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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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schlimmer!“, gab Ruth zurück und sah ihren Mann skeptisch die Braue hochziehen.
         „Na ja, wenn ihr meint“, erwiderte er und die sechs Freunde sahen einander die Schultern zuckend an.
         „So, das war aber zunächst genug von hier! Jetzt seid ihr dran, immerhin wart ihr auf Reisen. Jetzt wollen wir etwas hören!“, wandte Kate ein und die Männer wechselten Blicke, sich darüber einigend, wer anfangen sollte.
         Sie überließen Marcus das Wort und dieser kam zunächst den Versprechen nach, die er gegeben hatte und überbrachte Grüße von seinen Pächtern. Nachdem er dies erledigt hatte, begann er von ihrer Reise zu berichten. Er erzählte von den Neuigkeiten, die sie erfahren hatten, berichtete von Todesfällen, Geburten und neuen Ehen oder Liebschaften, die sich entwickelt hatten, wobei er immer wieder in stillem Einvernehmen von seinen Männern unterbrochen und ergänzt wurde.
         William beobachtete die Sechs aufs Genauste und ihm entging nicht, dass er einiges aufzuholen hatte. Die gemeinsame Reise hatte sie nicht nur noch enger zusammengeschweißt, auch teilten sie nun lauter neue Erfahrungen miteinander, die, auch wenn es nicht ihre Absicht war, William ein wenig ins Abseits stellten. Doch das wollte er nicht einfach hinnehmen und wenn er schon nicht hatte persönlich an den Dingen, von denen sie nun erzählten, teilnehmen können, wollte er dies zumindest, indem er ihnen aufmerksam zuhörte, wenn sie davon berichteten. So gab er sich Mühe jedes Wort aus ihrem Munde in sich aufzusaugen, bis er schließlich tatsächlich das Gefühl hatte, mit ihnen unterwegs gewesen zu sein. Und das anfängliche leicht unbehagliche Gefühl verlor sich immer mehr.
         Er konzentrierte sich so sehr auf die Worte seiner Freunde, dass er die Welt um sich herum völlig vergessen zu haben schien. Kate, die ihn schon eine Weile beobachtete, musste lächeln, als sie die Falte zwischen seinen Augenbrauen bemerkte und sah, wie er die Lippen leicht aufeinander presste. Sie ahnte, was er nun dachte und was in ihm vorging und wollte ihn keinesfalls stören, in dem was er tat. So verhielt sie sich ruhig und unterließ es, ihn zu berühren oder anzusprechen und als sie schon dachte, dass er sich wahrscheinlich gar nicht mehr im Klaren war, dass sie überhaupt neben ihm saß, streckte er zu ihrer Überraschung plötzlich die Hand nach ihr aus.
         Seine Berührung kam so unerwartet, dass sie ihr einen leichten Schrecken versetzte. Ihr Herz begann heftig zu klopfen, doch Kate stellte schnell fest, dass dies nicht die Folge des Erschreckens war. Es war vielmehr die Wärme, mit der sich seine Hand um ihre schloss und die Zärtlichkeit, die sie nun aus seinen Augen anblickte. Er schüttelte mit einem leicht vorwurfsvollen Blick sachte den Kopf, als wollte er sie dafür rügen, dass ihr überhaupt in den Sinn gekommen war, er könnte vergessen haben, dass sie an seiner Seite saß, woraufhin Kate sich wieder einmal fragte, ob sie diejenige war, die so leicht zu durchschauen war und die ihre Gedanken so offensichtlich in ihrem Gesicht trug, oder ob es an Williams Gespür und seiner Aufmerksamkeit lag.
         Bisher hatte sie jedoch nie jemand als leicht durchschaubar bezeichnet!
         So antwortete sie ihm mit einem entschuldigenden Blick und er schenkte ihr ein inniges Lächeln. Dann rückte sie näher an ihn heran und eingehüllt von einer wunderbaren Geborgenheit wartete sie darauf, dass sich ihr Herzschlag wieder normalisieren würde.
        
         Während die Männer erzählten, befeuchteten sie ihre Kehlen immer wieder mit Whisky und je weiter der Abend fortschritt, desto ausgelassener wurde die Stimmung und desto zweideutiger wurden die Anekdoten, die erzählt wurden.
         Es saßen schon seit Längerem nicht mehr alle zusammen am Tisch. Irgendwann im Laufe des Abends hatte die Musik zu spielen begonnen und in der Mitte des Raumes tanzten seitdem immer wieder einige Burgbewohner. Auch Kate hüpfte nun vergnügt auf der Tanzfläche herum, und als William zu ihr herüber sah, war er hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, zu ihr zu gehen und sie durch den ganzen Saal zu wirbeln und am Tisch sitzen zu bleiben.
         Doch vorerst entschied er sich gegen das Aufstehen, denn Angus’ Geschichte, der er und Robert nun gemeinsam lauschten, erreichte gerade ihren Höhepunkt. Angus erzählte von dem Aufenthalt bei Gawain, einem von Marcus’ Pächtern.
         Lucia, Gawains

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