Abschied nehmen
sich mühevoll zurück.
Währenddessen hatte William sich vor seinem Opfer aufgebaut und blickte mit versteinerter Miene auf ihn hinab. Hinter der starren Maske tobte ein ungeheurer Hass in ihm.
„Nimm schon mal Abschied von dieser Welt, denn lange wirst du hier nicht mehr verweilen!“, zischte er dem am Boden liegenden Mann schließlich entgegen und zog Jamies Dolch.
„Gebt ihm eine Waffe!“, wandte er sich an die Menge, denn es wäre unehrenhaft, einen unbewaffneten Mann, ganz gleich, welcher Abschaum er in seinen Augen war, zu töten.
Die Waffe würde ihm zwar nicht viel nutzen, dachte William und sah diese Erkenntnis auch in Hans’ Gesicht bestätigt, doch dieser kam trotzdem auf den Franzosen zugelaufen und gab ihm ein Messer.
William wartete geduldig bis Jean kampfbereit war, doch vom Kampf konnte keine Rede sein. Der erste Angriff den William führte, brachte bereits den gewünschten Erfolg und Jeans Körper glitt mit durchschnittener Kehle zu Boden. William wischte sich den Dolch am Kilt ab und steckte ihn wieder ein, dann wandte er sich ab und ließ den toten Sänger achtlos liegen.
Die Menge zog sich befriedigt zurück, und als William bei Kate angelangt war und sie mit einem verzweifelten Blick an sich gezogen hatte, waren sie bis auf die vier Gaukler, die sich um die Beseitigung des Toten kümmerten, allein im Hof. Sie zitterten beide, während sie dastanden und einander trösteten und die Worte sprudelten nur so aus William heraus.
„Himmel, Kate, ich war so abscheulich zu dir. Ich weiß einfach nicht, was in mich gefahren ist. Mein Verstand hat einfach ausgesetzt, aber als ich dich heute Nachmittag mit ihm gesehen habe, wie ihr vor dem Kamin gesessen habt, da habe ich mich so hintergangen gefühlt von dir, dass ich einfach durchgedreht bin. Ich habe mir alles Mögliche vorgestellt, was ihr hinter meinem Rücken gemacht habt und es hat mich beinahe um den Verstand gebracht.“
Er hielt kurz inne und schluckte mühevoll.
„Kate, ich liebe dich über alles, ich hoffe, du glaubst mir das nach diesen widerwärtigen Dingen, die ich dir an den Kopf geworfen habe. Ich habe mich selbst noch nie zuvor so gesehen und ich schwöre dir, dass es nicht noch mal vorkommen wird. Ich vertraue dir, wenn du mir sagst, dass du mich nicht betrügen würdest und ich hoffe, du kannst mir meine hässlichen Worte irgendwann vergeben, mein Herz“, schloss er, zog ihre Hände an seine Lippen und seine Augen füllten sich mit Tränen, als er die Abschürfungen an ihren Knöcheln sah, die sie sich bei dem Kampf gegen Jean zugezogen hatte. Er schluckte den Kloß in seiner Kehle hinunter und küsste ganz sanft, um ihr nicht wehzutun, jede ihrer Wunden.
Kate war nicht so stark und konnte ihre Tränen nicht so gut zurückhalten, wie es William gelungen war. Sie blickte wie durch einen Schleier auf das reuige und niedergeschmetterte Gesicht ihres Mannes hinunter und eine übermächtige Woge der Liebe überkam sie. Er hatte sie gerade vor einer Vergewaltigung bewahrt und den Mann, der es versucht hatte, getötet und machte sich Gedanken, weil er sie beleidigt und beschimpft hatte.
„Wir vergeben dir, William“, flüsterte sie unter Schluchzern und sein Blick wanderte erst zu ihrem Gesicht und dann zu ihrem Bauch.
Dann legte er ganz sanft und vorsichtig die Hand darauf und sie erkannte den gleichen Ausdruck, den sie, als sie ihm vorhin von ihrer Schwangerschaft erzählt hatte, nicht hatte einordnen können, da er schlicht zu flüchtig gewesen war. Doch nun sah sie ganz deutlich die Mischung aus Dankbarkeit, Zärtlichkeit und Liebe und diese ließ sie ihm tatsächlich vergeben.
25. Kapitel
Die Nachricht von Kates Schwangerschaft verbreitete sich in der Burg wie ein Lauffeuer. Immerhin würde für den Fall, dass Kate einen Jungen gebar, ein zukünftiges Clansoberhaupt bald das Licht der Welt erblicken und dies weckte in allen großes Interesse.
Kate gewöhnte sich schließlich daran, dass ihr jeder ständig auf den Bauch schaute und sich fortwährend nach ihrem Wohlergehen erkundigte. Auch fand sie sich damit ab, dass alle Mütter der Burg ihr alle Nase lang mit gut gemeinten Ratschlägen zur Seite standen. Immerhin erwiesen sich die meisten als brauchbar, auch wenn sie manche von ihnen nun schon so oft gehört hatte, dass sie sie bereits im Geiste mitsprechen konnte.
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