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Abschied aus deinem Schatten

Abschied aus deinem Schatten

Titel: Abschied aus deinem Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Vale Allen
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massierte sich die Stirn. Angestrengt sann sie darüber nach, was sie da gelesen haben mochte, und hätte am liebsten verärgert und frustriert auf das Armaturenbrett getrommelt, weil es ihr nicht einfallen wollte. Erst merkst du nicht, was mit dem verdammten Sex-Video los ist, und jetzt kommst du nicht darauf, was du gelesen hast! Rechnete man noch hinzu, dass sie gut zwanzig Minuten mehr oder weniger in Trance gefahren war, musste die Frage erlaubt sein, ob sich ihr Gehirn in den Urlaub verabschiedet hatte, ohne auf eine Genehmigung zu warten. Möglich, dass man auf genau diese Weise still und heimlich durchdrehte. Sie hatte zwar nicht das Gefühl, verrückt geworden zu sein, doch dem Volksmund zufolge merkten es ja die Verrückten als Letzte, dass sie nicht mehr ganz richtig im Kopf waren. Somit war nicht ausgeschlossen, dass es bereits mit ihrem Geisteszustand bergab ging.
    Ian kritzelte gerade etwas auf einen Notizblock, als sie das Büro betrat. „Ach, prima”, bemerkte er, als er sie sah. „Da sind Sie ja! Kann ich mir das Aufschreiben ja sparen!” Er riss das Blatt vom Block ab und warf es in den Papierkorb. „Ihre Freundin Penny lässt die Telefondrähte heiß laufen.” Er hielt ihr mehrere Zettel mit Nachrichten hin. „Erst rief sie gestern an, kurz nachdem Sie gegangen sind, und heute Morgen schon drei Mal.” Er hatte das Kreuz mehr als üblich durchgedrückt, die Augenbrauen indigniert gehoben, die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst und wirkte sehr gereizt.
    „Warum kann sie mich nicht in Ruhe lassen?” Die Frage war natürlich rein rhetorisch. Auf sämtlichen Notizen standen nur drei Wörter: „Ruf bitte an!”
    „Das frage ich mich auch!” stellte Ian verdrossen fest. „Vielleicht bringen Sie sie endlich dazu, damit aufzuhören und Ruhe zu geben! Allmählich werden sie lästig, diese Anrufe! Die sachliche Art von Kip hat sie jedenfalls nicht! Kapiert offenkundig nicht, dass das hier ein Lokal ist, die Dame!”
    „Ich werde mich gleich darum kümmern!” Wie immer war Rowena sofort eingeschüchtert, wenn jemand, wie Ian jetzt, einmal ärgerlich wurde. War er sauer, wirkte er wie ein zwar gescheiter, doch leicht sarkastischer Oberlehrer. Bei solchen Gelegenheiten kam er ihr noch unnahbarer als gewöhnlich vor.
    „Das wäre gut”, beendete er das Gespräch, wobei er die Konsonanten besonders scharf aussprach, und begab sich dann auf seine Kontrollrunde, um vor dem Lunch die Tische zu inspizieren.
    Es war zehn nach elf. Rowena gab Pennys Privatnummer ein, wohl wissend, dass sie um diese Zeit in der Bibliothek war, und wartete mit angehaltenem Atem auf das Sprüchlein des Anrufbeantworters. Als das Gerät sich meldete, stieß Rowena hörbar den Atem aus, wartete den Piepton ab und rasselte ihre Nachricht herunter: „Rowena hier. Ich weiß nicht, wann ich mich für ein Gespräch mit dir bereit fühle, Penny, aber im Augenblick jedenfalls nicht. Ich wäre dir also sehr dankbar, wenn du davon absehen könntest, dauernd im Lokal anzurufen. Das stört nämlich, und besonders hilfreich ist es ohnedies nicht. Danke. Tschüss.”
    Sie legte auf und machte sich dann, nachdem sie sich im Servicebereich einen Kaffee aus der Warmhaltekanne eingeschenkt hatte, an die Kontrolle der Reservierungskladde. Ob die Nachricht an Penny wohl nicht doch ein wenig zu barsch ausgefallen war? Sie kehrte ins Büro zurück und genehmigte sich zum Kaffee eine Zigarette. Barsch oder nicht – mit ein wenig Glück zügelte Penny sich vielleicht und versuchte es nicht mehr mit der Brechstange. Und wenn Reid sich ebenfalls zurückhalten würde, könnte sie sich endlich konzentrieren und einige Dinge erledigen.
    Es war wieder ein Tag, an dem die Temperatur die Dreißig-Grad-Marke überstieg, und um halb eins waren sämtliche Tische auf der Terrasse sowie die meisten im Lokalinneren besetzt. Gerade schickte Rowena sich an, eine Vierergruppe zu den reservierten Plätzen zu geleiten, als das Telefon läutete. Die Rufnummernerkennung zeigte Reids Telefonnummer an. Hektisch sah Rowena sich nach jemandem um, der das Gespräch für sie entgegennehmen konnte. Das Gästequartett stand wartend da. Ian war nicht zu sehen, Terry hinter der Bar beschäftigt. Das übrige Personal hastete hin und her, bediente und räumte ab, jedermann war auf den Beinen. Der Apparat klingelte weiter, während Rowena sich die Speisekarten griff und den Gästen bedeutete, ihr zu folgen. Das ihr laut und schrill erscheinende Klingeln ging

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