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About Ruby

About Ruby

Titel: About Ruby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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hinauskomplimentiert. Ihre Eltern waren natürlich nicht sonderlich begeistert über diese Entwicklung und hofften daher, Peytons neue, rebellische Phase würde in dem Moment enden, da sie und Aaron sich trennten. Was die beiden auch nach ein paar Wochen taten. Doch zu dem Zeitpunkt hatten wir uns längst angefreundet.
    Peyton war, um es in einem Wort zu sagen, süß. Klein, die richtigen Kurven an den richtigen Stellen und supernaiv, was einen abwechselnd nervte oder erst recht für sie einnahm. Manchmal kam ich mir vor, als wäre ich ihre große Schwester, nicht ihre Freundin: Dauernd musste ich sie auf Partys vor irgendwelchen gammeligen Typen beschützen oder Händchen halten, wenn sie kotzte, oder ihr erklären, wie das diverse, teure elektronische Spielzeug funktionierte,das ihre Eltern ihr ständig kauften. Aber es machte Spaß, mit ihr abzuhängen, sie hatte ein Auto und jammerte nie rum, wenn sie mich daheim abholen sollte, obwohl es weit war und auf dem Weg nach Garnichts lag.
    »Weswegen ich anrufe . . . du musst mir einen Gefallen tun«, sagte ich.
    »Klar. Was denn?«, erwiderte sie.
    »Ich bin in der Gegend von Perkins Day und brauche wen, der mich schnell wo hinfährt«, antwortete ich. »Kannst du mich abholen?«
    »Perkins Day?«
    »Ganz in der Nähe. Nur ein Stück die Straße runter.«
    Eine Pause entstand. Im Hintergrund hörte ich Gelächter. »Mist, Ruby, ich wünschte, ich könnte dir helfen. Aber ich muss in einer Stunde zu Hause sein.«
    »So weit ist es doch gar nicht«, sagte ich.
    »Ich weiß. Aber du weißt auch, wie meine Mutter in letzter Zeit drauf ist.« Seit Peyton das letzte Mal mit einer Bierfahne heimgekommen war, hatten ihre Eltern ein strenges Kontrollsystem entwickelt, ausgefeilte Riechtests, Überraschungsdurchsuchungen ihres Zimmers und permanente Meldepflicht, wo sie wann warum hinging, inklusive. »Hast du Marshall gefragt? Ich wette, er könnte dich eben   –«
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf, auch wenn sie mich nicht sehen konnte. Peyton hatte nie geblickt, wie Marshalls und mein Verhältnis funktionierte; hoffnungslose Romantikerin, die sie war, sah sie in jeder noch so kleinen Affäre eine Liebesgeschichte mit garantiertem Happy End. »Kein Problem, mach dir deswegen keinen Kopf.«
    Erneut entstand eine Pause und wieder konnte ich hören, was um sie her abging   – Gelächter, irgendjemandes Radio dudelte vor sich hin, ein Motor wurde angelassen. Was ichgesagt hatte, entsprach der Realität: Von dort zu mir war es nicht besonders weit, höchstens zwanzig Kilometer. Doch selbst diese relativ geringe Distanz erschien in diesem Augenblick wie die größtmögliche Entfernung zwischen zwei Punkten.
    »Wirklich?«, meinte sie. »Sonst könnte ich nämlich jemanden hier fragen.«
    Ich schluckte, lehnte mich seitlich an die Wand der Telefonzelle. Auf der anderen Seite des Telefons, mir gegenüber, hatte jemand mit dickem schwarzem Filzstift »WO SCHLÄFST DU?« an die Wand geschrieben. Und ziemlich krakelig stand darunter: »AUF DEINER MAMA«. Ich hob die Hand, rieb mir übers Gesicht. Im Grunde hatte ich sowieso nicht damit gerechnet, dass mir irgendwer aus der Patsche half. »Nö, schon okay«, entgegnete ich. »Ich kriege das auch so irgendwie hin.«
    »Gut«, antwortete sie. Durchs Telefon ertönte im Hintergrund eine Hupe. »Aber gib mir mal die Nummer deiner Schwester. Ich rufe dich heute Abend an, dann können wir ein bisschen weiterquatschen.«
    »Bin noch gar nicht richtig angekommen da«, sagte ich. »Besser, ich rufe dich einfach in ein paar Tagen wieder an.«
    »Okay«, meinte sie locker. »Und   – Ruby?«
    »Was?«
    »Ich bin froh, dass du keine Nutte oder Mörderin bist.«
    »Ja, ich auch.«
    Ich legte auf, verließ die Telefonzelle, trank meine Cola aus und überlegte, wie es weitergehen sollte. Der Parkplatz war bei meinem Eintreffen ziemlich leer gewesen, füllte sich jedoch allmählich mit Schülern von der Perkins Day. Ganz offensichtlich hing man hier ab, wenn man sich unterhalb seines gesellschaftlichen Niveaus vergnügen wollte: Überallhockten welche auf den Stoßstangen und Motorhauben ihrer teuren Autos und schlabberten irgendwas von der Tanke in sich rein . . . Als ich meinen Blick über die Leute wandern ließ, entdeckte ich hinten rechts Nate, der mit verschränkten Armen an der Fahrertür eines schwarzen Nobeljeeps lehnte. Ein dunkelhaariges Mädchen mit Pferdeschwanz und modischem blauen Bolero stand bei ihm; während sie ihm wild

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