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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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Ich hatte ihre Trinkgewohnheiten beobachtet. Jeweils ein Schluck, eine Minute zwischen den Schlucken, bis alles leer war. Der Geschmack schien ihr zuzusagen.
    Eine Brise setzte die Kreuzyacht in Bewegung und schubste sie sanft gegen eine Mole.
    »Sie müßte ziemlich bald hier sein«, sagte Dee. »Falls sie nicht kommt, zur Hölle mit ihr, Liebster. Wer braucht die denn?«
    »Sie kommt bestimmt«, sagte Junior Allen.
    »Nur wir drei, wir könnten eine Party machen«, meinte Dee.
    »Sie hat sowieso nicht viel für Partnertausch übrig. Wer braucht die schon?« Sie gähnte. »Und bestimmt ist sie nur ein Trauerkloß und heult die ganze Zeit wegen Pete.«
    Die Dämmerung hatte sich zur Nacht verdichtet, ich konnte die Sterne sehen und zwei blinkende Flugzeuge und hörte das Zirpen der Insekten, mit Musikgeräuschen durchsetzt.
    Deeleen gähnte ausgiebig und sagte: »Ich kann meine Augen kaum noch offenhalten, Liebster. Ich lege mich eine Weile aufs Ohr.« Sie tat sich schwer beim Aufstehen. Sie schaute zu ihm hinüber und warf ihm Küßchen zu. Als sie an mir vorbeiging, fuhr sie mit ihren Fingerspitzen über meine Wange. Sie ging nach unten und schwankte zwischen den Kojen hin und her, als befände sich die Play Pen auf rauher See. Sie bückte sich und rollte sich schwerfällig in eine Koje. Von dort, wo ich saß, konnte ich einen schmalen Lichtstreifen sehen, der sich von der Kombüse aus quer über sie legte, über den flaumigen Lendenwirbelansatz, die tiefe Falte ihrer Taille und die hohe Muskelrundung ihrer Hüfte. Süße Träume, süßes Mädchen. Sinke tief, tief in den Schlaf. Halte dich aus dem Geschehen heraus.
    Ich unterhielt mich mit Junior Allen. Er war nicht bei der Sache. Er saß geduckt im Gebüsch, konnte das Lamm förmlich riechen und lauerte gespannt auf den ersten, scheuen Schlag der kleinen Hufe, die den Pfad entlangkamen. Ich brachte vorsichtig und auf Umwegen den Gedanken, daß ich mitkommen könnte, zur Sprache, aber er machte die Tür fest zu. Er stand auf und sprang behende auf den Landesteg, knipste das schwache Hafenlicht an, prüfte die Leinen, rückte einen Fender zurecht und kam wieder an Bord, rastlos.
    Plötzlich tauchte aus dem Schatten ein Mann auf dem Bootssteg auf. Er hatte ein grellbuntes Hemd an, zerknitterte Hosen und eine hellrote Fischermütze. »Jemand da namens Allen?« fragte er leise.
    »Ich bin Allen.«
    Der Mann kramte in seiner Hemdtasche und förderte ein Stück Papier zutage. Er ging an der Kante des Bootsstegs in die Hocke und streckte die Hand damit aus und sagte: »Apex Taxi, Mister Allen. Sie sollen die Dame hier unter dieser Nummer anrufen.«
    Junior Allen schnappte den Zettel, hob ihn ans Licht und schaute darauf. »Welche Dame? Hat sie Ihnen das gegeben?«
    »Nein, Sir. Ich bin über Funk angerufen worden und hab’ es auf diesen Zettel geschrieben. Man hat mir gesagt, ich soll hierherfahren, Sie suchen und Ihnen das geben.« Er richtete sich wieder auf und nahm denselben Weg zurück, den er gekommen war.
    »Wahrscheinlich von Patty«, sagte ich.
    Das war der Anstoß, den er brauchte. Er zögerte, und ich konnte spüren, daß er überlegte, ob er mich an Land beordern und Deeleen einschließen sollte. Ich ließ mich tief in den Liegestuhl sinken und sagte: »Falls sie das nicht ist und sie kommen sollte, während Sie telefonieren gehen, werd’ ich ihr sagen, daß Sie gleich zurück sind.«
    »Machen Sie das«, sagte er. Er segelte auf den Bootssteg und ging davon. Er hatte einen federnden, muskulösen Gang, wie ein Brauereigaul auf der Frühlingsweide.
    Ich zählte bis zehn und ging dann nach unten. Ich fand die Lichtschalter und machte Licht. Ich durchstöberte das Boot wie ein nervöser Wirbelwind, riß die Schubladen heraus und kippte sie aus, tastete Stauräume ab. Ich hegte wenig Hoffnung, irgend etwas zu finden, aber ich wollte, daß es nach einer gründlichen Durchsuchung aussah. Und während ich Schubladen aufzerrte und hastig auf den Boden kippte, redete ich die ganze Zeit Lois gut zu. »Halt ihn am Reden, Baby. Halt ihn an der Strippe fest. Laß ihn nicht vom Haken.« Wir hatten geplant, dem Monster ein paar interessante Dinge zu erzählen. Trotz des Lärms, den ich machte, tat Deeleen keinen Mucks.
    Ich wählte ganz sorgfältig eine Stelle aus, eine beleuchtete Stelle, auf die sein Blick ganz zwangsläufig fallen würde, und plazierte den gefälschten Saphir ganz genau dorthin, wo er einem hastigen Dieb aus der Hand gefallen sein könnte. Ich legte

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