Abschied nehmen
sie bleiben ließ, würden diese reich an Gesang, neuen Geschichten und erstaunlichen Kunststücken sein und William freute sich genauso darauf wie die Burgbewohner, denen er immer näher kam. Er grinste, als plötzlich sein kleiner rothaariger Namensvetter an ihm vorbeiraste, auf die Neuankömmlinge zustürmte und sich seinen Weg zwischen den vielen Beinen der Leute bahnte, die zwischen ihm und dem Objekt seines Interesses standen.
Der kleine Junge verschwand rasch aus seinem Blickfeld, und selbst als William sein Ziel erreicht hatte, konnte er ihn nirgends entdecken. Die Menschentraube war noch weiter angewachsen, doch da William die Ankunft der Gaukler zwar erfreute, er jedoch nicht so versessen darauf war, dass es die Mühe gelohnt hätte, sich nun durch die Leute hindurch nach vorn zu kämpfen, blieb er am Rande der Gruppe stehen.
Ein angenehmes sanftes Lüftchen trocknete das Hemd, das er über seinen verschwitzten Körper geworfen hatte und ein Blick in den zwar wolkenverhangenen aber nicht nach Regen ausschauenden Himmel, sagte ihm, dass es das auch in nächster Zeit bleiben würde.
„Und was siehst du?“, fragte Robert, der plötzlich neben ihm auftauchte.
William, der die meisten Leute um einige Zentimeter überragte, konnte problemlos in die Mitte der Menschentraube sehen und zumindest erkennen, was auf dieser Seite des Wagens vor sich ging. Robert versperrten die Leute vor ihm die Sicht und so klärte William ihn über die Neuankömmlinge auf.
„Bisher habe ich drei entdeckt“, begann William und blickte ohne Mühe über die Menge hinweg. „Der Mann, der auf dem Kutschbock gesessen hat, hat ne hässliche Narbe quer über die rechte Wange und ist gerade dabei, die Pferde zu beruhigen, damit sie nicht vor der Menge scheuen. Dann ist da noch die fetteste Lady, die ich in meinem Leben gesehen habe und der Zwerg, der ...“
Das plötzliche Auftauchen desselben in der Luft ließ William seinen Satz abbrechen. Der Zwerg, der von der dicken Frau in die Höhe befördert worden war, kreischte und ruderte wild mit den Armen. Unten angekommen wurde er wieder von ihr aufgefangen und die kleine Darbietung löste Gelächter in der Menge aus.
Auch Robert und William schmunzelten ob dieses Anblicks, und als William den Mund öffnete, um an der Stelle, an der er sich vorhin unterbrochen hatte, weiter zu machen, ertönte plötzlich der Gesang eines Mannes und der Klang einer Harfe. Er schloss den Mund wieder und hielt Ausschau nach den Musikern, doch er entdeckte sie nirgends.
„Sie müssen auf der anderen Seite sein“, sagte er zu Robert und zeigte in die Richtung, die sie nun einschlugen, um diese Kostprobe der Fähigkeiten der Truppe, die als Vorgeschmack dienen sollte, um den Burgherrn von sich zu überzeugen, ebenfalls mitzubekommen.
Der Barde war ein Mann von Roberts Größe und Williams Alter. Er trug ein weißes reich besticktes Hemd, das ein Jabot und üppige Rüschen an den Ärmeln zierten. Darüber trug er einen dunkelbraunen Rock mit Revers aus cremefarbener Seide. Die Kniehose war aus dem gleichen Stoff wie der Rock und die Schnallen seiner Schuhe waren auf Hochglanz poliert.
Aufgrund seiner Aufmachung wirkte der Mann in der Menge irgendwie deplatziert. Er schien eher an den französischen Königshof zu gehören als hier in die Burg eines Highland-Clans, wobei dieser Eindruck sicher mitunter von der Sprache, in der er nun sang, ausgelöst wurde. Doch ihm schien es nichts auszumachen, wo er seine Kunst vorführte, denn er sang mit der gleichen Hingabe, als stünde er tatsächlich vor dem König selbst. Oder vielleicht eher vor der Königin, denn dieser blonde Mann mit den feinen Gesichtszügen schien ganz eindeutig für eine Frau zu singen.
„Würd’ gern wissen, wen er da so anschmachtet“, sagte William schmunzelnd, nachdem er alle Informationen, die sich ihm geboten hatten, an Robert weitergegeben hatte.
„Aye, dafür brauch ich ihn weder zu sehen, noch zu verstehen, um zu wissen, dass der Junge, da irgendeiner schöne Augen macht“, erwiderte Robert. Er konnte zwar etwas Französisch, doch um das Lied zu verstehen, reichte es bei Weitem nicht aus.
„Wenn der sich auf jeder Burg so schnell in ein Mädel verguckt, hat er aber kein einfaches Leben.“
Die Männer schmunzelten über Williams Bemerkung, während dieser sich vergeblich den Hals
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