Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf
einer psychischen Störung heraus. Obwohl es solche Fälle natürlich auch gibt. Hin und wieder sind solche Handlungsweisen auch verbunden mit dem Essen von Leichenfleisch.
Wie zum Beispiel im Fall eines 32-jährigen Studenten, der seinen 82 Jahre alten Mentor, mit dem er jahrelang in einer homoerotischen Beziehung zusammengelebt hatte, erwürgte und zerteilte, um sich dann ein Stück frischer, noch warmer Leber einzuverleiben, wie er später genüsslich schilderte. Er tat dies aus Vergeltung für die Unterdrückung, die er von dem »alten Tyrannen« jahrelang hatte ertragen müssen. Von der kleinen Brotzeit im Anschluss an die Zerteilung berichtete der Beschuldigte in seinem umfassenden, schonungslos offenen Geständnis mit Genugtuung und fast triumphierend. Aber erst, nachdem er darauf angesprochen worden war. Bemerkt wurde dieser Akt von Kannibalismus übrigens im Rahmen der Obduktion und der Zusammensetzung der Leichenteile, die auf mehrere Mülltonnen in der Umgebung der Tatwohnung im Münchner Norden verteilt worden waren. Die Rekonstruktion gelang den Medizinern im Institut für Rechtsmedizin so vollständig, dass den Obduzenten das Fehlen dieses kleinen Stückchens Leber aufgefallen war. Sie meldeten den Befund sofort der Mordkommission, wo gerade die Vernehmung lief. Nur so kam dieses ekelige Detail überhaupt ans Tageslicht. Woran man nicht nur erkennen kann, wie gründlich Rechtsmediziner arbeiten, sondern auch erahnen kann, wie hoch die Dunkelziffer bezüglich solcher Handlungsweisen sein dürfte.
Die Tat war durch einen Anwohner entdeckt worden, dem sich beim Entsorgen seines Hausmülles ein Arm entgegengestreckt hatte, der aus einer der Tüten herausgerutscht war. Die Protokollführerin sagte übrigens nach dieser Vernehmung die Teilnahme an einer Leberkäse-Brotzeit ab und schwor, nie wieder Fleisch zu essen. Ob
sie diesen Entschluss bis heute durchgehalten hat, entzieht sich aber meiner Kenntnis.
Besonders raffiniert in Bezug auf die »Entsorgung der Leiche« handelte ein Vertreter, der eines Morgens seinen Chef in dessen Tiefgarage mit einem Wagenheber erschlug, den Toten in den Kofferraum seines Pkw wuchtete und damit zum Arbeitsgericht fuhr, wo der Prozess wegen seiner Kündigung stattfinden sollte, gegen die er Widerspruch eingelegt hatte. Alle fragten sich, wo der Chef bleibt, der pünktlich seine Wohnung verlassen hatte, wie seine Frau auf telefonische Rückfrage bestätigte. Dass dessen Leiche draußen vor dem Gebäude im Kofferraum seines Angestellten lag, ahnte freilich niemand. Der fuhr dann durch halb Deutschland in seine Heimatgemeinde, zerstückelte in seinem Schrebergarten die Leiche, warf die Extremitäten in den nahen Fluss und legte den Torso in ein frisch ausgehobenes Grab des nahen Friedhofes, wo anderntags eine Beisetzung stattfinden sollte. Da er den Torso mit Erde bedeckt hatte, fiel niemandem etwas auf. Und so setzte man den Sarg darauf und schaufelte das Grab später zu.
Der Täter wurde natürlich gefasst und überführt, was zugegebenermaßen nicht einfach war. In seinem Geständnis offenbarte er schließlich auch den Ablageort des Torsos. Bei dessen Exhumierung, die wie üblich im Morgengrauen vor Friedhofsöffnung stattfand und bei der eine Atmosphäre wie in einem Edgar-Wallace-Thriller allein schon dadurch entstand, dass tatsächlich eine schwarze Katze fauchend aufschreckte und bei Vollmond im Nebel verschwand, versuchte er sich auf der Friedhofstoilette das Leben zu nehmen, indem er eine Kugelschreibermine in eine dummerweise dort vorhandene Stromdose steckte
und die andere Hand ins Wasser der Kloschüssel hielt. Ein Kollege musste über die Klowand klettern, sprang auf den Lebensmüden drauf und krachte mit ihm samt der Toilettenschüssel in die darunter liegende Grube, die Gott sei Dank nicht so tief war wie das Grab, aus dem sie dann den Torso bargen. Damit rettete er dem lebensmüden Mörder das Leben, während er selber an Krebs erkrankte und später daran starb. Das nur nebenbei und in Anlehnung an die Frage, ob das Leben gerecht ist.
Immer wenn ich gefragt wurde, worin der Unterschied zwischen Fiktion und Realität besteht, habe ich diesen Fall erzählt und damit die Frage verbunden, was wohl Kritiker sagen würden, würde sich ein Autor oder Drehbuchschreiber diesen Sachverhalt ausdenken. Woraus man die Erkenntnis ziehen kann, dass die unwahrscheinlichsten, verrücktesten und skurrilsten Geschichten noch immer das Leben schreibt.
Einer der ekeligsten und
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