Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
Vom Netzwerk:
neugierig hingeschaut, doch als sie ihren Blick wieder zurückgewandt hatte, war William verschwunden gewesen.
         Sie hatte die Stirn gerunzelt und ihr beunruhigter Blick hatte nach ihm gesucht. Doch er war nirgends zu sehen gewesen.
         Sie war zu ihrem Wagen zurückgekehrt und hatte dort ein paar Augenblicke auf ihn gewartet, doch auch dorthin war er nicht gekommen. Anschließend war sie, leise vor sich hin fluchend, die Straße hinunter gelaufen, in dem schwachen Versuch mit ihrem Ärger die furchtbare Angst zu überspielen.
         Denn diese hatte wieder ihre Klauen um ihr Herz gelegt, und während sie das Dorf durchkämmt hatte, hatte sie versucht nicht an die Geschichten von den Menschen, die aus brennenden Häusern zwar äußerlich unversehrt herauskommen, jedoch kurz danach einfach sterben, da sie zu viel von dem gefährlichen Rauch eingeatmet haben, zu denken.
         Stattdessen hatte sie versucht sich mit Geschimpfe abzulenken, doch auch das hatte nicht so recht funktioniert und die Angst um ihn hatte alles gelähmt bis auf einen Gedanken.
         Nur dieser eine Gedanke war ständig durch ihren Kopf geschwirrt, und als sie schließlich keine Kraft mehr gehabt hatte, sich gegen ihn zu wehren und er endlich in ihr Bewusstsein vorgedrungen war, war sie so plötzlich stehen geblieben, als sei die Erkenntnis eine unsichtbare Wand, auf die sie zugelaufen war.  
         Sie hatte die Hände vors Gesicht geschlagen und damit Mund und Nase bedeckt, sodass nur noch ihre mit Tränen gefüllten Augen zu sehen waren. Wie konnte das nur sein, hatte sie sich gefragt, das war doch unmöglich!
         Doch ihr Herz hatte es ihr ganz deutlich gesagt und schrie es aus vollem Halse heraus: Sie hatte sich in ihn verliebt!  
         Niemand würde überraschter darüber sein, als sie es selbst war, war es ihr durch den Kopf geschossen, doch von Sekunde zu Sekunde, da sie so über die letzten Wochen nachdachte, fragte sie sich, weshalb sie so blind gewesen war und es ihr erst jetzt aufgefallen war.
         Die Erinnerungen waren auf sie eingeströmt und sie hatte daran zurückgedacht, wie er an dem Abend seines Willkommensfestes an der Seite ihres Vaters den Saal betreten hatte. Er war nervös gewesen, das hatte sie sehen können und trotzdem hatte er den Abend bravourös gemeistert. Alle hatten beinahe Schlange gestanden, um ihn kennenzulernen und sie hatte diesen anziehenden Mann aus der Distanz beobachtet.
         Es hatte sich keine Gelegenheit für sie geboten, ihn anzusprechen und irgendwann waren die Mädchen darauf gekommen, mit ihm tanzen zu wollen. Sie erinnerte sich noch genau daran, was sie zu Angus darüber gesagt hatte, er hätte sich von ihnen anhimmeln lassen und sei äußerst arrogant gewesen, doch nun war ihr klar geworden, dass sie sich dies nur eingeredet hatte.
         Als sie William mit den Mädchen gesehen hatte, war die Eifersucht in ihr aufgeflammt und aus dem Instinkt heraus ihre Gefühle zu schützen, hatte sie sich vorgemacht, er sei hochmütig und damit uninteressant für sie.
         Als er den Raum schließlich verlassen hatte, hatte sie es geschafft, sich dazu durchzuringen und ihm nachzugehen, um sich für ihr Verhalten zu entschuldigen, doch schon mit seiner ersten Aussage hatte er ihre Eifersucht wieder hochkochen lassen und ihre Wut hatte ihr geholfen, diese zu verbergen.
         Da sich diese Methode gut bewährt hatte, hatte sie immer wieder dazu gegriffen und ihre Gefühle unter dem Mantel des Zorns verhüllt, bis sie selbst nicht mehr wusste, - oder nicht wissen wollte - dass sie überhaupt vorhanden waren.
         Doch dort auf der Straße von Crainesburgh war die Erkenntnis so deutlich gewesen, dass sie sich einfach nicht mehr verleugnen ließ. Sie hatte sie mit einer solchen Klarheit getroffen, dass es ihr unmöglich gewesen war, sie zu verdrängen.
         Doch mit dieser Einsicht war auch Panik in ihr aufgestiegen. Nun wo sie herausgefunden hatte, dass sie etwas für ihn empfand, war er womöglich tot!
         Nein, das durfte nicht sein, hatte sie verzweifelt gedacht und hatte sich weiter auf die Suche nach ihm gemacht, ohne die Hoffnung aufzugeben.
         Doch nirgends war eine Spur von William gewesen und schließlich war sie entmutigt an den Ort zurückgekehrt, von dem aus sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Noch immer hatte sie von Angst gelähmt Ausschau nach ihm gehalten, als er plötzlich wie aus heiterem Himmel aufgetaucht

Weitere Kostenlose Bücher