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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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Roberts ein feuriges rot. Und auch alles andere war ein auffälliger Gegensatz, was jedoch zum Großteil an Marcus ungewöhnlich großer Statur lag.
         Alles an ihm schien einfach riesig; seine Beine, seine Arme und seine Hände und sein Rücken wirkte beinahe zweimal so breit wie Roberts. Er war etwa einen halben Kopf größer als sein Freund, doch das war eigentlich nichts Besonderes, denn er überragte jeden von ihnen, William eingeschlossen.
         Er hatte ein breites Gesicht mit kräftigen Lippen, einer fleischigen Nase und großen, freundlichen, braunen Augen. Roberts Gesicht war viel schmaler, seine Nase spitzer und seine Augen von einem ungewöhnlich leuchtenden blau.
         Und so unterschiedlich ihr Äußeres war, so unterschiedlich waren auch ihre Meinungen, was William anging. Während Robert ihn verabscheute, schien Marcus ihm geradezu zugeneigt und William konnte es sich zwar nicht erklären, doch er fühlte die gleiche Verbindung zwischen ihnen, die auch schon Marcus gespürt hatte. Zunächst hatte er sich gefragt, ob ihm seine naive Art wieder einmal einen Streich spielt, doch schon bald sah er ein, dass sie damit nichts zu tun hatte. Es war als hätte das Schicksal gewollt, dass sie aufeinandertrafen.
         Mit Robert und den Anderen würde es allerdings schwierig werden, dachte William und mahnte sich zur Vorsicht. Er wusste nämlich nicht, wie loyal sie ihrem Anführer gegenüber waren und ob sie vielleicht gegen seinen Willen handeln würden. Und doch fand er es tröstlich, ihr Oberhaupt auf seiner Seite zu haben, es war immerhin besser als gar nichts.
         Sie ritten noch etwa eine Stunde weiter und schlugen an einem kleinen Bach etwas abseits des Weges ihr Lager auf. Ihr Tag musste mindestens genauso anstrengend gewesen sein wie Williams, denn nachdem sie sich darauf geeinigt hatten, wer von ihnen als erster Wache halten sollte, begannen alle nacheinander laut zu schnarchen. Nur Alec, der freiwillig die erste Wache übernommen hatte, setzte sich im Schneidersitz ans Feuer.
         „Hey, solltest du daran denken, dich aus dem Staub zu machen“, wandte er sich an William, bevor sich alle schlafen gelegt hatten, „dann vergiss das schnell wieder“, sagte er und rammte, um seine Worte zu untermauern, seinen Dolch vor sich in den Boden. Und auch wenn William etwas außerhalb der Gruppe lag, ein Platz am Feuer war ihm nicht angeboten worden, sah er die Blicke, die Alec für diese Bemerkung erntete. Von Marcus einen ernsten und nicht viel sagenden und von den Anderen Blicke der Bestätigung.  
         Trotz der Decke, die sie ihm überlassen hatten, fror William. Es war zwar Sommer, doch die Nächte waren frisch und die Männer hinderten mit ihren Körpern die Wärme des Feuers daran, auch zu ihm hinüber zu dringen. Doch er wollte sich nicht beschweren, er konnte sich wohl glücklich schätzen, dass sie ihn überhaupt am Leben ließen und mit diesem Gedanken schlief er schließlich ein.
        
         Als William am nächsten Morgen erwachte, saß die Kälte tief in seinen Knochen. Der Tau hatte seine Decke und seine Sachen durchfeuchtet.
         Er richtete sich auf und bemerkte, dass die Anderen noch um das ausgehende Feuer lagen und tief schliefen. Er streckte sich und gähnte. Dann entsann er sich des Baches, der ganz in der Nähe verlief, stand auf und beschloss hinüberzugehen, um sich etwas frisch zumachen. Er versuchte, alles so leise wie möglich zu machen, denn er wollte niemanden wecken und noch mehr Groll auf sich ziehen. Dies wäre jedoch fast geschehen, denn als er sich auf die Beine erhoben hatte, überkam ihn leichter Schwindel und er hätte beinahe das Gleichgewicht verloren. Doch er konnte sich gerade noch aufrecht halten.
         Er war erst auf halbem Wege, als er plötzlich die Klinge eines Dolches an seiner Kehle spürte.
         „Du willst wohl abhauen.“ Es war Roberts hasserfüllte Stimme, die er hinter sich vernahm. „Alec war wohl gestern nicht deutlich genug gewesen, was Sassenach?“
         William schluckte vorsichtig unter dem Druck der Klinge auf seinem Hals.
         „Ich wollte mich lediglich waschen und das weißt du genau.“ William sprach ganz ruhig ohne die geringste Furcht in der Stimme. Er glaubte, dass Robert ihm nur Angst einjagen wollte und ihm nicht wirklich etwas antun würde.
         Dank der Erlebnisse der vorletzten Nacht konnte er den Hass und die Ablehnung, die die Schotten ihm entgegen brachten,

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