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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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Gesicht eingehämmert hat, ohne Rücksicht darauf, ob er mich totschlagen würde oder nicht, da ist dieses Gefühl in mir endgültig gestorben. Ich habe einmal sein Gesicht gesehen, als er mich zu den beleuchteten Palmen herumgerissen hat, und er hat dabei gelächelt.«
    »Hat er nach dir gesucht?«
    »Hat er nicht gesagt.«
    »Was glaubst du?«
    »Ich glaube, das ist nur Zufall gewesen. So viele Lokale mit einem Sommerprogramm gibt es nun auch wieder nicht, und ein Mann, der herumstromert, könnte da hingehen und genauso überrascht sein wie ich. Trav, sei vorsichtig, wenn du an ihn rangehst. Er ist so gemein wie alles, was man in den Sümpfen vorfindet.«
    »Ich werde mich vorsehen.«
    »Ich habe das Gefühl, er ist nicht mehr lange auf dieser Welt, und ich möchte nicht, daß er dich mitnimmt, wenn er geht. Ich glaube, als man ihn für fünf Jahre hinter Schloß und Riegel gesteckt hat, ist irgend etwas mit ihm passiert. Irgend etwas ist verlorengegangen. Irgend etwas, was andere Menschen haben. Und er ist gerissen. Er muß meinen Daddy ausgetrickst haben, und mein Daddy ist selber wirklich gerissen gewesen, sagt man.«
    Sie schaute mich nachdenklich an. »Ich schätze, du mußt auch ein gerissener Mann sein. Dein Gesicht verrät nicht viel. Aber sei vorsichtig bei ihm, wie bei einer Schlange.«
    Ich kam um halb sieben zur Busted Flush zurück. Der Regen hatte den Sonnenuntergang zu einer leuchtenden Schönheit herausgeputzt. Ein leichter Ostwind trieb das Insektenleben landeinwärts. Zahlreiche kleine Gruppen tranken an Bord ihrer Boote Cocktails, unterhielten sich träge und arbeiteten sich in den Samstagabend hinein. Buddy Dow, der angeheuerte Skipper auf einem Mordstrümmer von Yacht, die einer Versicherungsgesellschaft in Atlanta gehörte, hatte schon Damengesellschaft an Bord gelotst und war verzweifelt auf der Suche nach weiterer Verstärkung. Er hatte versucht, mich anzuwerben, und ich hielt einen Augenblick inne, um höflich abzusagen. Er hatte sie schon in Stimmung versetzt. Ein einfaches Hallo war eine Pointe, die sie alle zum Kichern brachte. Der Faktor Mann, wie Buddy es nannte, war angenehm niedrig in dieser Gruppe. Vor meinem geistigen Auge sah ich bereits gierige Sekretärinnenhände nach mir greifen und mich, strampelnd und schreiend, an Bord hieven.
    Ich ging weiter zu meinem breitgebauten Leichter, und eine Zeitlang sah es ganz so aus, als wollte sie nicht aufschließen und mich hereinlassen. Als sie es schließlich tat, rannte sie sofort zur Couch und warf sich hinein, Gesicht nach unten, stocksteif.
    »Was ist mit dir los?«
    Heftige Verzweiflung ließ ihr Gesicht blaß und eingefallen wirken. »Er ist hier«, flüsterte sie.
    »Junior Allen?«
    »Er hat mich gesehen.«
    Sie war zu verstört, um zusammenhängend zu reden, aber ich brachte alles aus ihr heraus. Sie war in den Laden für Bootsbedarf gegangen, um nach einem kleinen Geschenk für mich zu schauen. Nur um mir etwas zu schenken. Und sie war hinausspaziert auf den Tanksteg hinter den Büros und dem hohen Kontrollturm des Yachthafens. Und da lag die Play Pen und faßte Treibstoff. Junior Allen hatte sich aufgerichtet, sie angestarrt, angegrinst, da hatte sie die Flucht ergriffen.
    »Er ist dir nicht gefolgt?«
    »Nein. Ich glaube nicht.«
    »Ist er alleine gewesen?«
    »Nein.«
    »Wer ist bei ihm gewesen?«
    »Ich weiß nicht. Junge Leute. Drei oder vier. Ich weiß nicht. Ich habe nur ihn gesehen.«
    »Wann ist das alles passiert?«
    »S-so um viertel nach fünf, schätze ich.«

Once
    Willy Lazeer ist ein Bekannter von mir. Seine Zähne und seine Füße tun ihm weh. Er haßt das Klima hier, die Motorbootbrigade, die Regierung und seine Frau. Diese riesige Ladung Haß hat ihn nicht bitter, sondern eher apathisch gemacht. Sein Erscheinungsbild wirkt etwa so, als hätte man Sinatra gebleicht und gehäutet und Willy hineingesteckt.
    Ich wußte, daß er um sechs Schluß hatte, ich wußte auch, daß es ihn eine Stunde Bier kostete, um sich für den Nachhauseweg zu wappnen, und außerdem wußte ich, wo er auftankte. Ich setzte mich neben ihn an die Theke. Er warf mir einen milden, verschwommenen Blick des Erkennens zu. Seine Stunde war beinahe um. Ich half seinem Gedächtnis nach.
    » Play Pen, Play Pen. Klar, hab’ ich heute gesehen.«
    »Zwölf Meter Stadel-Sonderbau, weiße Aufbauten, grauer Rumpf, blaue Trennlinie. Skipper ist ein robuster, brauner Kerl mit weißem, gelocktem Haar, kleinen blauen Augen und einem breiten

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