Abschied nehmen
gejagt.
Die Zeremonie war für ihn nur noch Nebensache, und auch als der Ring mühelos über ihren Finger glitt, war es ihm gleich.
Als er Marcus’ breites Lächeln beim Herauskommen aus der Kirche lediglich sehr verhalten erwiderte, wusste auch dieser, dass irgendetwas nicht stimmte. Er ahnte, dass Kate dafür verantwortlich war, doch er konnte ihr keinen Vorwurf machen. Er wusste nicht, was geschehen war und nun da er seine Tochter ansah, befand er, dass auch sie sein Mitgefühl verdient hatte.
Hinter der Fassade einer frohen Braut versteckte sich seine unglückliche Tochter, die einen Mann heiratete, den sie nicht wollte.
Marcus seufzte, blickte mit einem bitteren Lächeln auf seine neben ihm stehende, geliebte Frau und sie folgten dem Brautpaar zurück zur Burg.
Mal abgesehen vom Unglück der frisch vermählten Eheleute, war es eine schöne Feier. Neben dem Wild, das die Männer von der Jagd mitgebracht hatten, hatte Mrs. Jenkins allerhand anderer Köstlichkeiten von ihren vielen Helferinnen auftischen lassen. Es gab neben den zahlreichen Fleischsorten, verschiedene gedünstete Gemüse, frisches Gebäck, allerlei Pasteten und zum Nachtisch getrocknete Früchte und süße Kuchen. Alles wurde auf den für große Feierlichkeiten vorbehaltenen Silberplatten aufgetragen und roch einfach köstlich.
Nach dem Essen begannen die Musiker zu spielen und in dem festlich geschmückten Saal, saß bald niemand mehr. Sogar die Mackendricks, die sich nun endgültig geschlagen gaben, machten gute Miene zum bösen Spiel und feierten mit.
Alle amüsierten sich einfach vorzüglich und neben der Tanzerei und dem Essen wurde natürlich auch viel getrunken. William beteiligte sich vor allem am Letzteren ganz rege. Bereitwillig stieß er mit jedem an und leerte stets seinen Becher bis zum letzten Tropfen.
Kate störte das ganz und gar nicht. Je mehr er trinkt, desto weniger wird er gleich in der Lage dazu sein, über mich herzufallen, dachte sie und schloss für einen Augenblick die Augen, in der Hoffnung so die wieder hochkochende Wut, im Zaum halten zu können.
Nachdem sie gestern Abend wie gelähmt gewesen war, war ihr Zorn, nach dieser Nacht voller wilder Träume von William und Marsaili, wie sie nackt in seinem Bett lagen und lauthals über sie lachten, umso heftiger. Also wenn Liebe so dumm machte, dann wollte sie sie nicht, hatte sie gedacht, als sie heute Morgen erwacht war.
Diese Gefühlsduseleien waren nun ein für alle Mal vorüber, beschloss sie. Sie müsste nur noch die nächsten drei Tage durchstehen und dann wäre es vorüber. Sie würde dann ihren Vater um getrennte Gemächer bitten und er würde sie ihr gewähren und dann sollte William doch machen, was er wollte. Dann hätte er genügend Zeit sich alle jungen Mädchen der gesamten Burg zu sich einzuladen und mit ihnen zu treiben, was auch immer er wollte.
Doch die Hochzeitsnacht stand ihr noch bevor, und auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte, machte sie der Gedanke daran, mit ihm allein zu sein, überaus nervös. Das Schlimmste daran war jedoch, dass es nun jeden Augenblick so weit sein konnte und wie aufs Kommando kam auch schon eine lustige Gruppe auf sie zu, um sie in ihr Gemach zu scheuchen.
Begleitet vom Gesang und unanständigen Bemerkungen wurden sie also in ihre Hochzeitskammer hinaufbegleitet und ein letztes Mal mimten William und Kate das glückliche Paar, bis die Tür, durch die sie geschubst wurden, ihnen die Erlösung von dem ständigen Theaterspielen bot.
Als sich nun die Tür hinter ihnen schloss, lauschten sie noch für einen Augenblick den Klängen der sich entfernenden Gruppe, die nun die Feierlichkeiten ohne sie weiterführen würde. Doch auch, als diese verstummten, bewegten sie sich noch immer nicht, stattdessen nahmen sie die neue Umgebung in sich auf.
Die Kammer unterschied sich kaum von denen, die sie bislang bewohnt hatten, bis auf die Tatsache, dass der Schrank sowie auch das Bett eindeutig für zwei Personen ausgelegt waren. Außerdem hatte jemand den Raum auf die gleiche Weise geschmückt wie den Saal, in dem sie sich bis eben noch aufgehalten hatten, mit roten und weißen, getrockneten Rosen und dem weißen fließenden Stoff. Die Blüten mussten außerdem mit Rosenduft beträufelt worden sein, denn der schwere Duft, der von ihnen ausging, vermischte sich mit der
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