Abiona - Das Bündnis (German Edition)
Estevan hat sich aufgelöst und Senja ist noch auf den Weg hierher. Wir müssen Ionason zurückholen! Wenn ich ihm meine Substanz zur Verfügung stelle, damit er einen Körper annehmen kann, haben wir eine reelle Chance gegen die Angriffe der Herrin. Ionason hat mehr Macht, als wir alle zusammen. Er kann Gea Mortan die Stirn bieten.«
Korkoran schwieg eine Weile und als er sprach, war seine Stimme fast so leise wie das Rauschen der Bäume im Wind. »Wir wissen nichts über Ionasons Motive. Und es ist nicht seine Aufgabe, die Lichtarbeiter zu beschützen. Er hat seinen Weg gewählt und wir wählen unseren. Lass ihn aus dem Spiel. Er kann dir jetzt nicht helfen. Dies ist dein Weg zum Licht.«
Torfun seufzte erneut und stütze sich schwer am Baumstamm ab. »Nichts tut so weh wie das Licht«, sprach er leise und dachte erneut an seine letzte Begegnung mit Falfarev.
Korkoran verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. »Wem sagst du das?! Mir tut diese Lichtarbeitermoral auch weh! Sie sind noch nicht einmal bereit, die Eiskristallwaffen für ihre Verteidigung einzusetzen! Wie dumm kann man sein!«
»Sie wollen sie nicht einsetzen?«
»Sie haben noch nicht einmal welche hergestellt!«
»Das ist bitter.«
»Ich sag‘s ja. Menschen stehen sich selbst im Weg! Sie wollen sterben! Und das bei ihrer ohnehin so kurzen Lebensspanne…«
Torfun lachte freudlos auf. »…die wir heute Nacht zu verlängern suchen.«
Korkoran nickte. »Deshalb habe ich dich gesucht. Wir sollten uns bereit machen. Die Spiegel sind laut Zeitplan wieder aktiv. Auch wenn sie uns nicht erfassen können. Unsere Schützlinge sind allemal sichtbar und sie werden unsere Hilfe brauchen.«
Jetzt packte Torfun Korkoran am Arm. »Du weißt, warum ich nicht zurück will. Warum ich Ionason aufsuchen wollte! Du weißt, dass wir nicht denselben Fehler machen dürfen wie er und uns ihrer Körper bemächtigen dürfen?«
Korkorans Augen verengten sich. »Ich bin mir meiner Aufgabe und ihrer Konsequenzen durchaus bewusst. Doch brauche ich mich dazu nicht zu verstecken wie ein ängstliches Reh!« Er riss sich los und sagte einlenkend: »Und du solltest es auch nicht! Wenn du jetzt zu Ionason gehst und ihn anstelle von dir ins Feld schickst, was macht dich so sicher, dass er es nicht wieder tut? Und was würdest du sagen, wenn es Falfarev wäre?«
Torfuns Gesicht verzerrte sich qualvoll. Korkoran wies mit dem Kinn zum Bestattungsplatz. »Er braucht dich jetzt an seiner Seite, Torfun. Er leidet. Ich sehe es ihm an. Lass dir die letzten Stunden deines Daseins nicht auf diese Weise rauben. Du hast wenigstens den Körper eines Menschen! Es dürfte dir nicht so schwer fallen, dich jetzt auch wie einer von ihnen zu benehmen. Schau mich hingegen an.«
Er blinzelte verschlagen. Dann verwandelte er sich vor den Augen des Zweiten wieder in das kleine sandfarbene Kätzchen und blickte mit sichelförmigen Augen treu zu ihm herauf. Torfun musste wider Willen lächeln. Dann bückte er sich, hob das Kätzchen auf und sagte mit gespielt fröhlicher Stimme: »Na, hast du dich verlaufen, meine Kleine. Wollen doch mal sehen, ob wir dich nicht deiner Beschützerin zurückbringen können…«
Korkoran verdrehte die leuchtenden Katzenaugen. So meinte ich das nicht.
Das Lächeln auf Torfuns Gesicht breitete sich zu einem Grinsen aus. »Wenn schon, denn schon«, sagte er leichthin und schlug verbissen den Weg zurück ein.
Die Verhandlung
Es war Mitternacht als Thuri, Robin, Jack und Solfajama die Höhlenpforte erreichten, vor der Monatom Wache hielt.
»Nun ist also die Nacht des Abschieds gekommen«, sagte die Wächterin des Mondes leise und legte Robin eine Hand auf die Schulter. »Ich werde euch vermissen. Doch schmerzlicher fällt mir der Abschied von meinen Geschwistern, die dieses Land erschaffen haben. Ihr tragt ihre Sonjen hinaus in eine Welt, die nicht die ihre ist. Möge das Licht eure Wege leiten und sie einst nach Hause führen, wenn ihre Aufgabe vollendet ist.«
Robin nickte stumm und strich der Alten über die Hand. »Wenn unser Vorhaben gelingt, werden wir ihnen eine neue Heimat geben. Das verspreche ich, so war ich hier stehe. Und wenn nicht…« Er schlug die Augen nieder und wusste nicht, wie er den Satz vollenden sollte.
»Es wird gelingen, Robin. Doch rechnet mit Verlusten. Denn kein Leben wird ohne Schmerz erkauft.« Sie ließ ihn los und wandte sich Thuri zu, die neben ihm stand.
»Dir habe ich nichts anderes zu sagen, als das, was du schon immer wusstest und
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