Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abschalten: Die Business Class macht Ferien (German Edition)

Abschalten: Die Business Class macht Ferien (German Edition)

Titel: Abschalten: Die Business Class macht Ferien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
Vom Netzwerk:
streift er trübsinnig durchs Naherholungsgebiet, bis die Schatten länger werden. Als er endlich zurückkommt zum Parkplatz, sind alle andern Autos verschwunden. Und wie er da so seinen BMW stehen sieht, allein und verlassen, da verschwimmt ihm das Bild für einen Moment in zwei Tränen.
    So geläutert, bestellt er Dörig gleich am Montagmorgen zu sich und entlässt ihn.

Gedankenaustausch
     
    Biber und Diem stehen an der Bar des Ochsen vor ihren Camparis. Es ist kurz nach fünf, früh für die Ochsen-Bar. Das Treffen dient dem Zweck, ihre Beziehung über das rein Berufliche hinaus auf das Private zu erweitern. Da arbeitet man zusammen und hat keine Ahnung, was für ein Mensch der andere ist, was ihn beschäftigt, was er denkt, was ihn bewegt.
    Denn nur wer neugierig ist auf den andern, wer den persönlichen Dialog sucht, lernt seine Mitmenschen kennen.
    »Ich war kürzlich beim Elternabend unserer Jüngsten«, beginnt Diem. »Was glauben Sie, was mir da passiert ist…«
    »Ich bin früher auch oft zu Elternabenden gegangen, bis mir Lea, das ist unsere Mittlere, gesagt hat: ›Papi…‹«
    »Ich versuche zu jedem Elternabend zu gehen, sofern es der Job zulässt. Ich finde, dass man dabei…«
    »Ich mache in letzter Zeit wieder Sechzigstundenwochen. Im letzten Quartal…«
    »Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Wochenende freihatte. Meine Frau…«
    »Ich habe gerade kürzlich, wann war das? Letzte Woche? Oder die Woche davor? Nein, eher letzte. Ist ja egal. Jedenfalls habe ich zu meiner Frau gesagt…«
    »Ich bin heute mit dem Wagen meiner Frau unterwegs. Meiner ist in der Werkstatt. Auf dem Weg ins Büro ist mir an der Kreuzung Müllerstraße – wissen Sie, wo die ist?«
    »Ich habe meiner Frau jetzt einen mit automatischer Schaltung gekauft. Ich finde, für eine Frau…«
    »Ich hatte in den letzten Ferien einen mit automatischer Schaltung gemietet. Was mich am meisten gestört hat…«
    »Ich habe letztes Jahr zum ersten Mal Clubferien gemacht. Klingt schrecklich, aber ich muss sagen, mit den Kindern…«
    »Ich habe dieses Jahr am Roten Meer gebucht. Jetzt hoffe ich nur, Bush…«
    »Ich hatte einen sehr guten Tauchlehrer im Club. Überhaupt, die Animationen, die sie so boten. Zum Beispiel war immer um vierzehn Uhr…«
    »Ich darf nicht tauchen, ich habe ja im linken Ohr diese…«
    »Ich habe ein Knie, das sich manchmal ausrenkt, wenn ich eine falsche Bewegung mache. Hier, an dieser Stelle…«
    »Ich habe hier manchmal so ein Stechen…«
    »Ich kenne einen Rheumatologen…«
    »Ich…«
    »Ich…«
    »Pardon. Sie wollten etwas sagen.«
    »Ich glaube, ich nehme noch…«
    »Ich auch.«

Fern der Heimat
     
    Als Belmann in London landet, atmet er auf: Es regnet. Beim Taxistand steht eine Schlange, gerade lang genug, um ihn etwas frösteln und sich auf das überheizte Taxi freuen zu lassen.
    Schon von weitem erkennt er das Gremlin. Er hatte den Prospekt genau studiert, bevor er Frau Sengler gesagt hat: »Ach ja, und reservieren Sie mir doch bitte etwas, nicht zu abgelegen und einigermaßen beheizt – dieses Gremlin soll mehr oder weniger in Ordnung sein, hab ich gehört.«
    Die Türsteher tragen mitternachtsblaue Uniformen mit etwas Gold, aber nicht zu viel. Die Lobby ist warm, und ihre Geräusche sind von dicken Teppichen gedämpft. Die Rezeptionistin ist eine schöne Asiatin, die auf ihn gewartet zu haben scheint. Der Meldezettel ist bis auf seine Unterschrift ausgefüllt. Die Rezeptionistin wünscht ihm a pleasant stay.
    Das Zimmer ist dann allerdings eine Enttäuschung: Es besitzt keine Badewanne. Es ist zwar geräumig und im zweiten Stock gelegen, es verfügt über eine einladende Sitzgruppe und ein französisches Doppelbett. Aber nur Dusche.
    Belmann geht noch einmal hinunter zur Rezeption und lässt sich von der verständnisvollen Rezeptionistin ein anderes Zimmer geben. Den kleinen Aufpreis nimmt er gerne in Kauf.
    Dann richtet er sich ein. Er nimmt den zweiten Anzug aus dem Kleidersack und hängt ihn an einen der schweren Holzbügel im geräumigen Schrank. Er legt Socken und Unterwäsche in eine Kommodenschublade, die Hemden in eine andere, er hängt die Krawatten in die Schranktür und stellt das zweite Paar Schuhe auf das Schuhgestell im Schrankfuß. Danach geht er ins Badezimmer und reiht den Inhalt seines Necessaires fein säuberlich auf das Glasregal unter dem Spiegel.
    Belmann zieht sich aus und hängt seine Sachen sorgfältig an den stummen Diener. An einem Bügel im

Weitere Kostenlose Bücher