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Abgründe

Abgründe

Titel: Abgründe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Höddi auf, schwieg und sah sich in der Werkstatt um, betrachtete die Motorschlitten, die auf eine höhere Geschwindigkeit und noch mehr Krach getrimmt wurden, wie auch die Motorräder, die frisiert wie sie waren, so noch effektiver gegen die Verkehrsregeln verstoßen konnten.
    Höddi trat einen Schritt auf ihn zu. »Wieso kommst du auf die Idee, dass ich etwas über diesen Toggi weiß?«
    »Ich habe dir eine Frage gestellt«, entgegnete Sigurður Óli. »Hast du eine Ahnung, wo er stecken könnte?«
    Höddi starrte ihn an. »Nein«, war seine Antwort. »Den kenne ich nicht.«
    »Vielleicht kennst du aber einen Mann namens Ebeneser, er wird auch Ebbi genannt?«
    »Hast du nicht gerade nach einem Toggi gefragt?«
    »Nach Ebbi auch.«
    »Kenn ich nicht.«
    »Seine Frau heißt Lína, kennst du die?«
    »Nein.«
    In einer von Höddis Taschen meldete sich ein Handy. Sein Blick war unentwegt auf Sigurður Óli gerichtet, während der Apparat klingelte, vier, fünf, sechsMal. Dann endlich entschloss er sich zu antworten. Während des Gesprächs starrte er Sigurður Óli unverwandt an.
    »Ja«, meldete er sich und hörte eine Weile zu.
    »Ist mir scheißegal«, erklärte Höddi seinem Gesprächspartner. »Ja … Ja … Ja … Das geht mich doch einen Dreck an.«
    Nachdem er erneut eine Zeit lang still zugehört hatte, sagte er: »Ist mir vollkommen schnuppe, ob das ein Verwandter von dir ist! Dem werd ich trotzdem die Knie polieren!«
    Bei diesen Worten blickte er Sigurður Óli provozierend an. Sigurður Óli wusste, was der Ausdruck zu bedeuten hatte. Er wollte ganz offensichtlich jemandem mit einem Baseballschläger zu Leibe rücken. Klang nach einem Racheakt, oder es ging um Geld. Was auch immer, dieser Höddi sah offensichtlich keinen Grund, es vor der Kriminalpolizei zu verheimlichen. Anscheinend wollte er Sigurður Óli damit signalisieren, dass er ihm nichts anhaben konnte.
    »Halt die Schnauze!«, fuhr Höddi seinen Gesprächspartner an. »Jaaa – jaaa – und du auch. Halt gefälligst die Schnauze, mein Lieber!«
    Er brach das Gespräch ab und steckte sein Handy wieder in die Tasche.
    »Hat sich Toggi in letzter Zeit bei dir gemeldet?«, fragte Sigurður Óli, der so tat, als hätte er nichts von diesem Gespräch mitbekommen.
    »Ich kenn keinen Toggi.«
    »Er läuft auch unter dem Namen Toggi Sprint.«
    »Den kenn ich auch nicht.«
    »Auf diesen Dingern bist du wohl viel im Hochlandunterwegs?«, fragte Sigurður Óli, während er auf die aufgemotzten Motorschlitten deutete.
    »Was soll denn der Quatsch jetzt?«, entgegnete Höddi. »Mann, hör bloß damit auf und verpiss dich.«
    »Oder vielleicht machst du auch Gletscherexpeditionen?«, fuhr Sigurður Óli unbeirrt fort, wobei er Höddis wachsenden Ärger geflissentlich ignorierte. »Könnte das nicht sein? Ich meine organisierte Fahrten im Auftrag von Firmen oder Institutionen und nicht irgendwelche privaten Ausflüge.«
    »Was zum Teufel laberst du da eigentlich?«
    »Organisierst du solche Fahrten? Hast du mit so etwas zu tun? Gletscherexpeditionen mit Kunden von irgendwelchen Unternehmen, inklusive Motorschlitten, Jeeps, Grillen auf dem ewigen Eis und so?«
    »Gletschertouren mach ich oft. Geht dich das etwas an?«
    »Dieser Ebbi, den ich erwähnt habe, der unternimmt auch solche Expeditionen. Arbeitet ihr vielleicht zusammen?«
    »Leider kenn ich keinen Ebbi, mein Lieber.«
    »In Ordnung«, sagte Sigurður Óli. »Das wär’s dann.«
    »Ja, mach dich vom Acker und lass mich in Ruhe«, entgegnete Höddi und wandte sich wieder seinem Motorrad zu.
    Als Sigurður Óli wieder im Dezernat eintraf, wartete eine E-Mail von Kolfinna, der Sekretärin aus dem Beratungsunternehmen, die viel mit Lína zusammengearbeitet hatte. Sie hatte ihm versprochen, ihm eine weitere Liste mit Leuten zu schicken, die auf Einladung der Firma mit Lína Gletscherfahrten unternommen hatten.Mitarbeiter und Kunden. Sigurður Óli druckte sie aus und überflog die Namen. Zu seiner großen Verwunderung sah er den Namen von Hermann auf der Liste, und dann blieben seine Augen an einem anderen Namen hängen, den er nur allzu gut kannte.
    Es war der Name seines Freundes Patrekur.

Achtundzwanzig
    Sie hatten ihn misstrauisch angestarrt, als er das Alkoholgeschäft betrat und zwei Flaschen isländischen Brennivín kaufte. Er hatte sich für seine Verhältnisse in Schale geworfen, ein Gürtel hielt die Hose ordentlich hoch, er trug seine Winterjacke und hatte eine Mütze über den Kopf gestülpt,

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