Abschied nehmen
nicht lange gut gehen konnte. Dafür war die Burg nicht groß genug und die ewigen Ausweichmanöver erwiesen sich nicht nur als anstrengend und zeitraubend, sondern gestalteten sich manches Mal auch recht schwierig bis unmöglich. Und so kam es schließlich tatsächlich dazu, dass sie sich im Hof über den Weg liefen.
Es war am Vormittag des dritten Tages nach Williams Beichte, Kate hatte eben den Hühnerstall verlassen und steuerte geradewegs die Küche an, als sie ihn erblickte. Er kam aus der Richtung der Schmiede und der Weg, den er einschlug, ließ keine Zweifel daran, dass er den ihren kreuzen würde.
Er hielt den Kopf gesenkt, hatte sie deshalb noch nicht entdeckt und zunächst erwog Kate, sich schnell fortzudrehen und das Weite zu suchen. Sie hatte Angst vor dieser Begegnung und zu verfahren, wie sie es in den letzten Tagen getan hatte, schien ihr im Augenblick am sinnvollsten. Sie war noch zu durcheinander, zu viele verschiedene Gefühle tobten noch in ihr und sie wusste nicht recht, was sie ihm sagen sollte. Doch trotz der leichten Panik, die sie in ihrem Innern aufsteigen spürte, behielt sie ihren Weg bei.
Sie drehte sich weder fort, noch flüchtete sie. Stattdessen unterdrückte sie, so gut es ging, ihre Furcht, sowie auch all die anderen Gefühle, die sie in den letzten Tagen bei dem Gedanken an ihren Mann heimgesucht hatten, straffte die Schultern und ging weiter, auch wenn sie unwillkürlich ihren Schritt verlangsamte. Sie hatte ihre Meinung nicht etwa geändert, hätte sie die Wahl gehabt, hätte sie noch immer die Flucht ergriffen, doch das konnte sie nun nicht mehr. Nicht wenn er sie so geradewegs ansah.
Doch auch William zögerte zunächst einen Augenblick. Ihr Anblick und die Feststellung, dass es dieses Mal keine Ausweichmöglichkeit gab, waren ein kleiner Schock für ihn, denn auch er fürchtete dieses Aufeinandertreffen. Er wusste, dass sie noch keine Entscheidung gefällt hatte, das war offensichtlich und er wusste nicht recht, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte.
Andererseits war ihm jedoch auch klar, dass sie auf diese Art nicht weiter machen konnten. Früher oder später würden sie einander ohnehin in die Arme laufen und dann würde ihn die Begegnung vielleicht weitaus unvorbereiteter treffen. So war es besser es jetzt, hinter sich zu bringen, beschied er und so steuerte auch er geradewegs auf sie zu.
Sein Gang wirkte entschlossen und furchtlos, doch das flaue Gefühl in seinem Magen wurde mit jedem Schritt schlimmer. Seine Hände begannen zu schwitzen und sein Herz hämmerte gegen seine Brust, doch er verbarg all das, indem er eine freundliche Miene aufsetzte und sie höflich begrüßte.
„Guten Tag, Kate!“ Er blieb einen Schritt vor ihr stehen und sein Mund zuckte leicht, als hätte er noch etwas hinzufügen wollen, sich jedoch im letzten Augenblick anders besonnen. Stattdessen blickte er auf seine vor ihm stehende Frau und die Distanziertheit, die sie an den Tag legte, traf ihn härter, als er sich dies ausgemalt hatte. Er hatte versucht sich darauf einzustellen, sich mit dem Gedanken vertraut zu machen und nun musste er feststellen, dass es ihm nicht gelungen war.
Doch zumindest begegnete sie ihm nicht feindselig. Dies war seine größte Befürchtung gewesen und er war erleichtert, dass sie nicht eingetreten war. Die gewisse Kühle würde er schon ertragen.
Derweil versuchte Kate ihm trotz des Gefühlschaos, das in ihrem Innern herrschte, so neutral wie möglich gegenüberzutreten. Sie erwiderte höflich seinen Gruß, doch ein Blick in seine Augen ließ ihr Herz schwer werden. Er hatte zwar eine undurchdringliche Miene aufgesetzt, doch die Sehnsucht, die in seinen Augen lag, warf sie ein wenig aus der Bahn. Zu deutlich sah sie, wie sehr er unter dieser Situation litt und wie schwer es ihm fiel, nun hier vor ihr zu stehen und weiterhin diese Ungewissheit ertragen zu müssen.
Doch so gerne sie ihn oder eher sie beide davon befreit hätte, konnte sie das noch nicht, sie wusste ja selbst nicht, wie ihre Entscheidung ausfallen würde. Den Ausdruck in seinen Augen ertrug sie allerdings ebenfalls nicht und so wandte sie ihren Blick ab. Dann strich sie nervös eine Strähne aus ihrem Gesicht, während sie das Gewicht des Korbes in ihrem Arm verlagerte.
William entging nicht, wie unwohl sie sich fühlte. Es verletzte ihn noch mehr, doch er unterdrückte den
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