Abschied in Dunkelblau
herausspaziert, wobei er sich eine neue Ladung in die Pfeife stopfte.
»Privatangelegenheit?«
»Ich bin heute nachmittag von Florida heraufgekommen, nur um mit Ihnen zu sprechen.«
»Wenn Sie angerufen hätten, dann hätte ich Ihnen sagen können, daß ich hier zu sehr eingespannt bin.«
»Diese Sache wird nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Erinnern Sie sich an einen Gruppenführer namens Sergeant David Berry?«
Das versetzte ihn mit einem Schlag in die Vergangenheit zurück. Es veränderte seine Augen und seine Schulterhaltung. »Berry! Ich erinnere mich an ihn. Wie geht es ihm?«
»Er ist vor zwei Jahren im Gefängnis gestorben.«
»Das habe ich nicht gewußt. Ich habe überhaupt nichts davon gewußt. Weshalb ist er im Gefängnis gewesen?«
»Weil er neunzehnhundertfünfundvierzig in San Francisco einen Offizier umgebracht hat.«
»Meine Güte! Aber was hat das mit mir zu tun?«
»Ich versuche, seinen Töchtern zu helfen. Sie haben Hilfe nötig.«
»Sind Sie Anwalt, Mr. McGee?«
»Nein.«
»Bitten Sie mich gerade um finanzielle Unterstützung für Berrys Töchter?«
»Nein. Ich brauche mehr Informationen über David Berry.«
»Ich habe ihn nicht besonders gut und auch nicht sehr lange gekannt.«
»Alles, was Sie mir erzählen können, hilft mir weiter.«
Er schüttelte den Kopf. »Das ist schon so lange her. Ich kann mir auch jetzt nicht die Zeit dafür nehmen.« Er schaute auf die Uhr. »Können Sie um elf noch einmal kommen?«
»Ich bin hier abgestiegen.«
»Noch besser. Ich komme um elf auf Ihr Zimmer, so pünktlich wie möglich.«
»Zimmer siebzehn-zwanzig, Mr. Callowell.«
Er klopfte um zwanzig nach elf an meine Tür. Er hatte eine volle Ladung guten Bourbon, ein feines Abendessen und wahrscheinlich auch einen ausgezeichneten Cognac intus. Das machte ihn leicht benebelt, aber er war sich dessen bewußt und war deshalb vorsichtiger und mißtrauischer, als er das in nüchternem Zustand gewesen wäre. Einen Drink lehnte er ab. Er ließ sich in einen bequemen Sessel sinken und nahm sich viel Zeit, um seine Pfeife in Gang zu bringen.
»Ich habe nicht mitbekommen, womit Sie Ihr Geld verdienen, Mr. McGee.«
»Ich bin im Ruhestand.«
Er zog eine schwarze Augenbraue nach oben: »Dafür sind Sie aber jung.«
»Ich beschäftige mich mit kleinen Projekten.«
»Wie mit diesem hier?«
»Ja.«
»Ich würde gern etwas mehr über dieses Projekt erfahren.«
»Das können wir uns sparen, Mr. Callowell. Ich bin hinter nichts her, was Ihnen gehört. Berry ist als reicher Mann aus seinem kleinen Krieg nach Hause zurückgekehrt. Ich würde gerne herausfinden, wie er das angestellt hat. Und falls ich das herausfinde, kann ich vielleicht etwas von seinem Reichtum für seine Mädchen retten. Seine Frau ist gestorben. Alles, was Sie das kostet, ist ein wenig Zeit und die Mühe, sich ein wenig zu erinnern.«
Eine Zeitlang dachte ich, er wäre eingeschlafen. Dann regte er sich und seufzte. »Es hat Methoden gegeben, da drüben reich zu werden. Man sagt, zu Beginn des Krieges sei es sogar noch einfacher gewesen. Berry ist schon lange dort gewesen, bevor ich dazugestoßen bin. LTZ. C-46er Maschinen von Chabua in Assam aus fliegen. Passagiere und Fracht. Nach Kalkutta, Neu-Delhi, aber auch über den großen Buckel nach Kunming. Manchmal sind wir mit diesen knirschenden, ächzenden Scheißmaschinen bis auf sechseinhalbtausend Meter hoch, und dann sind wir durch das Eis heruntergekommen und haben genau eine Chance gehabt, sie in Kunming runterzukriegen. Wir sind ungefähr fünfundzwanzigmal zusammen geflogen. Nicht öfter. Ich habe ihn nicht richtig kennengelernt. Mannschaften sind bei dieser Aufgabe nicht lange zusammengeblieben. Mein erstes Flugzeug da drüben hat den Geist aufgegeben. Konstruktionsfehler, das Fahrwerk ist zusammengebrochen, und ich bin ein langes, langes Stück dahingeschlittert. Nur drei Mann pro Besatzung. Man hat uns getrennt. Ich habe das Schiff bekommen, auf dem Berry war. Berry und George Brell, der Kopilot. Mir ist nicht ganz wohl gewesen bei dem Gedanken, daß Brell vielleicht damit gerechnet hat, befördert zu werden. Ihr Pilot hat sich eine Versetzung ergattert.«
»Sugarman?«
»Ja, so hat er geheißen! Er ist später umgekommen. Brell hat nichts gegen mich gehabt. Es ist alles ganz gut gelaufen. Brell und Berry sind kompetent gewesen, aber nicht sehr freundlich. Berry war ziemlich mürrisch und verschwiegen, hat aber sein Handwerk verstanden. Ich glaube, er ist ein ziemlicher
Weitere Kostenlose Bücher