Abschied nehmen
bitter auf. Dann blickte er sie wieder an und schüttelte über sich selbst den Kopf. „Kate, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, wäre es das Erste, das ich ändern würde und es hätten nie Geheimnisse zwischen uns geherrscht, durch die ich deine Liebe aufs Spiel gesetzt habe. Doch das kann ich nicht, egal wie sehr ich mir das wünsche. Ich kann dich nur um Vergebung bitten“, schloss er beinahe flüsternd mit belegter Stimme und senkte demütig den Blick.
Eine ganze Weile herrschte wieder Stille, bis Kate sich plötzlich rührte. Sie erhob sich vom Bett, ging zum Fenster und blickte hinaus.
„Was erwartest du nun von mir, William?“ Ihre Stimme war leise und schwermütig und ihre Nasenflügel bebten. „Du hast mich von Beginn an belogen, was soll ich nun dazu sagen?“, fragte sie, drehte sich dabei zu ihm um und der Schmerz in ihren Augen, traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht.
Einen Augenblick konnte er sie nur wie versteinert ansehen, dann schloss er die Augen, neigte mit gerunzelter Stirn den Kopf und nickte.
„Vielleicht wäre es besser, wenn ich nun ginge“, schlug er beinahe flüsternd vor.
„Aye, ich brauche eine Weile, um das alles zu überdenken“, erwiderte Kate und wich seinem untröstlichen Blick aus.
William brach es das Herz, doch er erhob sich umgehend von seinem Stuhl, stellte diesen wieder auf seinen Platz zurück und wandte sich zur Tür. An dieser angelangt, blieb er jedoch noch einen Augenblick stehen und blickte sie an.
„Ich liebe dich, Kate“, flüsterte er in die Dunkelheit hinein, dann senkte er den Blick und verließ ohne eine Erwiderung von ihr den Raum.
Und Warten wäre auch überflüssig gewesen, denn kein weiteres Wort drang über Kates Lippen. Sie stand nur mit dem Rücken zu ihm da und weinte still vor sich hin. Sie weinte um das Vertrauen, das er nicht gehabt hatte, doch auch all das Leid, das er hatte durchleben müssen und von dem er ihr so tapfer erzählt hatte, brach ihr schier das Herz. Lange rannen die Tränen über ihr Gesicht, bis sie schließlich einmal tief durchatmete und ihre Wangen trocknete.
„Reis dich zusammen, Kate!“, befahl sie sich selbst und biss die Zähne zusammen.
Dann wanderte sie zu der Waschschüssel hinüber und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser. Sie hatte eine Entscheidung zu fällen, doch solange sie ihren Tränen freien Lauf ließ, war sie zu aufgewühlt, um sich all diese neuen Dinge durch den Kopf gehen zu lassen. So ging sie nun langsam und wieder gefasst zurück zum Bett, nahm darauf Platz und in die Nacht hinausspähend, dachte sie noch einmal in aller Ruhe über alles nach.
Sie durchlebte nicht nur die letzten Stunden noch einmal. Nein, auch die letzten Wochen, seit Williams Ankunft hier in der Burg kamen ihr immer wieder ins Gedächtnis. Nun machte plötzlich alles einen Sinn; die schlechten Träume, die Waffe neben seinem Bett und diese tieftraurigen Blicke. Die geheimnisvollen Einzelteile des großen Rätsels fügten sich zusammen und ergaben die lang ersehnte Antwort. Doch diese brachte ihr nicht die Erleichterung, die sie sich erhofft hatte. Sicher waren nun ihre Fragen beantwortet, doch die Lösung des Rätsels war verletzend und erschreckend zugleich. Ihre ganze Beziehung war auf Lügen aufgebaut und im Augenblick konnte sie einfach nicht darüber hinweg sehen.
Doch noch schlimmer als Williams Unehrlichkeit war das Gefühl, ihn eigentlich gar nicht zu kennen. Sie hatte sich ihm hingegeben mit Leib und Seele, hatte ihn geliebt und gedacht, dass sie ein ganz besonderes Band verbindet. Doch nun hatte sie das Gefühl, als sei dies alles mit seinem heutigen Geständnis schlagartig zerstört worden. Plötzlich kam es ihr vor, als sei eine Kluft zwischen ihnen entstanden und ihr war, als säße ihr ein vollkommen fremder Mensch gegenüber und nicht der Mann, den sie so liebte. Mit einem Mal war er für sie ein anderer Mensch und sie wusste nicht, ob sie irgendwann wieder ihren Mann würde in ihm sehen können oder ob er für sie immer ein Fremder bleiben würde.
Hin und her gerissen zwischen Wut und Kummer grübelte sie bis tief in die Nacht hinein. Doch der Tag war anstrengend gewesen und ihre Augen brannten von den Tränen, die sie vergossen hatte. So schloss sie sie irgendwann und nur kurze Zeit später übermannte sie die Müdigkeit und sie fiel, ohne eine Lösung
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