Abschied nehmen
ganz gut nachvollziehen. Er konnte sich denken, welche Gefühle die Uniform, die er trug und die ihn als englischen Landsmann kennzeichnete, in ihnen weckte. Wenn er jedoch nun so darüber nachdachte, wäre Robert vielleicht doch dazu imstande, ihn hier an Ort und Stelle zu töten.
„Was tust du da?“, ertönte plötzlich Marcus tiefe Stimme hinter ihnen.
„Er wollte flüchten“, entgegnete Robert zu seiner Entschuldigung. Dann steckte er seinen Dolch wieder weg, schubste William kräftig von sich und ging mit großen Schritten wortlos zurück zum Lager. Als er an Marcus vorbeiging, vermied er jeden Augenkontakt.
Marcus seufzte leise vor sich hin, als er seinem Freund nachsah, dann nickte er zu sich selbst und ging hinüber zu William.
„Wie ist dein Name?“, fragte er, als sie nebeneinander am Wasser hockten.
„Ich heiße William“, erwiderte er, während er sich Wasser ins Gesicht spritzte. Er fragte sich, ob Marcus das fragte, um zu wissen, was sie mal auf seinen Grabstein schreiben sollten, wenn Roberts nächster Versuch ihn zu töten, erfolgreicher ausfallen würde.
„Aye William, dann komm mal mit. Wir wollen etwas essen und dann aufbrechen.“ Marcus erhob sich, und während er die Hände an seinem Kilt trocken wischte, ging er zurück zu seinen Männern und William folgte ihm.
Wieder bei den anderen angekommen reichte Hugh Marcus eine Schüssel Haferbrei und eine dicke Scheibe Brot. Danach wandte er sich wie die Anderen auch seinem Frühstück zu. Marcus rührte sein Essen jedoch nicht an, sondern blickte seinen Freund wortlos an.
„Was gibt es Marcus? Weshalb isst du nicht?“ Hugh tat absolut ahnungslos.
„Wenn wir William verhungern lassen wollen, dann hätten wir ihn gleich gestern dort liegen lassen können. Tot bringt er uns nichts.“ In Marcus’ Stimme war keine Wut oder Ärger zu hören. Er hatte wie auch William Verständnis für das Verhalten seiner Männer, auch wenn er ihren Standpunkt in diesem Fall nicht teilte.
Hugh blickte in die Runde und die anderen Männer begegneten ihm mit dem gleichen Erstaunen, das auch er empfand. Marcus hatte den Engländer beim Namen genannt, so als sei er einer von ihnen und das traf auf großes Missfallen. Doch er widersprach seinem Anführer nicht, stattdessen erhob er sich wortlos und holte eine weitere Schüssel vom Wagen. Er warf William das Gefäß zu, ohne ihn eines Blickes zu würdigen und bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung, sich aus dem Topf zu bedienen. Er würde ihn in keinem Falle auch noch bewirten.
So erhob William sich und die feindseligen Blicke auf sich spürend, ging er zu dem Topf hinüber und bediente sich an dem, für ihn nicht sehr appetitanregenden Haferbrei. Anschließend nahm er wieder Platz und versuchte die ungewohnte Speise, seine Kehle herunterzubekommen. So schlecht konnte er nicht schmecken, dachte er beim Anblick der um ihn herum sitzenden Männer, die diesen gierig herunterschlangen, doch der erste Bissen überzeugte ihn vom Gegenteil. Da ihm jedoch klar war, dass es an Lebensmüdigkeit grenzen würde, nun auch noch das mit ihm so widerwillig geteilte Essen zu verschmähen, überwand er sich und bemühte sich sogar den Eindruck zu erwecken, als würde es ihm genauso schmecken wie ihnen.
Während er aß, fragte er sich jedoch, warum es diese Speise nie bei ihnen zu Hause gegeben hatte. Seine Mutter hatte ihm Gälisch beigebracht und auch den Whisky ins Haus gebracht, wie konnte sie dann das Nahrungsmittel vergessen haben, mit dem die ganze Bevölkerung in diesem Lande vertraut war. Doch dann fiel es ihm wieder ein. Sein Vater hatte einmal davon erzählt, wie Elly ihrem Mann Haferbrei hatte vorsetzen lassen und dies war das erste und letzte Mal gewesen, dass dieses Essen im Hause Winston auf dem Tisch gestanden hatte. George war alles andere als begeistert gewesen und verbot seiner Frau, ihn mit dieser furchtbaren Pampe zu quälen, was William nun ganz und gar nachvollziehen konnte.
Doch er leerte wie alle anderen seine Schüssel und nach dem Essen erhob er sich ebenfalls, nachdem alle im stillen Einvernehmen aufstanden und sich zum Aufbruch bereit machten.
Anweisungen waren nicht von Nöten, denn jeder der sechs Männer schien seine Aufgaben zu kennen, und die Routine und die Harmonie, mit der sie ihre Sachen zusammenpackten, ließ William zu dem Schluss kommen, dass sie nicht zum
Weitere Kostenlose Bücher