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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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einen Fünfzigdollarschein auf den Boden des Cockpits, wo die Innenbeleuchtung auf ihn fiel. Ich knipste das Licht am Bootssteg aus und brach den Schalter ab. Dann kletterte ich schnell auf das Kabinendach und legte mich flach hinter das Beiboot. Ich überprüfte nochmals meine Observierungspunkte. Ich konnte mich an der Sicherheitsreling festhalten, mich hinauslehnen und durch das Bullauge in die kleine Vorderkabine sehen, oder ein paar Meter zurückrutschen und auf die gleiche Weise die größere Kabine einsehen.
    Ich glaubte genau zu wissen, was er tun würde, was er unter diesen Umständen tun würde. Lois hatte bei diesem Teil des Plans schwere Bedenken gehabt. Und sie hatte sich Sorgen darüber gemacht, daß jemand vorbeikommen könnte. Aber da hatte sie sich getäuscht, und sie würde sich erneut täuschen, das wußte ich.
    Ich hörte seine eiligen Schritte auf dem Bootssteg. Ich hielt meinen Kopf unten. Ich hörte und fühlte den dumpfen Aufprall, als er ins Cockpit sprang. Dann hörte ich sein verärgertes Knurren.
    Er mußte herausfinden, was los war, und er mußte es schnell herausfinden. Ich lehnte mich vorsichtig vor und schaute nach drinnen, den Kopf nach unten. Ich sah, wie er den Edelstein vom Boden schnappte, ihn anstarrte und in die Tasche steckte. Er wirbelte zu seinem Seefunkgerät, nahm die Schublade direkt darunter und zog sie vollständig heraus. Ein merkwürdiger, dröhnender Summton erklang. Er griff tief in den Hohlraum, in dem sich die Schublade befunden hatte, und das Summen hörte auf. Er machte sich mit irgend etwas da drin zu schaffen und zog dann seine Arme heraus, einen Stoffbeutel in der einen, einen kleinen Plastikbeutel mit Papiergeld in der anderen Hand. Er nahm sie unter die Lupe. Er verstaute sie wieder, drückte auf den Summer und schob die Schublade wieder hinein. Sobald die Schublade ganz nach hinten geschoben war, hörte das summende Geräusch auf. Er ging zu dem schlafenden Mädchen hinüber. Er packte sie brutal am Schopf, zerrte sie hoch und drehte sie gewaltsam herum. Er kehrte mir den Rücken zu. Es war ein sehr breiter Rücken. Ihre Augen öffneten sich weit, waren absolut leer und schienen mich direkt anzustarren, so daß ich meinen Kopf beinahe ruckartig von dem Bullauge weggezogen hätte. Sie machte die Augen wieder zu. Da schlug er sie. Die Augen blieben geschlossen. Da ließ er sie fallen.
    Plötzlich steckte er die Hand in die Tasche und holte den Stein heraus. Er ging näher zu der nächsten Lampe. Sein Körper schien sich zu verspannen, seine Schultern schienen sich zu heben. Ich zog mich wieder hoch, weil ich ahnte, daß er sich blitzschnell umdrehen und mich entdecken würde.
    Ich schlängelte mich achtern auf das Vordach und zog dabei den Seidenstrumpf aus der Tasche. Unter mir gingen schnell die Lichter aus, eins nach dem anderen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich kniff einige Sekunden lang meine Augen zu und riß sie dann weit auf, um meine Nachtsicht zu beschleunigen. Ich hörte ihn näherkommen. Mit schnellen Bewegungen. Ich brauchte nur eine günstige Gelegenheit, aber ich mußte ein Risiko eingehen, um sie zu bekommen. Ich glitt mit Kopf und Schultern über die Kante, als er herauskam. Er hörte oder ahnte die Bewegung und wollte sich umdrehen, aber ich erwischte ihn ganz gut und kräftig, besser, als ich erwartet hatte. Er torkelte drei Schritte zur Seite und ging dann in die Knie. Ich ließ mich fallen und landete auf Zehenspitzen und Fingerknöcheln, und als er sich aufrappelte, versetzte ich ihm einen Schlag mit mehr Präzision, mit mehr Drehmoment aus dem Handgelenk heraus. Er sank auf die Hände, schüttelte den Kopf und stöhnte. Ich staunte, wie hart sein Schädel war. Ich haute ihm hinter das linke Ohr, da gaben seine Arme nach, und sein Gesicht knallte auf das Teakholzdeck. Einen Augenblick lang stand ich da, holte tief Luft und überlegte, ob ich ihn fesseln sollte. Aber nach drei solchen Schlägen, so schätzte ich, würde er lange genug weggetreten bleiben, damit ich meine beiden Aufgaben erledigen konnte: seine Schätze zu finden und an mich zu nehmen sowie sein Boot untauglich zu machen.
    Die Vorrichtung an der Schublade war sehr knifflig. Er hatte hintendrin einen batteriebetriebenen Türöffner eingebaut. Da ich den Schalter nicht finden konnte, riss ich die Drähte heraus. Der Hohlraum befand sich direkt hinter der Schublade und hatte eine Schiebetür. Ich stopfte das Geld in meine Tasche. Ich schüttelte den Stoffsack. Er gab ein

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