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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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Leuten bekommen, von denen ich seit Jahren nichts gehört hatte. Brell schrieb mir aus Harlingen, aus Texas, und hat wie ein guter alter Kamerad von der fliegenden Truppe geklungen. Das war er aber nie. Papier mit gedrucktem Briefkopf, schweres Pergament, ausgefallene Schriftart. Brell Enterprises stand, glaube ich, drauf. Drei Zeilen lang hat er mir gratuliert, dann aber seitenlang geschrieben, wie gut er im Geschäft sei, und zum Schluß schlug er vor, wir könnten uns einmal treffen und über alte Zeiten plaudern. Ich habe ihm mit einer ganz kurzen, kühlen Notiz geantwortet und seither nichts mehr gehört.«
    »Sie haben den Mann nicht leiden können.«
    »Nicht aus irgendeinem greifbaren Grund, McGee. Wir haben da drüben unsere stumpfsinnige, schmutzige, gefährliche Pflicht getan, schließlich ist es die Luft-Transport-Zentrale gewesen. Brell ist einer von den Typen mit maßgeschneiderter Uniform gewesen, hat die Mütze für den einhundertsten Einsatz getragen, und als wir in Kalkutta waren, hat er sich die richtige Ausrüstung zugelegt, sich als Fliegender Tiger herausgeputzt und eine Mordsschneise in die Menge der ihn anhimmelnden Mädchen geschlagen. Außerdem trug er eine Achtunddreißiger mit Perlmuttgriffen statt der regulären Fünfundvierziger. Und Landungen flog er nicht gern. Er ist immer ins Schwitzen geraten und hat überkorrigiert, wenn er runter mußte.«
    »Aber er könnte Informationen über David Berry haben.«
    »Falls er bereit ist zu reden. Warum sollte er darüber reden, wenn er nebenher schnell Geld gemacht hat?«
    »Ich bin Ihnen gegenüber ehrlich gewesen, Mr. Callowell, aber bei Brell könnte ich es ja einmal anders probieren.«
    »Und meinen Namen ins Spiel bringen, McGee?«
    »Der Gedanke könnte mir kommen.«
    »Davon würde ich abraten. Wir haben Rechtsanwälte, die nicht genug zu tun haben. Die werden unruhig.«
    »Ich werde daran denken.«
    »Üblicherweise bin ich ohne Grund nicht so gesprächig, McGee. Sie haben den Bogen fein raus. Sie hören genau zu. Sie lächeln an den richtigen Stellen. Das führt die Leute in die Irre. Und natürlich sind Sie nicht ganz ehrlich zu mir gewesen.«
    »Wie können Sie so etwas sagen!«
    Er lachte leise und stemmte sich aus dem Sessel. »Ende der Sitzung, McGee. Gute Nacht und viel Glück.« An der Tür drehte er sich um und meinte: »Ich werde Sie natürlich überprüfen lassen. Nur so zum Spaß. Ich bin ein vorsichtiger und wißbegieriger Mann.«
    »Soll ich es Ihnen leichter machen und Ihnen meine Adresse geben?«
    Er zwinkerte mir zu. »Liegeplatz F 18, Bahia Mar, Lauderdale.«
    »Mr. Callowell, ich bin beeindruckt.«
    »Mr. McGee, jeder in vernünftigen Grenzen ehrliche Mann im Hochbau-Tiefbau-Geschäft baut sich entweder eine eigene CIA auf oder er geht pleite.« Er lachte ein weiteres Mal in sich hinein, dann stapfte er zum Aufzug, eine aromatische Rauchfahne hinter sich her ziehend.

Ocho
    Am anderen Tag rief ich George Brell in Harlingen an. Ich wurde von einem gelangweilten Mann in der Telefonzentrale an eine Sekretärin mit scharfer Stimme weitergeleitet, die mir mitteilte, daß Mr. Brell noch nicht in seinem Büro sei. Da sie nicht wissen konnte, daß dies ein Ferngespräch war, umging ich ihre Frage nach meinem Namen und sagte, ich würde es später noch einmal versuchen.
    Dann rief ich auf meinem Hausboot an. Nach dreimaligem Läuten vernahm ich ihre leise, angespannte, vorsichtige Stimme: »Hallo?«
    »Hier spricht Ihre Nachtschwester!«
    »Trav! Gott sei Dank!«
    »Was ist los? Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Nichts Besonderes. Einfach nur ... nur Anspannung, nehme ich an. Ich habe mich so daran gewöhnt, daß Sie in der Nähe sind. Ich höre Geräusche, dann schrecke ich auf. Und ich habe schlechte Träume gehabt.«
    »Lassen Sie die in der Sonne austrocknen.«
    »Das werde ich tun. Vielleicht am Strand. Wann kommen Sie zurück?«
    »Ich fahre heute nach Texas.«
    »Was?«
    »Da wohnt ein Mann, den ich aufsuchen will. Ich könnte Freitag zurück sein, aber sicher bin ich nicht. Nehmen Sie Ihre Tabletten, Schätzchen. Regen Sie sich nicht auf. Essen Sie, schlafen Sie, beschäftigen Sie sich mit etwas. Sie sind da inmitten von Hunderten von Booten und Tausenden von Leuten.«
    »Trav, eine Frau hat angerufen und gesagt, sie muß dringend mit Ihnen sprechen. Sie hat gesagt, es sei ein Notfall. Es hat sie ein bißchen irritiert, daß eine Frau am Telefon war. Ich habe gesagt, daß Sie sich vielleicht melden, und ich soll Ihnen

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