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Abgründe (German Edition)

Abgründe (German Edition)

Titel: Abgründe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
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schweifte in Gedanken immer wieder ab zu Madison. Die Ärzte hatten zuletzt gesagt, sie sei auf dem Weg der Besserung. Vielleicht hätte sie die Klinik sogar bald verlassen können. Ethan verstand sie einfach nicht. In seine Trauer um sie mischten sich Wut und das unbestimmte Gefühl, von ihr verraten worden zu sein. Wie hatte sie ihm das antun können?

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    »Au! Verdammt noch mal! Musste das sein?« Talisha lag, mit Handschellen an die schweren Bettpfosten gekettet, unter Ethan. Sie wandte den Kopf zur Seite und wischte ihre blutige Nase an ihrer bloßen Schulter ab.
    Ethan starrte abwechselnd Talisha und seine eigene Faust entsetzt an. »Du... du hast Nein gesagt«, stammelte er.
    »Na und?« Talishas Augen blitzten erbost. »Das hier ist ein verschissenes Rollenspiel ! Du wolltest doch, dass ich mich widersetze!«
    Ethan wusste, dass sie Recht hatte. Herrgott, er konnte sie doch nicht einfach schlagen. Vorsichtig stieg er von ihrem nackten Körper und zog seine Hose über.
    » Hallo ?« Talisha klang noch immer wütend. »Machst du mich vielleicht mal los?«
    Ethan atmete durch. Er wusste, dass seine Neigung, fremden Nutten seine Macht durch Handschellen und seine Dienstwaffe zu demonstrieren, nicht normal war, aber damit hatte er sich einigermaßen arrangiert. Schläge gehörten allerdings nicht zu diesem Arrangement. Bisher war immer alles mit dem Einverständnis der Mädchen geschehen. Bisher.
    »Wenn du mich nicht sofort losmachst, schreie ich!« Als würde sie das nicht ohnehin schon tun. Sie drohte, hysterisch zu werden und Ethan beeilte sich, die Handschellen von ihren schmalen Gelenken zu lösen.
    »Es tut mir Leid, Talisha. Wirklich!« Er hielt ihr sein T-Shirt hin. Sie riss es ihm aus der Hand und wischte sich das Blut aus dem Gesicht.
    »Davon kann ich mir auch nichts kaufen«, knurrte sie und Ethan verstand.
    Er kramte schnell ein paar Scheine aus seiner Hosentasche und legte sie zusätzlich zu ihrem Lohn auf den Nachttisch. »Das kommt nie wieder vor, ich verspreche es dir.«
    »Natürlich kommt das nie wieder vor«, wetterte sie und griff nach einem nachtblauen Morgenmantel, der über dem Fußende hing. Er war aus Seide, oder zumindest sah er so aus. Sie streifte ihn über, wobei sie Ethan keine Sekunde aus den Augen ließ.
    »Wir werden uns nämlich nie wieder sehen!« Talisha bückte sich und hob ein paar lose Kleidungsstücke vom Boden auf, wobei der glatte Stoff des Mantels immer wieder von ihren Schultern rutschte.
    »Talisha...«
    »Du gehst jetzt besser.« Sie richtete sich auf und drückte ihm seine Kleidung in die Hände.
    »Scheiße, nein... Beruhig dich, das war doch nichts.« Ethan wollte nicht gehen.
    »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dich noch mal in meinen Wohnwagen lasse!«
    Er hatte ihr Vertrauen verspielt. Das wurde ihm klar, während er sich anzog. Heute hatte sie ihn zum ersten Mal mit in den kleinen Wohnwagen direkt gegenüber des Straßenstrichs genommen, den sie bewohnte. Sie hatte gesagt, dass sie es ihm zum Gefallen tue, damit er die Kosten für das Motelzimmer sparen konnte, aber er wusste, dass sie es so einfach schneller wieder zu ihren Arbeitsplatz schaffte.
    »Okay, dann gehen wir das nächste Mal eben wieder ins Motel.« Er versuchte, seine Unsicherheit mit seiner gewohnt lockeren Art zu überspielen. Es tat ihm unendlich leid, was er getan hatte und er fragte sich, wie er es jemals wieder gut machen konnte. Er wusste selbst nicht, wie es zu diesem Schlag gekommen war. Plötzlich hatte ihn die Wut gepackt und er hatte ausgeholt.
    »Raus!«
    Scheinbar war das zu viel für sie.
    »Talisha…« Ethan streckte die Arme nach ihr aus und kam auf sie zu.
    Sie packte seine Handgelenke und zerrte ihn zur Tür. »Glaub ja nicht, dass du alles darfst, nur weil du ein Bulle bist!«
    »Talisha.« Ethan löste seine Handgelenke aus ihrem Griff, legte ihr im Gegenzug seine Hände ins blasse Gesicht und zwang sie, ihn anzusehen. »Es tut mir wirklich leid, hörst du?«
    Talishas Gesichtsausdruck ließ nicht erahnen, was sie dachte. Ihre Augen blitzen ihn an, sie presste die Lippen fest zusammen. Ethan erwiderte ihren Blick noch einen Moment lang, dann ließ er sie los. Er öffnete die Tür und erstarrte. Auf der anderen Straßenseite, inmitten der Mädchen, standen Dewey und Mason. Für einen kurzen Augenblick dachte Ethan, sie würden sein Laster teilen, aber dann erkannte er, dass sie eine Befragung durchführten. Erschrocken sog er die Luft ein und taumelte zurück

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