Abschied nehmen
müssen, weshalb er dem Abendessen nicht fernbleiben könnte. Als sie schließlich beim Essen zusammensaßen und Kate durch die Unterhaltung mit Ruth abgelenkt war, wandte er sich an seinen Freund.
„Marcus, tu bitte gleich so, als wolltest du ein neues Pferd kaufen und würdest meinen Rat benötigen“, sprach er so leise, dass nur Marcus ihn hören konnte und der grinste ihn verwundert an.
„In Ordnung aber warum?“, fragte er ebenfalls flüsternd.
„Es ist wegen Kate. Sie hat die verrückte Idee, mal Jimmy reiten zu wollen und ich habe dies als Ausrede benutzt, weshalb wir es heute nicht machen können“, erwiderte William. „Ich hoffe, dass wenn ich es lange genug hinauszögern kann, sie irgendwann von diesem Vorhaben ablässt“, fügte er hinzu und sah seinen Freund schmunzeln.
„Na dann mal viel Erfolg“, gab er ironisch zurück und signalisierte William, dass er seine Chancen nicht sehr hoch einschätzte.
William war sich dessen durchaus bewusst, doch einen Versuch war es ihm wert und auch am nächsten Abend hatte er Erfolg mit seiner Verzögerungstaktik. Marcus und seine Männer schulten mindestens an einem Tag in der Woche gemeinsam ihre Kampfkünste, um nicht aus der Übung zu kommen. Sie trafen sich dafür vor dem Abendessen außerhalb der Burgmauern und kamen meist erst viel später als gewöhnlich in den großen Saal. Und zu Kates Pech hatten sie, oder eher gesagt William, genau diesen Abend dafür vorgesehen.
Als er ihr dies mitteilte, wurde sie jedoch misstrauisch. Seine erste Ausrede hatte sie ihm ohne Weiteres geglaubt. Es war nicht das erste Mal, dass sich jemand, was Pferde anging, Rat bei ihm holte. Doch als er ihr nun mitteilte, dass sie es auch heute verschieben müssten, kam ihr dies nicht ganz geheuer vor.
„William, versuchst du mich etwa hinzuhalten?“, fragte sie und sah ihn mit einem prüfend verengten Blick an.
„Nein, natürlich nicht“, wehrte er ihre Anschuldigung ab und schüttelte den Kopf.
Er blickte sie an, als würde sie vollkommenen Unsinn reden, doch Kate ließ sich davon nicht beirren. Seine Antwort war für die Wahrheit ein wenig zu heftig und schnell gekommen, doch das Spielchen würde sie nicht mitspielen und so nutzte sie die Gelegenheit, um ihn festzunageln.
„Wenn das so ist, dann versprich mir, dass wir es morgen machen“, sagte sie zwar mit einem liebenswürdigen Lächeln, doch die unbeirrbare Entschlossenheit in ihren Augen warnte William davor, sich noch weiter zu wehren. Sie würde nicht locker lassen und ohne indirekt zugeben zu müssen, sie doch hingehalten zu haben, würde er um dieses Versprechen nicht herumkommen.
„Na gut, morgen!“, erwiderte er also, warf zunächst resignierend die Hände in die Luft und verschränkte sie dann vor der Brust. „Aber ich will dich nicht jammern hören, wenn du dir wehtust!“, grinste er sie sich geschlagen gebend an, doch in seiner Stimme lag ein ernster Unterton.
Kate erwiderte sein Lächeln zuversichtlich.
„Du musst dir keine Sorgen um mich machen.“
„Das werden wir sehen“, gab er die Stirn runzelnd zurück, küsste sie auf den Scheitel und ließ sie ohne ein weiteres Wort stehen.
Als er am folgenden Nachmittag nach Feierabend den Stall betrat, erwartete Kate ihn bereits. Sie hatte Jimmy satteln lassen und saß unlängst selbst auf einer braunen Stute.
„Kann es losgehen?“, fragte sie gut gelaunt, als sie ihren Mann erblickte.
„Ich bin bereit und wie ich sehe du ebenfalls“, erwiderte er grinsend, schwang sich auf seinen Hengst und sie verließen den Stall.
Sie ritten zu dem kleinen Bach in der Nähe der Burg, denn dort würden sie ungestört sein und Kate könnte, weitab von irgendwelchen Zuschauern, ihr Glück mit Jimmy probieren. Dort angekommen stiegen sie ab und William ließ sie an das Tier herantreten, damit es sich mit ihr vertraut machte. Dabei blieb er direkt in ihrer Nähe, um Jimmy gegebenenfalls schnell wieder beruhigen zu können, falls er bocken würde. Als sie ihn jedoch zu streicheln begann, blieb der Hengst ganz ruhig. Kate flüsterte dem Tier beschwichtigende Worte zu und William musste unwillkürlich grinsen.
„Er hat dich damals schon nicht getreten, auch wenn ich mir nichts mehr gewünscht habe“, sagte er mit einem liebevollen Lächeln und die Sorgen, die er sich
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