Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Titel: Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
Vom Netzwerk:
Fahrstuhl auf den Korridor trete, höre ich Vlassopoulos zetern. Angesichts dieser ungewohnten Begrüßung erfasst mich panische Angst – hoffentlich ist nicht schon in aller Herrgottsfrühe etwas Schlimmes passiert. Im Laufschritt eile ich zum Büro meiner Assistenten und verschütte dabei die Hälfte meines Kaffees auf dem Flur.
    Vlassopoulos brüllt gerade in den Telefonhörer:
    »Ich hab kein Geld, und ich weiß nicht, wohin mit ihnen. Begreifst du das, du dumme Pute?«
    Koula, Dermitsakis und Papadakis verfolgen das Telefongespräch mit betretener Miene. Mit einer Geste frage ich Koula, was los ist, und Koula antwortet mir, ebenfalls nur mit einer Handbewegung: »Das geht uns nichts an.« Es scheint sich also um eine persönliche Angelegenheit zu handeln. Daher ziehe ich mich zurück, um nicht zum Ohrenzeugen seines Privatlebens zu werden und ihn dadurch in Verlegenheit zu bringen. Kaum habe ich einen Schluck von meinem restlichen Kaffee getrunken, läutet das Telefon – Dimitriou ist dran.
    »Wir haben den Anrufer auf Demertsis’ Handy, Herr Kommissar. Es ist ein gewisser Chronis Kelesoglou.«
    »Hat er von einem Prepaid-Handy aus angerufen?«
    »Nein, von einem normalen Handy. Seine Vertragsadresse ist laut Anbieter Eoleon 14 in Ano Petralona.«
    Als ich auflege und Koula gerade um die Überprüfung von Kelesoglous Adresse bitten will, platzt Vlassopoulos in mein Büro. Die Augen starr auf mich gerichtet, ringt er nach Worten.
    »Was ist los?«, frage ich.
    »Ich muss eine Woche Urlaub nehmen, Herr Kommissar«, würgt er schließlich hervor.
    »Geht klar. Was ist denn passiert?«
    »Meine Exfrau, dieser Drachen…«, stammelt er, bevor er wieder verstummt. Als er seine Stimme wiederfindet, kommen ihm die Worte nur stockend über die Lippen. »Zwei Monate bin ich mit dem Unterhalt für die Kinder im Rückstand. Wie soll ich auch zahlen, mit den Lohnkürzungen und jetzt dem Gehaltsstopp? Heute Morgen, kaum war ich im Büro, war sie schon am Telefon und hat mir mitgeteilt, dass Lambis, der Typ, mit dem sie jetzt zusammen ist, finanzielle Probleme hat und für meine Kinder nicht aufkommen kann. Und wenn ich ihr kein Geld gebe, soll ich die Kinder zu mir nehmen.«
    Er hält inne und wartet auf eine mitfühlende Regung meinerseits. Doch was könnte ich ihm sagen?
    »Wie soll das gehen, Herr Kommissar?«, fragt er, als er merkt, dass von mir keine Reaktion kommt. »Ich lebe allein und kann mir keine Haushaltshilfe leisten, die sich um die Kinder kümmert. Zu Anfang des nächsten Schuljahres könnte ich sie zu meinen Eltern nach Euböa bringen. Aber wie soll ich sie jetzt, mitten im Jahr, auf einer anderen Schule anmelden? Das habe ich ihr erklärt, aber ihr ging es am Arsch vorbei. ›Ist mir egal, wie du das hinkriegst‹, meinte sie. ›Aber wenn du mir keinen Unterhalt zahlst, kann ich die Kinder nicht behalten. Wir haben auch kein Geld.‹«
    »Und was hast du vor?«, frage ich.
    »Ich habe mir überlegt, mit den Kindern am Wochenende zu meinen Eltern zu fahren. Ich bete inständig, dass es ihnen dort gefällt und sie freiwillig darauf eingehen, die Schule zu wechseln. Wenn das klappt, bin ich meine Sorgen los. Dann bleibe ich noch ein paar Tage bei ihnen auf Euböa, bis sie sich eingelebt haben. Wenn sie allerdings nach Athen zurückwollen, geht’s mir an den Kragen. Wo soll ich mir Geld für die Unterhaltszahlungen leihen? In den guten alten Zeiten hätte ich dafür einen Urlaubskredit aufnehmen können.« Er unterbricht sich kurz und fügt dann angespannt hinzu: »Deshalb könnten aus der einen Woche auch zehn Tage werden, Herr Kommissar. Mir ist klar, wie schwierig die Lage hier ist, aber ich kann nicht anders.«
    »Ich stelle dir einen Urlaubsschein für zehn Tage aus, damit du deine Kinder unterbringen kannst. Was bleibt mir sonst übrig, Vlassopoulos?«
    »Nichts. Da geht’s Ihnen wie mir.« An der Tür bleibt er stehen und sagt: »Vielen Dank, Herr Kommissar.«
    »Schon gut, schick mir Koula rüber.«
    Mit hängendem Kopf, doch offensichtlich erleichtert, dass ich ihm Urlaub gegeben habe, verlässt er mein Büro. Ihm ist bewusst, dass ich dadurch in Schwierigkeiten gerate. Er ist zwar vielleicht nicht der klügste, so doch der erfahrenste meiner Mitarbeiter. Die Klügste ist eindeutig Koula, die jetzt gerade mein Büro betritt.
    »Was passiert jetzt mit Vlassopoulos, Herr Kommissar?«, fragt sie. »Da blutet einem ja das Herz.«
    »Ich habe ihm zehn Tage freigegeben. Ob das ausreicht, um die Sache

Weitere Kostenlose Bücher