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Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Titel: Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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also seit neuestem Hand in Hand«, meint Gonatas amüsiert, als wir die Besprechung hinter uns haben. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger ist er ein vernünftiger Polizeibeamter mit einem sympathischen Auftreten.
    »Ich schicke meine Leute zusammen mit den Kollegen aus Paleo Faliro von Tür zu Tür. Vielleicht geht uns ja fette Beute ins Netz. Wir halten Sie auf dem Laufenden.«
    Auf meine Anweisung hin verständigt sich Vlassopoulos mit dem Revier Paleo Faliro und nimmt dann zusammen mit Dermitsakis und Papadakis die Recherchen vor Ort auf. Danach rufe ich Koula herein.
    »Ich brauche Demertsis’ Privatadresse. Und melden Sie mich für morgen bei der Witwe an.«
    Fünf Minuten später kehrt Koula mit enttäuschter Miene zurück.
    »Leider können Sie nicht mit ihr sprechen. Sie liegt im Krankenhaus.«
    »In welchem?«
    »Im Yjia-Krankenhaus in der Nähe ihrer Wohnung in Maroussi.«
    Die zuständige Ärztin heißt, wie sich herausstellt, Fokidou.
    »Ich fürchte, eine Vernehmung ist im Moment nicht möglich, Herr Kommissar. Wir haben sie sediert, und ich kann Ihnen momentan nicht sagen, wann wir sie aufwecken.«
    Da ich also nicht an Demertsis’ Witwe herankomme, beschließe ich, bei Katerina und Mania vorbeizuschauen, bevor ich mit Demertsis junior rede. Ich möchte mir ein Bild davon machen, welche Auswirkung die Affäre des Vaters auf den jungen Mann gehabt haben könnte. Möglicherweise gelingt es Mania, in ihrer Eigenschaft als blitzgescheite Psychologin, mir einen anderen Zugang zu verschaffen.

10
    Das Büro von Katerina und Mania liegt in der Grigoriou-Theologou-Straße in Pangrati. Als ich in die dritte Etage hochfahre und läute, springt die Tür auf. Die Klingelanlage ist in Katerinas Zimmer untergebracht, da für eine Rechtsanwältin eine Unterbrechung weniger störend ist als für eine Psychologin.
    Ich trete in einen kleinen Vorraum. Das Wartezimmer und Katerinas Büro sind durch eine Schiebetür voneinander getrennt, während Manias Behandlungsraum hinten neben der Küche liegt, da ist es ruhiger.
    Im Wartezimmer sitzt ein junger Mann mit Vollbart und hält sein Handy umklammert, das er mit beiden Daumen bearbeitet. Offensichtlich hat er die Klingel nicht gehört, ja vermutlich nicht einmal bemerkt, dass jemand den Raum betreten hat. Man sieht ihm auf den ersten Blick an, dass er drogenabhängig ist, aber nicht, ob er psychologische Unterstützung braucht und auf Mania wartet oder ob er juristische Hilfe sucht und mit Katerina sprechen will.
    Als Erste taucht Mania auf. Sie ist überrascht, mich zu sehen, da ich nicht oft zu meiner Tochter ins Büro komme.
    »Was verschafft uns die Ehre, Herr Charitos?«
    »Ich brauche Ihre Hilfe.«
    Sie lacht auf. »Wieso das denn? Hat man jetzt im Zuge des Personalabbaus auch die Polizeipsychologen eingespart?«
    »Nein, aber es handelt sich um einen Fall, den Sie schon kennen.«
    »Verstehe«, sagt sie ohne Umschweife. »Geben Sie mir ein paar Minuten, bis ich mit Jannis gesprochen habe. Kommen Sie, Jannis«, sagt sie zu dem jungen Mann und geht voran.
    Der junge Mann folgt ihr, wobei er den Blick nicht vom Handy hebt und seine Daumen weiter über die Tastatur tanzen lässt.
    Ich bleibe allein zurück, doch nicht für lange. Kurz darauf geht Katerinas Tür auf, und sie tritt mit einer Mittfünfzigerin heraus.
    »Ich werde mich um eine Haftentlassung für Ihren Sohn bemühen, Frau Loukopoulou«, meint Katerina an der Tür. »Der Zeitpunkt ist günstig, weil man die Häftlingszahlen senken möchte. Für ihn spricht, dass er nur Drogen konsumiert hat. Noch besser wäre es, wenn er sich zu einem Entzug entschließen könnte.«
    »Können Sie ihn nicht überzeugen, Frau Charitou?«
    »Hm, ich kann es versuchen. Frau Lagana wird auch mit ihm sprechen.«
    »Wie ist er da bloß reingeraten?«, murmelt die Frau. »Er ist ein guter Junge. Wie konnte das nur passieren…«
    »Viele gute Jungs konsumieren Drogen, böse dealen damit.«
    »Demertsis ist also ein böser Junge?«, frage ich sie, nachdem die Tür ins Schloss gefallen ist.
    »Aha, ist das der Grund für deinen Besuch? Komm rein, dann können wir reden.«
    Ihr Raum ist unprätentiös ausgestattet – ganz so, wie es Katerinas Charakter entspricht: ein Schreibtisch mit Computer und Drehstuhl, davor zwei einfache Stühle und ein Regal mit juristischer Fachliteratur.
    »Hast du nach dem Mord an Demertsis’ Vater mit deinem Mandanten gesprochen?«
    »Ja, am Telefon. Er hat es ruhig aufgenommen und meinte nur, irgendwann

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