Abschied nehmen
offensichtliche Eifersucht entlockte Kate beinahe ein Lächeln, doch sie verkniff es sich. Sie hatte zwar keinerlei Anbiederungen seitens des Barden ihr gegenüber festgestellt, dafür hatte sie wahrscheinlich auch mit zu viel Begeisterung dem Lied gelauscht, doch selbst wenn würde eine Diskussion nun auch nichts bringen. So kam sie auf ihn zu und legte die Hände sanft auf seine Arme, die vor Anspannung steinhart waren. William wich ihrem Blick aus, doch als sie zu sprechen begann, blickte er auf sie hinab.
„Ich glaube, du hast ihn mit deinem Verhalten ganz klar in die Schranken gewiesen und er wird das nicht noch einmal tun“, sagte sie besänftigend und ihr Lächeln wirkte ansteckend.
„Mag sein“, erwiderte William und entspannte sich sichtlich.
„Wenn nicht ist er eindeutig lebensmüde!“, stellte Kate fest, noch immer die bereits geschwundene Härte seiner angespannten Muskeln unter ihren Händen spürend und sie lächelten einander an, ehe William sie in seine Arme schloss.
Später im Saal beobachtete er den Sänger jedoch trotzdem den ganzen Abend mit Argusaugen. Er konnte weder den humorvollen Darbietungen von Gudrun und Hans noch den Zauberkunststücken von Julio folgen, denn sein Blick lag unentwegt auf Jean. Als der Abend schließlich sein Ende fand, musste William zugeben, dass Kate Recht behalten hatte. Jeans Blicke hatten sich nicht ein Mal in ihre Richtung verirrt und so schlief er schließlich beruhigt an der Seite seiner Frau ein.
Auch in den nächsten Tagen gab der Franzose William keinen Anlass seine Eifersucht, wieder aufflammen zu lassen. Tagsüber verbrachte er die meiste Zeit in der Schmiede, in deren Nähe der Barde sich nicht ein Mal verirrte und abends schien sich dieser voll und ganz auf seine Kunst zu konzentrieren, sodass William keinen Anstoß an seinem Verhalten nehmen konnte. Zwar ließ er den Mann nicht ganz außer Acht und konnte ihm noch immer keine Sympathie entgegen bringen, doch er beanspruchte auch nicht mehr seine gesamte Aufmerksamkeit.
Dies änderte sich jedoch schlagartig, als Marcus ihn eines Nachmittags zu sich rufen ließ. Es war schon spät und bald sollte es Abendessen geben, als einer der kleinen ständig umherschwirrenden Jungen in der Schmiede auftauchte und ihm Marcus’ Bitte, ihn in seinem Arbeitszimmer aufzusuchen, überbrachte.
„Geh ruhig, ich mache das hier schon“, winkte Tom ab, als William ihm einen entschuldigenden Blick zuwarf.
Sie waren gerade dabei die Schmiede aufzuräumen und William wollte seinen Freund nur ungern damit allein lassen.
„Lass ruhig alles liegen. Ich komme wieder und bringe meine Arbeit zu Ende“, bot William an, doch der ältere Mann schüttelte den Kopf.
„Ach, Unsinn! Willie hilft mir schon“, entgegnete Tom und Willie, der bis eben auch schon tatkräftig mit angepackt hatte, nickte eifrig und machte sich noch hastiger an die Arbeit, als wolle er William zeigen, dass diese Aufgabe bei ihm in guten Händen wäre und er sich keinerlei Gedanken machen müsse.
William grinste über den kleinen Rotschopf, den er mittlerweile so lieb gewonnen hatte, als sei er sein eigener kleiner Bruder und schon wurde er von Tom aus der Tür geschoben.
Die Luft draußen war angenehm warm und doch erfrischend nach der Hitze, die stets in der Schmiede herrschte und nachdem William einmal tief durchgeatmet hatte, machte er sich auf den Weg. Als er an dem Burggarten vorüberkam, spähte er kurz hinein, in der Hoffnung Kate dabei zu entdecken, wie sie dort in der Erde herumwühlte und die letzten Überbleibsel der Gemüse- und Kräuterernte einstrich. Doch sie war nirgends zu sehen, stattdessen entdeckte er eine weiße Rose, die sich fast vollständig geöffnet hatte, pflückte sie und verließ den Garten. Er nahm den Weg durch die Küche, und als er diese betrat, traf er dort einige von Mrs. Jenkins’ Helferinnen an. Sie selbst war nicht anwesend, was die Mädchen nicht gerade zu mehr Fleiß verleitete und sie nutzten die Verschnaufpause, die die Abwesenheit der älteren Dame ihnen bot, um miteinander zu tratschen.
Als William die Küche betrat, schreckten sie leicht zusammen, in der Befürchtung von der Küchenchefin erwischt worden zu sein, doch als sie bemerkten, dass sie es nicht war, entspannten sie sich wieder.
„Sagt mal, habt ihr Kate gesehen?“, wandte William sich fröhlich in die
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