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Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Titel: Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Patronenhülse gefunden«, verkündet er freudig.
    »Dann schicken Sie sie morgen früh der Ballistik.«
    »Das Handy mit der Parole des Polytechnikums ist dasselbe Fabrikat wie im Fall Demertsis. Ansonsten haben wir bei ihm nur seine Brieftasche mit dem Personalausweis und sein persönliches Handy gefunden.«
    Wenn Theologis ein Seminar abgehalten hat, muss er eine Tasche oder eine Aktenmappe dabeigehabt haben. Ich werfe einen Blick in den Alfa Romeo hinein: Tatsächlich liegt auf dem Beifahrersitz eine Tasche. Er hat also seinen Wagen aufgeschlossen, die Tasche auf den Beifahrersitz gelegt und wollte gerade einsteigen, als ihm sein Mörder zuvorkam.
    Mehr gibt es im Moment nicht zu tun. Ich rufe meinen Mitarbeitern zu, dass wir morgen weitermachen, und gehe zum Seat. Erneut schalte ich mein Navi ein, da ich keine Lust habe, mitten in der Nacht in dieser gottverlassenen Gegend herumzuirren. Schließlich bin ich nur ein Bulle und kein hervorragender Wissenschaftler.

21
    Am nächsten Morgen treibt mich auf meiner Fahrt zur Dienststelle die Frage um, ob Demertsis und Theologis seit ihrer Zeit am Polytechnikum Freunde oder zumindest Bekannte waren. Wenn ja, könnte hier ein Motiv für die beiden Morde verborgen liegen. Wenn nicht, dann kehren wir entweder wieder zur These vom Serienmörder oder zur Lesart vom Terrorakt zurück.
    Ich nehme mir vor, diese Frage mit Gikas und Gonatas zu besprechen. Doch als ich aus dem Fahrstuhl steige, laufe ich der Journalistenmeute in die Arme, die mir vor dem Büro auflauert.
    Beim Mord an Demertsis hatte man sich auf eine Kurzmeldung beschränkt – die Tötung eines Bauunternehmers ist keine Schlagzeile wert, wenn man sie nicht mit Schwarzgeld und ähnlichen Skandalen in Verbindung bringen kann. Im Gegensatz dazu hat der Mord an Theologis die Reporter mächtig in Aufregung versetzt, da seit dem Ausbruch der Krise die Universitätsprofessoren den Reigen der selbsternannten Experten anführen.
    »Na so was, Leute! Auch mal wieder hier?«, frage ich mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen. »Es muss schon mindestens ein Professor dran glauben, damit ihr gesprungen kommt.«
    »Sie wissen ja, wie das ist, Herr Kommissar. Bei den vielen Meldungen, die bei uns jeden Tag über den Ticker laufen, muss die Redaktion eine Vorauswahl treffen«, erläutert die Kurze mit den rosa Strümpfen, die heute in Stiefeln stecken.
    »Sie werden uns schon die Zusammenfassung liefern«, sagt der junge Mann, der sommers wie winters T-Shirts trägt.
    »›Zusammenfassung‹ trifft es ganz gut, weil die beiden Fälle tatsächlich miteinander zu tun haben.«
    »Aha, und wie?«, fragt mich Merikas, der Ersatzmann für Sotiropoulos, ein langer und hagerer Typ. Da er es trotz seines Studiums der Forensik nur zum Polizeireporter gebracht hat, fühlt er sich von aller Welt verkannt.
    »Zunächst einmal hat uns der Mörder in beiden Fällen auf genau dieselbe Art und Weise verständigt. Außerdem handelt es sich bei beiden Taten vermutlich um dieselbe Waffe. Und: Beide Opfer gehören der sogenannten Generation Polytechnikum an und haben sich an der Besetzung der Hochschule unter der Militärjunta beteiligt.«
    »Gibt es Hinweise auf einen Terrorakt?«, fragt eine zänkische Dürre, die bis zu Merikas’ Auftauchen die einzige Bohnenstange unter den Reportern war.
    »Nein, wir haben es wohl eher mit einem Serienmörder zu tun, der die Generation Polytechnikum ins Visier genommen hat. Bei einem Terrorangriff wäre ein Bekennerschreiben zu erwarten, was aber bislang noch nicht vorliegt.«
    »Und wie erklären Sie sich die Botschaft, die bei beiden Opfern hinterlassen wurde und die auf das Polytechnikum verweist?«, fragt die Dürre.
    »Botschaft? Was für eine Botschaft?«, murmelt die Runde überrascht.
    Mir ist klar, dass die Bohnenstange mit einem der Zaungäste von gestern Abend gesprochen haben muss. Daher hat es keinen Sinn, weiter um den heißen Brei herumzureden.
    »Der Mörder oder sein Mittäter hat bei beiden Opfern ein Prepaid-Handy hinterlegt. Bei Anruf ertönt die Parole des studentischen Radiosenders am Polytechnikum«, erläutere ich ihnen, ohne weiter ins Detail zu gehen.
    »Woher hast du das überhaupt?«, fragt Merikas die Dürre.
    »Wer sucht, der findet. So funktioniert unser Job«, antwortet sie mit einem selbstgefälligen Lächeln.
    »Offenbar hat Ihre Kollegin mit einem der Schaulustigen gesprochen, die gestern Abend am Tatort waren und die Handy-Botschaft mit angehört haben«, erkläre

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