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Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Titel: Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Job als Finanzdirektor der Domotechniki auch noch eine eigene Speditionsfirma, die Balkan Transports. Offenbar trägt sie diesen Namen, weil sie den größten Teil ihres Umsatzes in den Balkanländern, vor allem in Albanien und Bulgarien, macht. Teilhaberin ist eine gewisse Eleni Lefkaki, ihres Zeichens Ehefrau von Exminister Thanassis Lakodimos.«
    Da haben wir sie, die Verbindung zwischen Lakodimos und Demertsis, sage ich mir. Petrakos fungiert demnach als Bindeglied.
    »Und da ist noch etwas, das meine Neugier geweckt hat«, fährt Spyridakis fort.
    »Was denn?«
    »Die beiden Jahre vor der Olympiade, vor allem in der Zeit kurz davor, hat die Firma ausschließlich Aufträge von und nach Albanien durchgeführt.«
    »Was wurde da transportiert? Baumaterialien?«
    Spyridakis lacht auf. »Wohl kaum, vermutlich haben sie Arbeiter für Demertsis’ Baustellen rangekarrt. Aber bevor ich Ihnen das eindeutig bestätigen kann, brauche ich noch mehr Belege dafür.«
    Der Kontakt zwischen Demertsis, Petrakos und Lakodimos war also nicht so unschuldig, wie die beiden Letzteren behaupten. Und vermutlich waren dies auch nicht die einzigen Tricksereien von Demertsis bei der Errichtung der olympischen Sportanlagen, für die Petrakos’ Speditionsfirma als Fassade diente. Ich bin überzeugt, dass Spyridakis fündig wird.
    Koula empfängt mich vor meinem Büro mit einem Notizzettel in der Hand. »Theologis’ Wohnhaus liegt in der Kavaloti-Straße, in der Nähe der Dionysiou-Aeropagitou.«
    »Kommen Sie mit, wir fahren zusammen hin.«
    Bevor ich das Büro verlasse, läutet noch einmal mein Handy.
    »Papa, weißt du, wer Theologis’ Tochter ist? Loukia, erinnerst du dich an sie?«
    »Nein.«
    »Das ist die junge Frau, die uns auf unserem Rundgang durch das Obdachlosenheim begleitet hat.«
    »Ich will sie sprechen.«
    »Sie nimmt gerade an einer europaweiten Protestveranstaltung junger Arbeitsloser in Madrid teil. Von Pavlos erfahre ich heute, wann sie zurückkommt, und gebe dir dann Bescheid.«
    Als Demertsis umgebracht wurde, saß Kyriakos im Gefängnis. Als Theologis getötet wurde, hielt sich seine Tochter in Spanien auf. Kann sein, dass das alles reiner Zufall ist. Wenn nicht, verfolgt unser Mörder einen ausgeklügelten Plan.

22
    Wenn man in die Gegend am Fuße der Akropolis gelangen will, hat man bei der Fahrtroute keine große Auswahl. Ich persönlich bevorzuge die Strecke, die nicht über den Syntagma-Platz führt, denn man weiß nie, welche Kundgebung man gerade vor dem Parlament antrifft und wie oft man im Streifenwagen beleidigt wird. Zwar glaubt kein einziger Grieche ernsthaft daran, dass Protestveranstaltungen das eigene Leid lindern könnten. Wer demonstriert, tut es bloß, um nicht tatenlos zu Hause zu sitzen. »Not macht erfinderisch«, sagten schon unsere antiken Vorfahren. Heutzutage treibt uns die Not auf die Straßen, was gar nicht so erfinderisch ist, denn Demos gibt es inzwischen fast jeden zweiten Tag.
    Wir bringen die Strecke schweigsam und gedankenversunken hinter uns. Spyridakis’ erste Untersuchungsergebnisse zeigen, dass Demertsis auf jeden Fall über Petrakos mit Lakodimos geschäftlich verbandelt war. Das allein bringt uns jedoch noch keinen Zentimeter weiter, da es nicht über die übliche Vetternwirtschaft zwischen Unternehmertum und Staat hinausgeht.
    Mal angenommen, dass es aus der Zeit, als Demertsis auf den Baustellen der olympischen Sportstätten illegale Arbeitskräfte einsetzte, noch offene Rechnungen gibt, stellt sich dennoch die Frage: Wer lässt zehn Jahre verstreichen, bevor er Demertsis um die Ecke bringt? Aber die Hauptfrage ist: Weshalb sollte er Demertsis umbringen und nicht Petrakos?
    Dazu kommt, dass diese Erkenntnisse in keinem Zusammenhang zu Theologis’ Ermordung stehen. Zwischen den beiden Opfern gab es weder eine Geschäftsbeziehung noch einen Interessenkonflikt noch konkrete biographische Berührungspunkte. Folglich kehren wir wieder zur Ursprungsthese zurück: Wir haben es entweder mit einem Serienmörder oder mit einer terroristischen Vereinigung zu tun.
    »Eine verzwickte Geschichte«, fasst Koula meine Gedanken zusammen.
    »Ja, wir haben es mit identischen Morden zu tun, ohne dass die Opfer etwas miteinander zu tun hatten.«
    »Könnte es sich um Rache handeln, Herr Charitos?«, fragt Koula.
    »Kann sein. Dann hätten wir es mit einem Serienmörder zu tun.«
    »Ja, allerdings mit einem, der seine Morde kalt berechnet und nicht aus einem Impuls heraus handelt. Solange wir

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