Abschied aus deinem Schatten
gefallen. Er ist unaufdringlich, hat Humor und kleidet sich sehr geschmackvoll.”
„Alles richtig. Mir gefällt er ja auch, nur weiß ich nicht so recht, wie sehr. Und das ist das Problem. Meine ganze Gefühlswelt ist in Aufruhr. Tim und ich, wir waren dreizehn Jahre zusammen – eine Ewigkeit. Die meisten Männer, die ich kenne, würden wer weiß was dafür geben, wenn sie es nur halb so gut träfen wie Tim und ich. Sie würden sich glücklich schätzen, wenn sie eine Beziehung hätten, die halb so lang dauert. Für mich ist nichts mehr so, wie es mal war, und ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll.”
„Offenbar kommt ihr ganz gut mit der Situation zurecht, ihr beiden. Meiner Meinung nach passt ihr gut zusammen.”
„Wirklich?”
„Wirklich.”
„Und du sagst das nicht nur aus lauter Höflichkeit?”
„Mark, er ist sehr sympathisch. Und ich hatte den Eindruck, als hättet ihr euch recht gut verstanden. Hat dir der Abend denn nicht gefallen?”
„Doch, durchaus.”
„Nur die Vergangenheit kommt dir immerfort in die Quere.”
Er warf ihr einen Blick zu. „Genau. Und zwar mächtig.”
„Meinst du nicht, dass es Richard ähnlich geht?”
„Gut möglich. Hatte ich noch gar nicht bedacht.”
„Es dauert eben seine Zeit. Ihr habt es aber doch auch nicht eilig, oder?”
„Nein, eigentlich nicht.” Gedankenverloren sah er sie eine ganze Weile an. „Du bist wirklich ein verdammt pfiffiges Persönchen, was?”
„Manchmal schon.”
„Und wie lief es mit dir und dem Seelendoktor?”
Rowena dachte an die Traumerlebnisse der vergangenen Nacht und nahm einen Schluck Kaffee, weil ihr plötzlich die Kehle wie zugeschnürt war.
„War was?” fragte er und grinste verschmitzt. „Bestimmt! Du wirst nämlich ganz rot!”
Lachend schüttelte sie den Kopf. „Gar nichts war! Er macht mich eben sehr nervös. Zufrieden?”
„Tja, weil du ihn attraktiv findest.”
Es hätte nicht viel gefehlt, und sie wäre in Tränen ausgebrochen. Doch der Moment verging. „Vielleicht interessiert es dich, dass mich tatsächlich ein einziger Cointreau geschafft hat. Kein Wunder, dass ich in so ausgelassener Stimmung war.”
„Schade, dass ich das verpasst habe! Ich weiß doch, wie amüsant du nach einem halben Gläschen Schnaps wirst! Klar, dass du heute Morgen so schlecht drauf bist. Du hast einen klitzekleinen Kater!”
Wieder lachte sie.
Mark nahm einen Bissen von seinem französischen Toast. „Und?” fragte er dann. „Hat er dich gefragt, ob du mit ihm ausgehst?”
„Allerdings.” Wieder spürte sie, wie ihr die Röte siedend heiß in die Wangen stieg, und konzentrierte sich bewusst auf ihr Frühstück.
„Was ist dir denn so peinlich daran, Ro? Jetzt mal im Ernst! Das möchte ich wirklich gerne wissen. Und wie hast du auf seine Einladung reagiert?”
„Im Ernst? Ich hasse dieses Spiel! Sich zu produzieren und darauf zu hoffen, dass einer kommt und dich für heiratsfähig erklärt! Das ist genau der Blödsinn, den Jeanne immer für so furchtbar wichtig hielt – dass man beliebt sein müsse! Dass man sich unter allen Umständen möglichst attraktiv für die Männer darstellen soll, damit einem die Schrecken des Single-Daseins erspart bleiben. Der ganze Unsinn war für mich nach Gil erledigt!”
„Nach so einem Warmduscher wie dem hätte ich auch von den Männern die Nase voll gehabt. Ich habe sowieso nie verstanden, warum du dich mit der Flasche eingelassen hast.”
„Mich wollte ja sonst niemand”, entgegnete sie leise. „Besonders wählerisch konnte ich da nicht sein.”
Mark saß eine Zeit lang da und sah sie nur an. „Also”, sagte er schließlich, „hast du dem Seelenklempner wirklich einen Korb gegeben.”
„So ungefähr.”
„Habe ich das richtig verstanden? Da kommt der Bursche extra den weiten Weg von Greenwich nach New Canaan her, mit einem Kollegen im Schlepptau, nur um in deinem Restaurant zu essen. Dann verschlingt er dich praktisch ununterbrochen mit Blicken, aber du vermutest, er führt irgendeine Schurkerei im Schilde. Muss er ja, denn jemand, der so hässlich ist wie du und so wenig vorzuweisen hat, kann doch so einem Mann nicht gefallen. Denkst du. Sehe ich das richtig?”
„Mehr oder weniger schon.”
„Na gut. Mal ehrlich, Rowena, was könnte denn schlimmstenfalls passieren?”
Ich erlebe einen Reinfall, er amüsiert sich auf meine Kosten und macht sich lachend davon.
„Ich habe kein Interesse an einer Beziehung.”
„Ein Dinner mit diesem Mann – das
Weitere Kostenlose Bücher