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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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Runde und einige der Mädchen kicherten beim Anblick der Rose in seiner Hand.
         Er grinste angesichts der Reaktion der Mädchen und wartete geduldig, bis sie von ihren wie auch immer gearteten Gedanken Abstand genommen hatten und ihm antworteten.
         „Sie ist im großen Saal“, antwortete Fanny schließlich und William musste zufrieden feststellen, dass Mrs. Jenkins wohl wieder die Anwesenheit des Mädchens in der Küche duldete.
         Er bedankte sich und drehte sich bereits fort, um sich auf den Weg zu Kate zu machen, als Janet, ein dürres, kleines Mädchen, das Wort ergriff.  
         „Sie und Jean singen zusammen am Kamin!“, rief sie ihm mit ihrer dünnen Stimme hilfsbereit hinterher und ihre Worte ließen William augenblicklich innehalten.
         Ihm war plötzlich, als hätte er eben versucht durch eine geschlossene Tür zu laufen und einen Augenblick lang blieb er wie vom Donner gerührt stehen. Janets Stimme war, wie bereits erwähnt nicht sehr kräftig, doch es gab keinen Zweifel an dem, was sie eben gesagt hatte, dafür dröhnten ihre Worte zu deutlich in seinen Ohren wieder. Das hielt William jedoch nicht davon ab, sich noch mal zu vergewissern.
         „Jean, der Barde?“, fragte er, auch wenn er sich bewusst war, wie unsinnig diese Frage war, denn es gab niemand anderen in der Burg, der diesen Namen trug.
         „Aye, sie sitzen jeden Tag dort und üben wie die Verrückten“, antwortete Lilly ihm auf seine Frage und landete damit den nächsten Schlag mitten in sein Gesicht und das innerhalb von nur einer Minute.
         Wie benommen stand William da und starrte die Mädchen an, die sich mittlerweile in Schwärmereien für die Sangeskünste des Franzosen verstrickt hatten. „Jeden Tag“, hatte Lilly gesagt, sie verbrachte jeden Tag mit diesem Schweinehund und sagte ihm das noch nicht einmal. Blinde Wut ergriff ihn und er zermalmte die Rose in seiner Hand, wobei er die Dornen, die sich dabei in sein Fleisch bohrten, noch nicht einmal bemerkte.
          Blut tropfte von seiner geballten Faust zu Boden und William erwachte plötzlich aus seiner Lethargie. Die Mädchen schnatterten noch immer wild durcheinander und so nutzte er die Chance, um sich schnell aus dem Staub zu machen, ehe eine von ihnen seine Verfassung bemerken würde. Er verließ die Küche über den Gang, der direkt in den großen Saal führte, und steuerte den Eingang an. In dem Torbogen blieb er stehen und sah mit eigenen Augen Lillys Worte bestätigt.
         Kate saß tatsächlich mit Jean da und sie schienen sich köstlich zu amüsieren!
         Ohne sich bemerkbar zu machen, drehte William sich auf dem Absatz um und entfernte sich von der Tür.
         Sein Gesicht war eine starre Maske, als er Marcus’ Arbeitszimmer erreichte.
         „Komm rein!“, erklang die tiefe Stimme des Hünen und William tat wie ihm geheißen.
         „Sieh nur, ich habe heute ein Paket erhalten“, sagte Marcus mit einem breiten Grinsen und kam um den Schreibtisch herum, um William das kleine Kästchen mit den vier Schachfiguren zu zeigen. Es waren je zwei wunderschön gearbeitete Könige und Königinnen, die Marcus in Auftrag gegeben hatte, als sie in Edinburgh gewesen waren und die er William zum Geschenk machen wollte. Als er jedoch vor seinem Freund stehen blieb, fiel ihm dessen Missstimmung auf.
         „William, ist etwas nicht in Ordnung?“, fragte Marcus alarmiert und blickte seinen Freund forschend an.
         „Nein, keine Sorge“, erwiderte William, da er jedoch merkte, dass Marcus ihm das nicht abnahm, fügte er noch hinzu: „Mir ist einfach nicht wohl, vielleicht sollte ich mich in mein Gemach zurückziehen.“ Die Worte kamen stockend über seine Lippen und er tat sein Möglichstes, um seine Fassung nicht zu verlieren, während er die quälenden Bilder, die seit Janets Offenbarung durch sein Hirn spukten, in Schach zu halten versuchte.
         „Aye, geh nur. Das hier kann auch warten, bis es dir wieder gut geht. Komm dann einfach zu mir, ja?“, entgegnete Marcus nicht ohne Sorge und nach einem kurzen Nicken verließ William das gemütlich erleuchtete Gemach und trat in den kalten und dunklen Flur hinaus. Dort machte er sich auf direktem Wege in sein Gemach, und als er in diesem ankam, nahm er auf einem Stuhl Platz und wartete.
        
         Kate war in ein Gespräch über verschiedene Kräuter und ihre Wirkung mit ihrer Mutter vertieft, was sie jedoch nicht davon

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