Förderung verschafft uns keine dauerhafte Unabhängigkeit von Ölimporten. Unser Anteil am Weltölverbrauch beträgt 25 Prozent, wir besitzen aber gegenwärtig nur zwei Prozent der Ölreserven auf der Welt. Auch wenn wir den letzten Tropfen verbrauchen, den wir haben, werden
Weitere Kostenlose Bücher