Abgründe der Leidenschaft
Nippel. In einer Hand hielt sie eine kurze schwarze Reitgerte. Sie trug viel Make-up, mit knallrotem Lippenstift, dramatischem Augen-Make-up und Eyeliner. »Ich verstehe das nicht«, sagte Carla.
»Blättere weiter.«
Das Bild auf der folgenden Seite zeigte eine Frau in einem anderen Kostüm. In einem züchtigen Kleid saß sie auf dem Bett und hatte die Hände im Schoß verschränkt. Ihr Gesicht, sehr zurückhaltend mit sanftem Rouge und einem blassen rosa Lippenstift geschminkt, sah jugendlich und vertraut aus. Als Carla sich das Gesicht näher ansah, rang sie nach Luft. »Das bist ja du.« Sie blätterte zurück. »Genau wie hier.«
»Blättere weiter.«
Die Fotos, die nun folgten, zeigten Ronnie in unterschiedlichsten Kostümen: als Haremsdame mit einem durchscheinenden Schleier, der die untere Hälfte ihres Gesichtes abdeckte; als strenge grauhaarige Frau mit hochgeschlossener weißer Bluse und schlichten Schuhen, als erotische Piratenbraut in kurzen Shorts, unter denen ihre Pobacken hervorblitzten, und einer Bluse, die bis zum Bauchnabel aufgeknöpft war; und als Frau in einem Negligé aus schwarzem Satin, die über einem Mann stand, dessen Arme und Beine mit groben Ketten und Vorhängeschlössern an einem Bettgestell aus Messing befestigt waren.
»Wow. Ronnie, ich bin durcheinander. Erkläre mir das.«
»Ich nenne das Album
Black Satin
, und es ist eigentlich eine Art Menü oder Karte. Ausgewählte Leute können sich hier ihr … Hauptgericht auswählen – so könnte man es ausdrücken –, und ich sorge für die Nachspeise.«
»Du willst mir damit sagen, dass du eine Hure bist.«
»Ich bin eine wählerische, exklusive Prostituierte.«
Carla war verblüfft. Sie hatte etwas Ungewöhnliches erwartet. Immerhin war Ronnie nie durchschnittlich gewesen. Aber das? Was sollte sie sagen?
Als Ronnie sprach, klang sie etwas zögerlich. »Keine Vorwürfe? Kein ›Wie konntest du nur?‹?«
»Ich bin zu schockiert, um etwas zu sagen. Aber natürlich ist es dein Leben.«
Ronnie lächelte. »Und es ist wundervoll. Ich liebe jede Sekunde meines geheimen Lebens.«
»Was ist mit Jack?«
Ronnies Lächeln verschwand nicht. »Ich glaube, er weiß, was los ist. Er reist viel, und ich weiß, dass er sich amüsiert, wenn er weg ist. Und ich mache das auch.«
»Was ist mit Aids ?«
»Ich habe viel darüber nachgedacht, als das alles anfing. Viele meiner Freunde – ich nenne sie ›meine Freunde‹ – wollen keinen eigentlichen Geschlechtsverkehr. Sie wollen Oralsex, Spielzeuge und/oder gegenseitige Selbstbefriedigung. Und diejenigen, die tatsächlich Verkehr wollen, müssen ein Kondom benutzen.«
»Was ist mit Oralsex? Ist das nicht gefährlich?«
»Nicht so riskant wie ungeschützter Geschlechtsverkehr, aber ja, es ist ein Risiko. Ich habe darüber nachgedacht und beschlossen, dieses Risiko einzugehen.«
»Wie, um alles in der Welt, bist du da bloß hineingeraten?«
Ronnie lehnte sich zurück und legte ihre Füße auf den Couchtisch. »Ja, wie … Eine gute Frage.«
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2 . Kapitel
I ch denke, es hat alles vor etwa drei Jahren angefangen«, erklärte Ronnie. »Du musst wissen, dass Jack und ich schon immer eine offene Beziehung geführt haben. Man kann sagen, dass wir in der Hinsicht sehr locker sind. Wir beide lieben Sex und glauben, dass Affären unsere Ehe noch bereichern.«
»Du meinst … mit anderen Leuten?«
Ronnie lachte leise. »Ja, wir beide denken so. Und es hat mir nie etwas ausgemacht. Im Gegenteil. Mir hat die Vorstellung gefallen, dass jemand Jack glücklich macht – vor allem, weil er so oft unterwegs war und noch immer ist. Und damals ist er oft mit neuen Ideen, Spielzeugen und sexy Unterwäsche nach Hause gekommen.« Sie bemerkte Carlas Gesichtsausdruck. »Guck nicht so, Carla. Du erinnerst dich sicher, dass ich schon immer experimentierfreudig gewesen bin.«
»Ich erinnere mich in der Tat an einige deiner Experimente – wie
Oreo
-Kekse mit Erdnussbutter. Erzähl weiter.«
»Die einzige Forderung, die Jack und ich aneinander hatten und auch jetzt noch haben, ist, dass keiner von uns ohne Kondom mit jemand anderem schläft. Punkt.«
»Wirst du nicht eifersüchtig?«
»Ich kann ehrlich sagen, dass ich nicht eifersüchtig bin. Ich kann zwar nicht für Jack sprechen, aber ich bin es nicht. Wegen seiner vielen Reisen sind Jack und ich mindestens drei Wochen des Monats getrennt. Wir gehen stets behutsam mit den Gefühlen des anderen um. Wir reden viel, und ich bin mir sicher,
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