Abschied nehmen
war keine Angst, die ihn dazu bewegte, sondern scheinbar die gleiche Vorfreude und Aufregung, die auch William verspürte.
„Bereit?“, fragte er nun und Kate sah in seine funkelnden Augen.
Auch sie verspürte nun das Prickeln auf ihrer Haut und mit einem Lächeln nickte sie ihm zu.
Das ließ William sich nicht zweimal sagen, er spannte sich ganz plötzlich an, verstärkte den Griff um ihre Taille und zog sie ruckartig an sich. Dann drückte er abrupt seine Schenkel zusammen und Jimmy stürmte wie der Teufel davon.
In rasendem Tempo überquerten sie saftig grüne Wiesen und Felder, näherten sich dem Gewitter und das gewaltige Donnergrollen wurde immer lauter und häufiger. Ein heulender Wind gesellte sich hinzu, gezackte Blitze durchzogen die dunkle Wolkenfront und Kates Herz raste.
Doch nicht vor Schreck, sondern vor Aufregung, denn auch sie wurde nun von der Begeisterung gepackt. Die Gewalt, die um sie herum tobte, ließ sie vor Ehrfurcht und Faszination beinahe erstarren. Die dunkelgrauen Wolken hüllten alles in ein mysteriöses Licht, das das Ende der Welt anzukündigen schien, zugleich jedoch eine ganz eigenartige Wärme und Geborgenheit ausstrahlte. Wie gebannt starrte sie der immer näher kommenden Regenfront entgegen, die wie ein Schleier vor dem Horizont hing und nur ein paar Augenblicke später tauchten sie plötzlich unter die schwerfälligen Monstren, die ihren Inhalt in großen Tropfen auf die Erde ergossen.
Der Regen peitschte so fest in ihre Gesichter, dass es beinahe schmerzte, doch dies blieb gleichsam unbemerkt, wie die Gefahr, in die sie sich begaben, hier auf diesen ungeschützten Feldern womöglich von einem Blitz getroffen zu werden. Zu fasziniert waren sie von dem Treiben um sie herum und so ritten sie mit sichtlichem Spaß durch das Gewitter, bis es schließlich vorüber war.
„Jetzt verstehe ich, was dich so daran begeistert“, grinste sie zu William hoch.
Der Regen hatte sich durch alle Schichten ihrer Kleidung gearbeitet und sie bis auf die Haut durchnässt und doch fühlte sie sich pudelwohl, als sie in sein Plaid gehüllt, zur Burg zurück ritten.
„Ich wusste, dass es dir gefallen würde!“, erwiderte William und die Freude darüber stand ihm ins Gesicht geschrieben. In Wirklichkeit hatte er lediglich gehofft, dass sie seine Leidenschaft teilen würde, und war sich dessen gar nicht so sicher gewesen.
„Aber jetzt bring uns heim, dann zeige ich dir, was für mich immer das Schönste an Gewittern gewesen ist“, erwiderte sie mit einem vielversprechenden Grinsen und lachte, als William, mit übertriebener Hast, Jimmy zur Eile antrieb.
In der Burg angekommen nahmen sie das von Mrs. Jenkins für sie aufbewahrte Essen mit und schlichen ungesehen in ihr Gemach. Draußen wurde es bereits dunkel, und auch wenn die Wolken nun davongezogen waren, hatten der Regen und die späte Stunde die Temperaturen doch ein wenig sinken lassen. William entzündete ein kleines Feuer, das den Raum nicht nur mit seiner Wärme, sondern auch mit einem gemütlichen Schein erfüllte.
Währenddessen platzierte Kate das Tablett mit dem Essen auf dem Bett und schob ihre Kissen und Decken so weit in die Nähe der Feuerstelle, wie es, ohne das Bett zu verlassen, möglich war. Dann halfen sie sich gegenseitig aus ihren nassen Sachen, trockneten sich notdürftig ab und schlüpften gemeinsam, ihre abgekühlten Körper aneinanderpressend, unter die warme Decke.
„Siehst du, genau das meinte ich. Das ist das Schönste an Gewittern, wenn man vollkommen durchnässt heimkehrt und es sich dann gemeinsam unter einer schönen warmen Decke am Feuer gemütlich machen kann“, sagte sie und kuschelte sich wohlig an ihn.
„Aye, da muss ich dir Recht geben. Aber du sagtest gemeinsam, mit wem hast du das denn schon ausprobiert?“
„Ach, weißt du, es fand sich immer jemand, der bereit dazu war, meinen Körper zu wärmen“, entgegnete sie und William sah sie skeptisch an.
Er hatte sie nur necken wollen und mit einer solchen Offenbarung nicht gerechnet, denn sie schien nicht zu scherzen. Ihre Augen blickten vollkommen ernst zu ihm auf, jedoch nur, bis sich die leichte Unsicherheit in seine Miene schlich.
„Du müsstest dich mal sehen!“, brach sie plötzlich in Gelächter aus, und als er sie noch immer ungläubig anblickte, fügte sie
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