Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf
einen Unfall gehabt und liege in Dachau im Krankenhaus. Es dauerte keine fünf Minuten, bis er angezogen war. Auf der Fahrt nach Dachau bot ich ihm den präparierten Kakao an. Er nahm ihn dankbar und trank sofort. Genau wie Elisabeth schlief er nach einer Minute tief und fest. Ich fuhr zur selben Stelle, zog ihn aus dem Auto und legte ihn am Boden ab. Dann trennte ich auch ihm den Kopf ab, wobei ich diesmal aber mehr als einen Schlag brauchte. Es ging nicht so einfach wie bei Elisabeth. Dann trennte ich auch seine Hände ab. Auch das ging schwerer. Ich holte den blauen Müllsack, legte seine Teile zu denen von Elisabeth und versteckte ihn wieder im Dickicht. Den
Körper zog ich ins Gebüsch und legte ihn direkt neben dem von Elisabeth ab. Dann holte ich das Mineralwasser und schwemmte damit das viele Blut weg, das sich auf dem Weg gesammelt hatte. Es war dann schon nach 3.00 Uhr und die Zeit bis zur Dämmerung war knapp. Ich bekam langsam Panik. Außerdem musste ich ja noch ihr Auto zurückbringen, und schon um 8.00 Uhr wollte ich mich mit meinen Kollegen zum Betriebsausflug treffen.«
Klaus F. war der Einzige im Raum, der völlig gefasst und emotionslos wirkte, als er dieses Geständnis ablegte. Ganz anders als noch eine Stunde vorher, als er weinend zusammengebrochen war, nachdem er wochenlang hartnäckig geleugnet hatte. Da er mir direkt ins Gesicht sah, durfte ich mir meine Fassungslosigkeit nicht anmerken lassen, obgleich sie nicht geringer war als die des anwesenden Staatsanwaltes und der beiden Rechtsanwälte, die im Hintergrund saßen und ziemlich grün um die Nase waren. Aber wenigstens zeichnete sich endlich die Aufklärung eines Falles ab, der so unbegreiflich war wie kein anderer in meinen drei Jahrzehnten Polizeidienst, die ich bereits hinter mir hatte, und wie auch keiner mehr werden sollte in dem Jahrzehnt, das noch vor mir lag. Dabei begann dieser außergewöhnliche und besonders erschütternde Fall ganz harmlos mit der Vermissung eines Liebespaares …
Die Eltern der 32-jährigen Werbetexterin Elisabeth S. und des 27 Jahre alten Informatik-Studenten Thomas W. kamen an einem heißen Julitag gemeinsam zur Polizeiinspektion
13 in München-Schwabing, um Vermisstenanzeige zu erstatten. Beide Elternpaare waren eigens von weither angereist. Die Eltern von Elisabeth S. aus Kassel, die von Thomas W. aus Düsseldorf. Der junge Beamte hörte sich die Leute an, um ihnen dann zu erklären, dass nach den geltenden Richtlinien kein Vermisstenfall vorliege. Beide seien erwachsen, nicht suizidgefährdet und auf eine hilflose Lage oder Gefahrensituation deute ebenfalls nichts hin. Ebenso wenig wie auf ein Verbrechen. Vielleicht seien sie ja verreist, meinte er. So etwas komme doch vor.
Aber die Eltern ließen sich nicht abwimmeln. Sowohl das Ehepaar S. als auch die Eltern von Thomas W. schlossen diese Möglichkeiten kategorisch aus. Es müsse etwas passiert sein, begann die Mutter von Elisabeth S. zu versichern. Fast täglich würden sie miteinander telefonieren, und seit einer knappen Woche, genauer gesagt seit vergangenem Dienststag, dem 16. Juli, gäbe es kein Lebenszeichen mehr von ihr. Sie sei unentschuldigt ihrer Arbeit ferngeblieben, was noch nie vorgekommen sei. Sie habe immerhin eine leitende Position in einer Werbeagentur und liebe ihre Arbeit. In der Wohnung seien alle ihre heiß geliebten Pflanzen welk und ihr Auto stehe in der Tiefgarage, völlig verdreckt und mit der Motorhaube zur Wand. So hätte Elisabeth nie eingeparkt. Sie seien in der Wohnung gewesen. Eine gute Freundin von Elisabeth habe einen Zweitschlüssel dafür. Aus der Wohnung würden verschiedene Gegenstände fehlen. Ein Fotoapparat, ein Plattenspieler und ein Videorekorder, so weit sie bisher feststellen konnten. Kleidung und Kosmetika dagegen seien vollständig vorhanden. Nie würde sie verreisen, ohne etwas mitzunehmen.
Auch die Eltern von Thomas W. wussten gewichtige Argumente vorzubringen, warum sie nicht an eine Spontan-Reise ihres Sohnes glauben konnten. In seinem kleinen Appartement, zu dem die ebenfalls hier in München studierende Schwester einen Reserveschlüssel habe, sehe es aus, als habe er es überstürzt verlassen. Ohne irgendetwas mitzunehmen. Das Bett sei nicht gemacht und sein privater PC sei sogar noch eingeschaltet gewesen. Er sei der Uni, wo er Informatik studiere, ohne Angabe von Gründen ferngeblieben. Im Computerprogramm, in dem er am Dienstag zuletzt gearbeitet habe, sei er sogar noch
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