Abiona - Das Bündnis (German Edition)
Jacks Anwesenheit im Nebel erfahren. Und er war nicht dumm. Er konnte eins und eins zusammenzählen.
Sie fluchte. Selbst wenn sie es schaffte, innerhalb von zwölf Stunden ein Heilmittel für Abiona zu finden, was war es wert, wenn ihre Sache jetzt aufflog? Sie drehte sich um und rannte so schnell wie möglich den Gang zurück.
»Ju Lissanto, Ju Lissanto?«
Der Zweite blieb stehen und drehte sich langsam zu ihr um. Dabei lächelte er verschlagen. »Ja, Schöne? Ihr wolltet uns etwas anbieten?«
Tenkara spürte, wie Hitze in ihr Gesicht stieg und sie wich seinem lüsternen Blick aus. »Wie vorausschauend Ihr seid«, erwiderte sie vorgeblich charmant und trat auf den Zweiten zu, der sie schamlos musterte. Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Seid Ihr gänzlich abgeneigt, Gea Mortan zu einem späteren Zeitpunkt zu besuchen?«
Wieder lächelte der Dämon und schaute kurz zur Seite. Auch von ihm ging plötzlich eine Hitze aus, die den Boden, auf dem er stand, zum Glühen brachte.
»Ihr seid gut, Ten Karan. Und Ihr werdet Eure eigene Mutter irgendwann vom Thron stürzen, um selbst zu regieren. Dann werden wir Euch an den heutigen Tag erinnern, als Ihr uns unser Schweigen abverlangt habt.«
»Leistung und Gegenleistung«, flüsterte Tenkara, trat näher und hielt ihm ihre Hand hin. Er umfasste sie zärtlich und hauchte ihr einen Feuerkuss auf den Handrücken.
»Wir erwarten Euch heute Abend in meinem Salon. Dann werden wir das Thema vertiefen .«
»Und bis dahin werdet Ihr schweigen?«
»Wie ein Grab«, gab der Dämon lächelnd zurück und entließ ihre Hand.
Tenkara strahlte ihn an. »Schön, Euch getroffen zu haben, Ju Lissanto. Wir werden Euch nicht enttäuschen.«
Der Dämon neigte kurz den Kopf und antwortete leise: »Davon sind wir überzeugt, Prinzessin.« Dann wandte er sich um und schritt sehr langsam und aufrecht den Gang zurück.
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Monatom ließ den Blick auf Jack ruhen, der am ganzen Körper zitterte und sich weiter an den Glassarg klammerte, der Tenkaras Abbild enthielt. Ihre Stimme klang zärtlich und traurig zugleich. »Unsere Schöpfer sind uns verloren gegangen. Sie sind fort. Unsere Welt, wie sie ist und wir, die Wächter des Tages und der Nacht werden vor Traurigkeit vergehen wie blicklose Sterne, wenn die, die wir vermissen, nicht zurückkehren.« Sie machte eine Pause und zeigte auf Tenkaras liegende Gestalt. »Sie sind unsere Geschwister und Teil dieser Welt. Ohne sie entsteht nichts Neues und das Alte zerfällt nicht. Ich verstehe nicht die Gesetze des Landes, des Wassers und der Lebewesen, denn ich wache nur über die Sterne, den Mond und die Nacht.« Sie legte eine Hand auf Jacks Schulter und sprach leise. »Willst du die anderen sehen?«
Jack nickte schweigend und öffnete die tränennassen Augen. Er sah Thuri und Robin wortlos zwischen den Glassärgen umherschreiten, betroffen von dem Anblick stummen Leids, das sich ihnen offenbarte.
»Und dies ist Gneihau, der Fürst des ruhenden Gewässers. Er schuf die Seen und Teiche und den fallenden Regen im Herbst der Gezeiten.«
Jack presste die Lippen aufeinander, als er an den nächsten Glassarg trat. Dann sprach er mit kratziger Stimme: »Torfun.«
Die Alte nickte und strich über den Sarg. »Ja, er ist es… und all die anderen. Seit ich die Schatten durchdringen kann, sehe ich sie in der anderen Welt, die nicht die ihre ist. – Eingesperrt zwischen trostlosen Mauern eines unfruchtbaren Landes, der Rache preisgegeben und nicht Herr ihrer Selbst. Sie vergaßen, wer sie einst waren und sehnen sich nach einem Leben, das nicht das ihre ist.«
Robin hob den Kopf und schaute seinen Bruder fassungslos an. »Du kennst sie, diese Schöpfer?«
Jack schnaubte freudlos und schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaubte nur, sie zu kennen. Und habe mich geirrt, so sehr geirrt…«
»Wer…?«
Doch Jack war aus der Höhle herausgetreten und ließ sich auf einen Stein sinken, wo er still im Sonnenlicht weinte. Thuri machte Anstalten ihm zu folgen, doch Monatom hielt sie zurück. »Lass ihm Zeit. Er hat so vieles gesehen. Es muss ihn zerreißen, wie es uns einst zerrissen hat.«
Robin jedoch ließ seiner Ratlosigkeit freien Lauf. »Aber diese Wesen, diese Schöpfer, wo sind sie jetzt?«
Monatom hob den Blick, schien aber durch ihn hindurch zu sehen. »Sie sind im Finsterreich gefangen. Ausgeliefert einem Schicksal, das sie nicht das tun lässt, wofür sie selbst erschaffen wurden. Sie kennen sich selbst nicht mehr. Sie
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